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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0541

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yhngeachtet aller Mühe / solche Unordnung
nicht hindern tönten, > als ein kluger
Soldat/ merckte bald/ daß die Beute seine Fein-
De von der Verfolgung seines Lagers abhielte/
sammlete derhalben in möglichster Eil / einige
seiner Lroupen / welche in kurtzem sich so ver-
mehreren / daß er einen ansehnlichen Haussen
hatte. Von dem gantzen Christlichen Heer war
nun niemand als der Groß- Meister der Tem-
pel-Herren im Felde zu sehen/ welcher ohne an
den Raub zu gedencken/mit denseinigen den
Sieg in guter Ordnung verfolgete. Weil nun
SalLäin unvergleichlich starcker als derselbe war/
so grieff er ihn an / und nach einem hefftigen
Streit brachte er ihn auf die Flucht/ in welchem

Gefechte der Groß-Meister selbst / nebst vielen
seiner besten Leuten blieb Salackn verfolgete
sein Glück/ und gieng gerades Wegsauff sei«
verlassenes und mit Beut- gierigen Christen an-
gefülltes Lager loß / worin die Soldaten foge-
schäfftig waren/ daß sie von der vorgegangenen
^Äion nicht einmahl etwas gemercket hatten.
Das unverhoffte Kriegs-Geschrey der andern*
genden Feinde/ machte sie aber bald munter/
un wurden endlich durch derOffieirer ernstlich?
Fleiß noch einigeHauffen inOrdnung gebracht/
welche dann mit dem Feinde in ein so hartes
Gefechte geriethen/ daß man bereits an Christl.
Seiten wieder Hoffnung zum Siege erlangte.

Der belachens-würdige Zufall.

WNdem nun akleszumWaffen griff/dieDeut-
Dk scheu laber sich gerne erst ihrer Beute ver-
Kchern wollen/ begab es sich daß das beste Pferd
von allen eroberten/ den Zügel abstreiffte und
durchging ; alsobald liessen einige Soldaten
hinter dasselbe / umb es wieder zu holen/ denen
so fort mehr folgeren. Als nun einige derjeni-
gen/so bereits mit dem FeindeHandgemein wa-
ren/ dieses unordentliche gerenne sahen und die
Bedeutung nicht wüsten/ bildeten sie sich ein/
Daß sie vom Feinde umbringet waren / und weil
sie zu gleicher Zeit dieMenge der Lauffenden/sich
vermehr? sahen/welche mit vielem Geschrey fast
ohne Odem dem Pferde folgeren/ da wurde ihre
Einbildung gestärcket/kehrete darauff ihreFein-
den den Rücken / und liessen den bereits erhalte-
nen Sieg aus den Händen. Gleich wie es nun
gemeiniglich geschiehet / daß eine Unordnung
mehrere nach sich ziehet/ so gieng es auch hier
zu; Dann indem der eine Haussen flöhe / frag-
te der andere: Was ist zu thun? und als je-
mand antwortete: es waren die aus der Stadt
ins Christl. Lager gefallen; so wurde diefesGe-
röchte alsofsrt durchs gantze Heer verbreitet/
worauffein jeder aus scinerOrdnung undGlied
«iche/theils umb das Lager/theils umb ihr Lebe
zu salviren/also/ daß/daferne Gottfried von Lu-
Mnän und^b ä'^vcE mit ihren Hausse«

nicht herzugekommen / und die Türcken vom
Nachjagen der Flüchtigen gestützet / auch sie
selbst in die Flucht getrieben hatten / selbige«
Tag alles würde seyn verlohren worden. Und
also endigte sich diese wunderliche Schlacht/ de-
ren Viäorie sich ein jeder Theil zuschreiben tvöl-
te; und zwar wollen die Christen die Ehre des-
selben haben/ weil sie der Türcken Lager erobert
und geplündert hatten ; Hingegen eigneten die
Türcken sich selbige darumb zu/weil sie dieChri-
sten geschlagen und biß in ihr Lager verfolget
hakten. Nichts destoweniger war der Türcken
Verlust weit grösser als der Christen r denn die»
se könnten nicht mehr als etwa 2000 Kriegs-
Knechte zehlen / welche sie nebst den Groß-Mei-
ster des Tempels und seinen Rittern verlohren
hatten/ dahingegen 8LlL6in nicht allein seinen
ältesten Sohn Mirasalion / seinen Vetter Te-
kedyn / seinen General Lieutenant Migebat
nebst die meisten seiner Officierer sondern auch
eine grosse Menge gemeiner Soldaten auff dem
Wahl-Platz hinterlassen hatte. Die Christen
sambleten sich folglich wieder/und machten An-
staltzur formlichenBelagerung/damit sie durch
ihre Tapferkeit den begangenen Fehler wieder
außwischen mochten / welches ihnen doch vo«
Lalaäin schwer gnug gemachet wurde.
 
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