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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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O. W.: Pariser Korbmöbel
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Behandlung von Elfenbeinmasse
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0279

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Seite 2s0.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Dezember-Heft.

Die hübschesten sind entschieden die, bei welchen man beides, d. h.
Tisch und Etagsre, zu verbinden gesucht hat. Von zierlich
gebogenen Bambusstäben getragen, erheben sich zuerst zwei oder
mehr Platten und auf diesen sind eine Anzahl strohbelegter Bretter
übereinander aufgebaut. Ein Theil davon tritt ganz zurück, der
andere wieder mehr vor, es wechseln kürzere und schmälere mit
längeren und breiteren ab, wodurch die Einförmigkeit vermieden
wird, die sonst leicht zu befürchten gewesen wäre. Man zieht
im Großen und Ganzen gegenwärtig den einfach schwarz lackirten
Bambus nur mit vergoldeten Knotenstellen dem durchweg bron-
zirten, der leicht zu prunkvoll erscheint, vor. Die Enden werden
entweder schräg abgeschnitten oder laufen in vergoldeten Tannen-
zapfen aus. Noch hübscher ist es, sie auszuhöhlen und zum Auf-
nehmen kleiner Blumengläser geeignet zu machen. Man hat
allerdings besondere Blumenständer aus Bambus dafür, doch
hindert das nicht, daß man jetzt auch an Tischchen und Etagsren
die Möglichkeit gibt, sie mit Hlora's Kindern auszuputzen. Nur
an Stühle und Sofas hat sich diese Liebhaberei bis ckato noch
nicht herangewagt.

Die sogenannlen „englischen" oder llvs o'oloolv-Tischchen
stellt man jetzt mit einer gewissen Ausschließlichkeit in dem leichten
und zierlichen Bambus her. Einige Modelle bestehen in der
Hauptsache nur aus einem Bündel gekreuzter langer Stäbe, an
das nach allen Seiten hin kleinere und größere Platten ansetzen.
Dieselben zeigen die denkbar verschiedenste Horm, sind bald muschel-
förmig gebogen oder schüsselartig mehr oder minder tief aus-
gehöhlt, bald wieder haben sie die Gestalt von Körben. Sie
werden entweder gemalt und zwar am liebsten farbig auf Hellem
Goldgrund, wobei ein hübsches Blumendessin gewählt wird, oder
sie sind über glatter Holzunterlage mit einer fein geflochtenen
chinesischen Matte bedeckt.

Ein Genre — japanische Tischchen genannt — ist mit schwarz
lackirten geradlinigen Platten ausgestattet, die ein originelles Gold-
linienmuster in orientalischer Geschmacksrichtung aufweisen. Bei
einem anderen sind sämmtliche Platten hübsch ausgezackt, bei
einem dritten endlich weisen sie die Horm von Blumenblättern
auf und so gibt es noch viele der verschiedensten Variationen.
Man sucht sich an Erfindungsgabe förmlich zu überbieten und
dem Käufer kann die Wahl zwischen all den hübschen und
geschmackvollen Sachen mit Recht schwer fallen. Tischchen mit
Spiegelplatten mit großen vergoldeten Griffen an den Schmal-
seiten bilden eine unserer clsrmörss uouvsmtss, ebenso wie solche,
wo Platten mit an den Bambusenden an großen Ringen auf-
gehängten, zierlich geformten Strohkörbchen abwechseln, die zur
Aufnahme von Kuchen bestimmt sind. Nicht mehr neu, aber
immer sehr beliebt sind Bambustischchen mit herauszuziehenden und
aufzuklappenden größeren und kleineren Platten in großer Anzahl.

Unter den sonstigen Möbelstücken aus Bambus fällt eine für
den kleineren Empfangssalon eines Landhauses bestimmte Ein-
richtung Louis XV. als speziell sehr hübsch auf. Sie besteht aus
einem Miniatursofa, zwei Lehn- und zwei anderen Stühlen. Nur
die Einfassung ist übrigens aus Bambus, der schön gebogen für
das Mittelstück ini Rücken ein hochgehendes Ornament bildet,
während nach den Seiten zu die Lehne immer niedriger wird.
Zm Uebrigen ist Polsterung angebracht, die mit rosenrolhem
Damast überzogen wurde. Die sehr geschweiften Beine enden in
einer leichten Verästelung. Polsterkissen werden bei vielen Bambus-
möbeln für Sitz und Rücken nur einfach mit seidenen Bändern
aufgebunden, die Unterlage bildet dann glattes, vergoldetes, sehr
feines Strohgeflecht. Sehr hübsch sind Stühle mit derartigem
Stroheinsatz in Schild- oder Wappenform, um den herum oft bis
zu armdicke Bambusstäbe vielfache Verästelungen ergeben. Zn
Verbindung mit Holz kommt Bambus zu vollständigen Möble-
ments sehr viel vor. Bei einer Schlafzimmer-Einrichtung z. B.
in Eschenholz waren an den, Schrank, dem Bett rc. mit an den l

! Knotenstellen dunkler gefärbten Stäbchen ein hübsches Sternmuster
aufgelegt. Außerdem bildete Bambus die Einfassung und den
oberen stark verschnörkelten Aufsatz an sämmtlichen Sachen.

