ALLä'rroNLS OvkIOZM.
656'
ten. Diese hefftige )aoluile wirckte demnach
nichts gutes/ sondern gedie endlich dahin / daß
die erzürnten Brüder numehr suchten / ihren er-
höheren Bruder mit Gisst von dieser hohen Eh-
re und von seinem Leben zu heissen; und damit
solches destv unvermerckter zugehen möchte / lu-
den sie ihn gantz freundlich und auffdie holdse-
ligste Weise zu Gaste; und legeten / nach Arts-
cer listigen Vogelsteker/nebst denen lieblichsten
Pftlffen auch den verborgenen Todes-Strick:
denn sie vermischten die Speisen mit dem stär-
ksten Gisste/ welches sie aber doch so verschwie-
gen nicht thun kunten/ daß nicht die Königliche
Printzessin davon Nachricht erhalten/welche so
fort nach dem Panquet-Hause sich verfügte/ um
den unschuldigen Printzen sein Leben zu retten;
Zudem er nun in jirocinÄu war/ den ersten To-
des-Bissen zu sich zu uehmen/machte die Königs.
Printzessin vor demFenster ein solch Geräusche/
Laß er die Hand so gleich von der Schüssel zu-
rücke zoge/uud nachdem er einen so nachdenckli-
chen Winck erhalten/ jagete er so gleich den Bis-
sen einem Hunde in den Halß / bey welchen sich
Die verborgenen Todes-Früchte balde eufferten;
daher er endlich gegen seine treulose Brüder im
Zorneaußbrach und sageke: O Sitten! O ihr
Zeiten! wie haben wir numehr die betrübtsten
Stunden erlebet/ an welchen man die grausam-
sten Laster ündMordthaten für Tugendenver-
kauffen will/ in welchen die Ehre derer die red-
lich und auffrichtich handeln wollen/ zu Schan-
den wird. Ein Feind und boßhafftiger Mensch/
welcherRoseu in Händen und Dornen im Her-
tzen Lräget/ gehet einen Weg / der ihn zum Ver-
derbe« und Untergange leitet. So bald er diese
Rede vollendet/ stund er auff und verließ die
treulosen Brüder / welche ihn jedoch nachge-
Hends je mehr un^ und von der
Zeit an sein hohes König!. Stadthalter-Ampt
im Friede besitzen lassen.
So kan sich als ein Schaaf/ offt mancher red-
lich stellen /
Und sucht doch als einWolff/uns hinterrücks
Zufällen.
Wer ohne Tugend sich/will in die Höhe schwin-
gen/
DerwirdmitSchimpff und Spoktj sich selbst
zu Falle bringen.
In diesen allen blieb des Königes Gemüthe
gegen den Printzen gantz auffrichtig und unver-
ändert: So tonten auch die treulosen Brüder
nichts weiters außrichten/zumahl sie derKönig/
ihres frevelhafftigen Unternehmens halber/hark
bcstraffte/ sagende: Ihr wisset/ daß ihr unbe-
dachtsame Menschen an jenen Tage werdet Rc-
chenschafft geben müffen/was ihr gutes oder bö-
ses gethan habt: Man wird nicht fragen / von
wem bist« gebohren / oder wer ist dein Vater
gewesen ? Sondern man wird fragen: Was ist
deinThun und Lassen gewesen ? Was werdet ihr
so dann antworten können/werden alsdann eure
Laster nicht aufftreteu / und euch in Gegenwart
eines gestrcngenRichters verdammen? Oenckek
ihr/daß ein anderLeben nach diesen folgen wird/
so dencket auch an dreBelohnung und Straffen/
so unaußbleiblich auff eure Thaten folgen wer-
den.Ihr wlffet/daß derAdel undFürsten-Stand
zwar bey denPersern in groffemAnsehen ist/uud
daß in Auffnehmung und Beförderung einer
Persohn / bloß auff seineTugeud und Tapffer-
keitgesehen wird/gleich ihr noch neulich an eu-
rem jüngsten Bruder erlebet habet/welchen ihr /
O Schande und Laster! gantz listiger Weise/
vom Leben Helffen wollen: Meinet ihr / daß
dieses der Weg zur Ehre und Tugend sey/
so werdet ihr euch weit betrogen finden: Den«
wenn der Mensch / weder in Tugend noch
Wohlthaten sich thätig erzeiget/ was Unter-
scheid ist denn zwischen ihm und einem wilden ,
Lhiere?
Viel besser eine Schlang / als ein solch Kind
gebohren/
An dem all Zucht und Ehr / all Hoffnung ist
verlohren;
Das seinen Eltern macht vorsetzlich mit de*
Zeit/
An statt der Freud und Trost/ nur lauter Herr
tzeleid.
