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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Zimmermann, Ernst: Die Allgemeine Gartenbau-Ausstellung Hamburg 1897
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Statsmann, Karl: Alterthümer in der Wohnung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0229

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Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Oktober-Heft.

mit diesen Vasen energisch Front zu machen gegen die Geschmack-
losigkeiten, mit denen deutsche Fabriken noch immer den deutschen
Markt überschwemmen, und die leider auch auf dieser Ausstellung
nicht durch Abwesenheit glänzen. Für wenig Geld soll hiermit
auch den weniger bemittelten Kreisen die Möglichkeit gewährt
werden, sich in den Besitz erträglicher Blumenvasen zu setzen.

Abbildung Nr. ?o;. Pavillon im „Palmen-Garten" zu Frankfurt a. N.

Formen, Farben und Materialien sind daher die denkbar einfachsten,
der Reiz liegt vorwiegend in den geflammten, gemischten, ge-
sprenkelten Glasuren und für ein Spottgeld kann sie ein Zeder nach
Hause tragen; denn die Herstellungskosten sind die denkbar geringsten.
Hamburger Damen zeichnen aus Liebhaberei die Kontouren
derselben, ein Marburger Töpfer — ein Hamburger war nicht
dafür aufzutreiben! — brennt die Probeglasuren und die Damen
wählen dann aus. So sind und bleiben dies rein dilettantische
Erzeugnisse, die auf den Namen Kunst noch keinen Anspruch
machen können; aber sie sind doch besser als die heutige Industrie,
und darin steckt ihr Werth.

Zn dieser Zndustriehalle ist auch ausgestellt, was alles zur
Verschönerung und Erhöhung der Bequemlichkeit im Garten
dient. Mas die Verschönerung desselben anbelangt, so empfiehlt
es sich immer, so wenig als möglich derartiges hineinzusetzen.
Fremdartige Gegenstände passen nur schlecht in die eigenwillige
Natur hinein, Kunstwerke nur äußerst selten und es finden sich
daher auch nur selten welche in unseren modernen Gärten.
Kunstwerke sind daher auch so gut wie garnicht zur Aus-
stellung eingeschickt. Um so mehr die Dinge, die zur Erhöhung
der Bequemlichkeit im Garten und der anstoßenden Veranda
dienen; denn der Garten ist uns naturentfremdeten Großstädtern
nicht nur Schmuck, sondern noch mehr eine Stätte behaglicher
Erholung. Möbel, Lauben, Pavillons finden sich daher hier in
großer Anzahl, freilich ohne viel Neues zu bieten. Man ist, um
mit der Natur nicht zu kollidiren, sehr beschränkt in der Mahl
des Materiales und der Motive und das ewig sich Erneuernde

ist daher hier am wenigsten angebracht. Anknüpfend an die Natur
selber, kommt man entweder im Anschluß an die Pflanzen zu
größter Leichtigkeit, oder im Anschluß an die Erdmassen zur
massiven Schwere. Neben Grotten findet man durchbrochene
Pavillons, luftige Zelte aus Holz, Rohr oder Eisen, neben Bänken
und Tischen aus Stein und dickstämmigem Naturholz solche aus
feinem leichtem Rohr, dünnem Eisen und schlankem Holz. Keiner
hat hier so hübsche Möbel vorgeführt, wie die große Korbflechter-
firma Henning Ahrens, eine der ersten Deutschlands überhaupt.
Zn einem mächtigen aus Korb geflochtenem Pavillon hat er eine
Fülle von Korbmöbeln eigenen und fremden Fabrikats ausgestellt,
die zeigen, was man heute auf diesem Gebiete zu leisten vermag.
Als besondere Spezialität müssen dabei noch die reizenden gefloch-
tenen Blumenkörbe nach japanischen Mustern erwähnt werden,
die das Feinste darstellen, was heutzutage in Europa an Korb-
flechterei geleistet wird. Schade nur, daß sie so theuer sind und
noch kein rechtes Publikum gefunden haben!

Mit den Blumenvasen und Möbeln ist aber die Kunst für
den Garten hier erschöpft. Wozu hier auch so viel davon!
Zm Garten selber ist so viel Schönes, in der Behandlung der
Natur vermag der Mensch so viel Kunst zu entfalten, daß er
keine Fremdkörper in denselben hineinzusetzen nöthig hat. Und
dieses Schöne wird auch auf den Menschen nie seine Wirkung
verfehlen. Wer diese Ausstellung verläßt, trägt eine neue oder
eine verstärkte Liebe für die Natur im Herzen mit nach Hause
und er wird sie dort wahren, so lange er ein Mensch bleibt.
Blumen werden ihm erklärte Lieblinge bleiben, und Gärten
Stätten der Lust und Freude. Zu der Allgemeinen Gartenbau-
Ausstellung von aber wird er emporsehen wie zu einer

edlen Wohlthäterin, die ihm das Schöne auf Erden in unge-
ahnter Fülle enthüllt hat. Wird er je wieder eine solche Aus-
stellung zu Gesicht bekommen? Das ist die ängstliche Frage, die
hier Zeder an die Zukunft stellt. Aber in der Häufigkeit dieser
Frage liegt wohl die Gewähr, daß es noch wieder einmal eine
solche geben wird. Hoffen wir, daß bis dahin die enge Ver-
bindung des Gartenbaues mit echter wahrer Kunst, von der die
jetzige Gartenbau-Ausstellung ein so beredtes Zeugniß abgelegt
hat, in keiner Weise sich gelockert haben wird. —

Mlterthümlw in der

Skizze von Uarl Statsmann. <Zor,s-gg. a. d. Sextbr.-Heft.)

Endlich bedarf es aufmerksamen Beobachtens der Gegenstände,
^ des Erkennens ihres Werthes und schließlich ihrer Art, ihres
Stiles, um es kurz zu sagen. Dieser Stil wird vornehmlich
beruhen in der Grnamentirung, im Zug der Linien, in dem oben
Genannten, was das Eigenartige des Objektes ausmacht. Wer
dies erkannt, dem wird es selbst gelingen, Gegenstände verschie-
dener Stilarten zu Harmonie zu vereinen. Hierzu aber ist kunst-
geschichtliche Bildung nöthig, aber auch sie allein reicht wieder
nicht aus. Ohne das rechte Gefühl, den durch Beobachtung ver-
feinerten Geschmack wird man nicht auskommen.

Patrizierwohnungen — so wollen wir Wohnungen vornehmer,
alter Häuser nennen — schmücken sich vielfach durch ihre Gestalt
selbst. Da betreten wir eine geplattete Diele mit eingebauter
Holztreppe. Die Bodenplatten sind verwettert, die Treppe ist
vergraut, die Beleuchtung der Halle ist eine spärliche. Es ist ein
Leichtes, die Treppe reinigen und in Stand setzen zu lassen; viel-
leicht entfernen wir die schlechte Oelfarbe derselben und schälen eine
prächtige Eichenholztreppe heraus, welche durch etwas Oelung
oder Firniß neuen Glanz erhält. Die Bodenplatten ersetzen wir
durch neue oder durch schönen Mettlacher Fliesenboden, das
Fensterlicht verbessern wir. Mit einem Male zieht Licht, Glanz
und Vornehmheit in die Halle ein. Vielleicht ist für unsere Zwecke
diese Halle zu groß, dann stellen wir große alterthümliche Schränke
 
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