^ Ein vollständiger Luxusgegenstand ist die „bruvaillsuss", die
neuerdings in keinem Damenboudoir mehr fehlen darf. Vier
übereinander gekreuzte Bambusstäbchen, die vermittelst eines
! Scharniers sich zusammenklappen lassen, ergeben das Gestell.
Zwischen denselben hängt ein großer Beutel aus Seide, gesticktem
Sammt oder sonst welchem Stoff zum Aufnehmen einer Hand-
^ arbeit oder von Kleinigkeiten, die irgendwie im Wege sind,

^ bestimmt. Weiß lackirter Bambus wird ebenso oft dazu genommen
wie der ganz bronzirte oder braun polirte.

Zu den reizendsten Gegenständen, für die Bambus speziell
^ geeignet erscheint, gehören die Blumenständer, die einen überaus
effektvollen Zimmerschmuck abgeben. Man hat sie in Manns-
höhe und noch darüber hinausgehend. Am häufigsten ist die Horm
eines Baumes mit seinen vielen Zweigen und Verästelungen
gewählt. Zn der Mitte befindet sich ein größeres Tablette mit
Einfassungsrand, das zum Aufnehmen einer Zardinisre oder
^ größeren Palme dient. Um dieses herum, dasselbe nicht selten
noch überragend, gruppiren sich eine Anzahl kleinerer Blumen-
behälter, die in den schräg abgeschnitten und ausgehöhlten Bambus-
^ enden gewonnen werden. Dazwischen kommen der Abwechslung
halber auch einige größere vor. Ein Lampenständer oder Higuren-
resp. Vasen-Postament wird nicht selten mit einem derartigen
Blumenbehälter verbunden; die Lampe, Higur oder dergleichen
kommt dann in die Mitte an Stelle der Zardiniöre.

Ebenso wie für den eben erwähnten Gegenstand erscheint für
Vorzimmer-Einrichtungen kein Material praktischer, geeigneter
und hübscher als Bambus. Sogar der hohe bewegliche Pfeiler-
spiegel erhält Bambuseinfassung und Verzierung. Allerdings
wird meist auch noch Holz zu Hülse genommen. Kleiderständer
macht man besonders viel in Holz und Bambus. Ersteres bildet
die Rückwand, letzteres die Einfassung des ganzen sowie des zier-
lichen Spiegels in der Mitte, der bald in Hächerform, bald als
Wappenschild oder Halbmond schräg oder gerade eingesetzt wird.
Die Verschnörkelungen legen sich dicht um ihn herum, bald ein
zusammenhängendes Arabesken-, bald ein abgebrochenes Stern-
muster bildend. Man hat hell auf dunkel sehr gern und umge-
kehrt; Vergoldung wird nur sehr wenig angewandt, höchstens
an den Knotenstellen und Schnittflächen. Auch hierbei richtet man
letztere oft so ein, daß sie zur Aufnahme von Blumen dienen
können; einzelne Bambusenden sind zu dem Zwecke weit nach
vorn gebogen, mit ihrem duftigen Znhalt dem Eintretenden
gleichsam ein freundliches Willkomm bietend. O.

Behandlung von Elfendrinmaste. Reinigen von
Statuen. Um das Verstauben von Statuetten in Elfenbein-
masse zu verhüten, müssen diese oft mit einem reinen Pinsel
oder einem Hederwifch abgestaubt werden Hat sich Schmutz
auf den hervorlretenden Theilen der Gruppe angesetzt, so ent-
fernt man ihn mit einem reinen leinenen Lappen, der mit Wasser
oder Spiritus angefeuchtet ist; hat sich Staub in den Tiefen fest-
gesetzt, so pinselt man diese erst mit einem dünnen trockenen
Pinsel aus, nimmt dann Soda-Seife und lauwarmes Wasser
und wäscht mit dem Pinsel oder einer Bürste gründlich rein
(warmes Wasser ist der Elfenbeinmasse schädlich); die Seife wird
dann mit vielem Wasser abgespült. Zst eine Gruppe durch
langes Stehen sehr schmutzig, so bürstet man sie wie angegeben
und mit Bimssteinpulver ab, stellt sie auf ein Brett über eine
Wanne und spült mit Wasser mit der Bürste nach und bleicht
sie zwei Tage an der Sonne in freier Luft. Znnen hinein darf
kein Wasser kommen, daher man jedes Loch vorher sorgfältig
mit Watte zustopfen muß. Werkstatt--.)
 
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