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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Koch, Alexander: Billige, einfache - aber geschmackvolle Wohnungs-Einrichtungen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0023

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Januar-Heft. Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration. Seite 9-

^illige. einfach^ — aber geschmackvoll^ ^dulZNUNgs-Minrichtmrgen.

(Krgeöniß des 'Z'reis-Ausschreibens unserer JeitfcHvift.) cscklutz von Seü° ?.)

-^M§)ir konnten es uns nicht versagen „außer Konkurrenz", indeß
im Sinne unseres Preisausschreibens diesem Hefte noch
eine Schlafzimmer-Komposition von unserem bekannten Mit-
arbeiter, Architekt Her-
mann Werke, dem
Schöpfer des „vornehmen
deutschenHauses", aus einer
Extra - Kunstbeilage im
zweiten Bogen beizugeben.

Das gotisirende Mo-
biliar ist mit nur mäßigem
Schmuck bedacht. Die vor-
theilhafte Vertheilung der
von der Hausfrau selbst
zu verfertigenden textilen
Beigaben mildert zugleich
die Massen des Holzes.

Es ist so recht das deutsche
Bett mit dem religiösen
Schmucke. Die praktische
Wandnische, der verständig
konstruirte Waschtisch, die
Truhenbank, das Kleider-
gelaß, sowie die übrigen
Gefach- und Sitzmöbel
stimmen harmonisch zu-
sammen und geben dem
Raum seine wundervolle
Stimmung. Der Fries mit
dem Wellenmotiv singt
gleichsam ein Schlaflied,
denn der gleichmäßige
Rhythmus wogender Wel-
len wirkt unwillkürlich ein-
schläfernd. Zn diesem
Raum liegt unstreitbar
Poesie und unendlich mehr,
als dieAlltäglichkeit hinein-
zulegen vermag: Kunst und
Dichtung! Allerdings setzt
sich auch Werle sorglos
über die Aufbringung des schnöden Mammons für die Verwirk-
lichung seines Entwurfes hinweg, — aber haben nicht auch einige
der übrigen Künstler mehr oder weniger hiergegen verstoßen? und
wir haben uns trotzdem mit ihnen vertraut gemacht! Zmmer
von Neuem möchte man diese Werle'schen Kompositionen studiren,
um neue Anregungen echt vaterländischer Ausdrucksweise im
deutschen Heim zur pflege der „Kunst im Hause" zu schöpfen.

Und nun zu dem Arbeitsraum der Frau, zu jenem Prüfungs-
raum, durch den die Liebe so stark beeinflußt werden soll, zur

Küche. Zhre Ausgestaltung ist für^Künstler gar keine so leichte
Aufgabe, denn eine Küche braucht in erster Linie viel Licht, einen
guten Herd und praktische Möbel. Bei Küchenmobiliar heißt es

mehr als sonstwo praktisch
zu sein, und die scharfe
Kritik der Frau übt hier
besonders Männern gegen-
über, mit Recht oder Un-
recht, herben Tadel. Doch
auch mit diesen Entwürfen
können wir vollauf zu-
frieden sein; der mit dem
ersten Preise gekrönte
Entwurf des Architekten
W. Müller-Leipzig, ab-
gebildet auf Seite s? unter
Nr. 5s9, erfüllt selbst die
geheimsten Wünsche einer
bereits 25 Zahre der Koch-
kunst selbstthätig obliegen-
den Bürgersfrau.

Das sind echte und
rechte Küchenmöbel, gefeit
gegen alle Püffe und Stöße I
Das muthet uns an wie
die ehrliche Arbeit des
berufsstolzen Landtischlers,
der für solche Mobilien die
geeignetste Kraft ist; eine
derartige Küche gibt dem
idyllischen Getriebe des
bürgerlichen „Vierzimmer-
Heims" erst den rechten
befriedigenden Abschluß!

Der Küchen-Entwurs
von Wilh. Zaiser (zum
Ankauf empfohlen), in
Abbildung Nr. 5s8 auf
Seite s6 wiedergegeben,
zeigt eigentlich schon mehr
die Ansicht einer — herr-
schaftlichen Küche. Zaiser hat fast bei allen seinen in diesem
Heft veröffentlichten Arbeiten die verfügbaren Mittel etwas über-
schritten; es scheint ihm beinahe schwer zu fallen, sich in kleine
Verhältnisse zu finden, und doch würden die hübschen Zaiser'schen
Küchenmöbel, der reizende Wandsries sich in einem kleineren Rauni
und einer schlichteren Umgebung noch besser ausnehmen, sie ver-
lieren sich zu sehr in diesem scheinbar kolossalen Raum.

Nach dieser kritischen Würdigung des vielseitigen und künst-
lerisch recht werthvollen Entwurfs-Materials, das einen außer-
 
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