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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0713

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Ko. 80

k^LL,^1-M^L8 (^vv.l08^.

6ZZ

Der empfindliche Pabst.

Minder Hl. Vater/ welcher sich durch
dieseZeitung nicht anders/als von einem
Donnerschlage / getroffen fülte/ und darüber
uicht trösten tunke / schrieb sehr empfindliche
Briefe an den Käyser/ in welchen er bittere Kla-
gen über ihn führte/daß er seiner grossen Gütig-
keit so sehr mißgebraucht hette/ in der Reise / zu
welcher er sich/ mit einem theuren Eyde/verbun-
den hatte / dieselbe aber von einer Zeit zur ande-
ren außgesetzt/ welches die eintztge Ursache / von
dieser fchmertzllchenWunde sey/welche dieChri-
stenheit/durch den grossen Verlust in Egypten/
empfangen habe: Ermahnte ihn auch dabey/
dieses Versehen / durch eine schleunige Vollzie-
hung zu verbessern / umb mit seinen Hülffs-
Lrouppen / welche er so maunichmahl verspro-
chen hette/ nacher Syrien fort zu eilen: Bezeu-
gete auch dabey / daß/ woferne er diesem nicht
nachkommen/und die Welt/mit sernerEntschul-
digung länger bekriege solke/würde er;hn/durch
die gantze Christenheit verbgnnen/und als einen
Heiligschänder / und Verbrecher der Gekübten/
so er Gott gerhan/öffentlich außruffen lassen.
In Gegenthei! erklärtekriciericbchaß dieGa-
leen vonItalien/wie auch die deutschenKrieges-
Lrouppen/und was er sonst nacher Damiata ge-
sant/ditWichtigkeit derSache so ihn verpflicht/

den Krieg in Sicilien zu führen / genügsame
Entschuldigung were; grämte sich jedennvch auf
das eufferste/ über dieseVriefe/undDrauungen:
Weiler aber mächtig war / des Hohns/und der
DrämWorte ungewohnt/auch über das / in al-
len seinen Unternehmungen / das Glü-ck auff sei-
ner Seiten hatte/ wurde er trotziger / und brach
öffentlich mit dem Pabste / legte auch würcklich
die Hand an die Länder des Kirchen-Staats/
welche er vorgab/dem Reiche zugehörend; ver«
jagete auch einige Bischöffe/ die ihm verdächtig
waren/aus demKönigreichNeapolis un Sicili-
en; und benennte fernem Gefallen unGutdünckk
nach andere/verneürende dadurch die alte Vor-
rechte/derKönige vonNeapolis un Sictlte/wel«
che vorgabe/daß ihne solchRecht eigentlich zuke-
me: Dieses alles zu rcchtfertige/hielt er eine lan-
ge Rede/ inculpirenäe die Unrechtfertigkeit der
Päbste/ Innocenrit und Honoris welcher abson-
derlich/viele ungerechte Dinge/vsn ihme begeh-
ret hette / welche er auch gezwungen / und wider
seinen Willen abstehen müssen / um von ihm die
Käyserliche Crone zu empfangen/ welche man
rechtmässiger Weise nicht weigern kuttte/ zu se-
tzen auff das Haupt eines Käysers / der so weiß-
lich erkohren / und albereitszweymahl gekronet
war. Wie nun


Der sehr gequälte Pabst

It seinen dräuen und höhnen / bey Käyser
rriöelicken, nichts außrichten kunte/ un-
geacht er sehr weise / und eines liebreichen Gei-
stes war, wolte er dennoch dieSachen nicht auf
das eusserste kommen lassen: Er gcdachte/daß
er Vater were; und daß ein Sohn / ob er gleich
in einige Widerspenstigkeit verfiele / jedennoch
weder Fremdling/noch ^eind sey / so lange man
Hoffnung habe/ ihn wiederum zu seiner Pflicht
zu bringen. Er bezog sich auff die Klagen der
Saumseeligkeit/undVerzögerUngenkriäericbs,
mit einer holdreichen Liebligkeit und Krafft/ zu
lom. v.

antworten/ in einem langen Briefe/ so er an ihn
schrieb/welcher eigentlicher zu Reden/mehr eine
^pvloZiL oder Schutz>Rede/als einBrieff war/
den Zweg und den Vorsatz/ wie auch die Väter-
liche Auffsicht auff diesen Fürsten / darinne zn
mLnurcnircn. Er vermahnte ihn fernerweit/
auch in andern Briefen/ welche voll waren / von
Begünstigung und geneigten Willen / anzeigen-
de/daß er Bedrucken wolle / daß er/ als Römi-
scher Käyser/ ein Beschirmer der Kirchen sey;
Und daß er seine Mutter/nicht mit Füssen treten
müsse/ und sie ihrer Freyheiten berauben; daß
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