Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0403
DOI Artikel:
Schiebelhuth, Hans: Bau-Schaffen und Bau-Lust
DOI Artikel:Lux, Joseph August: "Vom Glück"
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INNEN-DEKORATION
383
gemeinnütz. MI P. behrens
deutsche H ■ frisiertisch
hausrat- deutsche
werke m.bJH. werke a.-o.
ihn bedroht ist einmal die Zeit-
lichkeit, der Wandel, das Ge-
schehen, der Tod, ist zum
andernmal die Räumlichkeit,
die Erde, der Himmel, die trotz
Tod unveränderte Gestalt des
Seins. Die zeitliche Bedrohung
erschreckt ihn, sobald er merkt,
daß er heute nicht mehr dort
ist, wo er gestern war, daß
etwas, was ihn heute freut,
morgen nicht mehr sein wird.
Er hat Angst, daß der Himmel
hereinbricht, daß ihm das
Leben davonläuft. So will er
das Leben festhalten und sich
einen eignen Himmel über sein
Haupt bauen. Die räumliche
Bedrohung erschreckt ihn, da
er die Unendlichkeit entdeckt
Und er, der die Ruhe suchte,
schützt sich vor seiner eignen
Unruhe, indem er sich festsetzt
und siedelnd seiner Baulust
Genüge tut. — Diese Darstel-
lung mag anfechtbar sein,
jedenfalls ist sicher, daß um die
Anfänge des Bauschaffens ge-
nau wie heute ein drängendes
Bedürfnis von außen und eine
treibende Notwendigkeit von
innen den Menschen veranlaßt
•
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»VOM GLÜCK«.
Das Verlangen nach dem
Glück wäre nicht so all-
gemein, nicht jeder Seele so
intensiv eingeboren, wenn es
nicht im letzten Grunde ein
Geistiges wäre. Wir wissen
nicht, wie es in Wirklichkeit
aussieht. Oft sieht das Glück
dem Unglück verzweifelt ähn-
lich. Wir ahnen es nur nicht
immer, und wenn wir seine
Segnungen verspüren, dann ist
es gewöhnlich schon vorüber.
Diese Stunden, Tage, Jahre
gehäuften Mißgeschicks,—sie
waren meine Freunde, meine
Genien, die Bildner meiner
Seele. Sie waren das Glück.
Aus ihren Händen empfing ich
den Reichtum, der unverlier-
bar ist, der nichts Totes ist,
weil er wie alles persönliche
Erfahren und tiefe Erleben
fortwirkt und alle Stunden und
alleTagemit unsichtbaren,kun-
digen, gütigen, wundersamen
Händen an dem Lebens-
Hause mitbauen hilft.
Alles Leid ist Glück, wenn es
der Seele hilft, fruchtbar
haben, sein Haus zu bauen, s. peter Behrens, kommode, ausf.: deutsche werke zusein., joseph aug. lux.
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gemeinnütz. MI P. behrens
deutsche H ■ frisiertisch
hausrat- deutsche
werke m.bJH. werke a.-o.
ihn bedroht ist einmal die Zeit-
lichkeit, der Wandel, das Ge-
schehen, der Tod, ist zum
andernmal die Räumlichkeit,
die Erde, der Himmel, die trotz
Tod unveränderte Gestalt des
Seins. Die zeitliche Bedrohung
erschreckt ihn, sobald er merkt,
daß er heute nicht mehr dort
ist, wo er gestern war, daß
etwas, was ihn heute freut,
morgen nicht mehr sein wird.
Er hat Angst, daß der Himmel
hereinbricht, daß ihm das
Leben davonläuft. So will er
das Leben festhalten und sich
einen eignen Himmel über sein
Haupt bauen. Die räumliche
Bedrohung erschreckt ihn, da
er die Unendlichkeit entdeckt
Und er, der die Ruhe suchte,
schützt sich vor seiner eignen
Unruhe, indem er sich festsetzt
und siedelnd seiner Baulust
Genüge tut. — Diese Darstel-
lung mag anfechtbar sein,
jedenfalls ist sicher, daß um die
Anfänge des Bauschaffens ge-
nau wie heute ein drängendes
Bedürfnis von außen und eine
treibende Notwendigkeit von
innen den Menschen veranlaßt
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i—---—-1-
»VOM GLÜCK«.
Das Verlangen nach dem
Glück wäre nicht so all-
gemein, nicht jeder Seele so
intensiv eingeboren, wenn es
nicht im letzten Grunde ein
Geistiges wäre. Wir wissen
nicht, wie es in Wirklichkeit
aussieht. Oft sieht das Glück
dem Unglück verzweifelt ähn-
lich. Wir ahnen es nur nicht
immer, und wenn wir seine
Segnungen verspüren, dann ist
es gewöhnlich schon vorüber.
Diese Stunden, Tage, Jahre
gehäuften Mißgeschicks,—sie
waren meine Freunde, meine
Genien, die Bildner meiner
Seele. Sie waren das Glück.
Aus ihren Händen empfing ich
den Reichtum, der unverlier-
bar ist, der nichts Totes ist,
weil er wie alles persönliche
Erfahren und tiefe Erleben
fortwirkt und alle Stunden und
alleTagemit unsichtbaren,kun-
digen, gütigen, wundersamen
Händen an dem Lebens-
Hause mitbauen hilft.
Alles Leid ist Glück, wenn es
der Seele hilft, fruchtbar
haben, sein Haus zu bauen, s. peter Behrens, kommode, ausf.: deutsche werke zusein., joseph aug. lux.