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ten. Diese hefftige )aoluile wirckte demnach
nichts gutes/ sondern gedie endlich dahin / daß
die erzürnten Brüder numehr suchten / ihren er-
höheren Bruder mit Gisst von dieser hohen Eh-
re und von seinem Leben zu heissen; und damit
solches destv unvermerckter zugehen möchte / lu-
den sie ihn gantz freundlich und auffdie holdse-
ligste Weise zu Gaste; und legeten / nach Arts-
cer listigen Vogelsteker/nebst denen lieblichsten
Pftlffen auch den verborgenen Todes-Strick:
denn sie vermischten die Speisen mit dem stär-
ksten Gisste/ welches sie aber doch so verschwie-
gen nicht thun kunten/ daß nicht die Königliche
Printzessin davon Nachricht erhalten/welche so
fort nach dem Panquet-Hause sich verfügte/ um
den unschuldigen Printzen sein Leben zu retten;
Zudem er nun in jirocinÄu war/ den ersten To-
des-Bissen zu sich zu uehmen/machte die Königs.
Printzessin vor demFenster ein solch Geräusche/
Laß er die Hand so gleich von der Schüssel zu-
rücke zoge/uud nachdem er einen so nachdenckli-
chen Winck erhalten/ jagete er so gleich den Bis-
sen einem Hunde in den Halß / bey welchen sich
Die verborgenen Todes-Früchte balde eufferten;
daher er endlich gegen seine treulose Brüder im
Zorneaußbrach und sageke: O Sitten! O ihr
Zeiten! wie haben wir numehr die betrübtsten
Stunden erlebet/ an welchen man die grausam-
sten Laster ündMordthaten für Tugendenver-
kauffen will/ in welchen die Ehre derer die red-
lich und auffrichtich handeln wollen/ zu Schan-
den wird. Ein Feind und boßhafftiger Mensch/
welcherRoseu in Händen und Dornen im Her-
tzen Lräget/ gehet einen Weg / der ihn zum Ver-
derbe« und Untergange leitet. So bald er diese
Rede vollendet/ stund er auff und verließ die
treulosen Brüder / welche ihn jedoch nachge-
Hends je mehr un^ und von der
Zeit an sein hohes König!. Stadthalter-Ampt
im Friede besitzen lassen.
So kan sich als ein Schaaf/ offt mancher red-
lich stellen /
Und sucht doch als einWolff/uns hinterrücks
Zufällen.
Wer ohne Tugend sich/will in die Höhe schwin-
gen/
DerwirdmitSchimpff und Spoktj sich selbst
zu Falle bringen.
In diesen allen blieb des Königes Gemüthe
gegen den Printzen gantz auffrichtig und unver-
ändert: So tonten auch die treulosen Brüder
nichts weiters außrichten/zumahl sie derKönig/
ihres frevelhafftigen Unternehmens halber/hark
bcstraffte/ sagende: Ihr wisset/ daß ihr unbe-
dachtsame Menschen an jenen Tage werdet Rc-
chenschafft geben müffen/was ihr gutes oder bö-
ses gethan habt: Man wird nicht fragen / von
wem bist« gebohren / oder wer ist dein Vater
gewesen ? Sondern man wird fragen: Was ist
deinThun und Lassen gewesen ? Was werdet ihr
so dann antworten können/werden alsdann eure
Laster nicht aufftreteu / und euch in Gegenwart
eines gestrcngenRichters verdammen? Oenckek
ihr/daß ein anderLeben nach diesen folgen wird/
so dencket auch an dreBelohnung und Straffen/
so unaußbleiblich auff eure Thaten folgen wer-
den.Ihr wlffet/daß derAdel undFürsten-Stand
zwar bey denPersern in groffemAnsehen ist/uud
daß in Auffnehmung und Beförderung einer
Persohn / bloß auff seineTugeud und Tapffer-
keitgesehen wird/gleich ihr noch neulich an eu-
rem jüngsten Bruder erlebet habet/welchen ihr /
O Schande und Laster! gantz listiger Weise/
vom Leben Helffen wollen: Meinet ihr / daß
dieses der Weg zur Ehre und Tugend sey/
so werdet ihr euch weit betrogen finden: Den«
wenn der Mensch / weder in Tugend noch
Wohlthaten sich thätig erzeiget/ was Unter-
scheid ist denn zwischen ihm und einem wilden ,
Lhiere?
Viel besser eine Schlang / als ein solch Kind
gebohren/
An dem all Zucht und Ehr / all Hoffnung ist
verlohren;
Das seinen Eltern macht vorsetzlich mit de*
Zeit/
An statt der Freud und Trost/ nur lauter Herr
tzeleid.