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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Ein Englisches Boudvoir in Bambus
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Wallé, Peter: Die Dekoration der Feststraße: in Berlin am 22. März 1897
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0260

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Seite t9H-

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

November-Heft.

zeigten in reinen und reichen Farben gehaltene Malereien. Die-
selben athmeten vollendete Anmuth, jenen zarten Hauch der
Schönheit, der nur seelenvoller Auffassung und dem zarten Schmelz
des Kolorits entspringt. Große und kleine Staffeleien mit an-
muthig übergeworfenen Draperien füllten den Raum aus, und
wie alle anderen Möbel bildeten auch diese wunderbar effektvolle
Dekorationsstücke. Einen höchst originellen Eindruck machten zwei
ziemlich hohe, mit kostbaren exotischen Gewächsen besetzte Treppen,
zwischen denen hier und da prächtige Skulpturen zum Dorschein
kamen. — Noch einen Blick auf das Ganze werfend, verab-
schiedete ich mich von meinem Freunde, dankbar und in höchstem
Maße angemuthet durch das, was ich betrachtet hatte. Za, wem
müßte nicht das Herz aufgehen beim Anblick einer so reizenden
Zimmerausstattung, die die Grazien erfunden zu haben schienen.
Wer müßte nicht Interesse empfinden für sie, die eine solche An-

muth der Linien und Ornamente, eine solche Harmonie, Heiterkeit
und Fülle der Farben schafft, sie „die moderne Dekorationskunst".
— Der Farbe erwächst ein immer größerer Antheil an der Mit-
wirkung in der Ausschmückung der Räume; die eigentliche
dekorative Kunst kann ohne accentuirte Farbenfluthung überhaupt
nichts wollen und die französisch-belgischen Zimmer der diesjährigen
Dresdener Internationalen Kunst-Ausstellung, sowie die beiden,
viel zu wenig beachteten, reizvollen Kabinette für angewandte Kunst
im Glaspalaste der heurigen Internationalen Kunst-Ausstellung zu
München bewiesen zur Genüge, was Farben-Kontraste im Raum ver-
mögen. Auch in Deutschland ist das Verlangen nach wirklich farbiger
Dekoration in eine lebhaftere Strömung gerathen, die Zeit der
trüben, schweren, melancholisch stimmenden Farben in Innen-Räumen
ist vorüber, ein heiterer, lebensfroher Stimmungswechsel hat hier
Platz gegriffen, die Maler machen gemeinschaftliche Sache mit
Architekten und Dekorateuren. Auch die Plastik wird, wo es ange-
bracht erscheint, pol^chromirt; Bronzestatuetten, getönte Marmor-
büsten und farbige Porzellanfiguren und -gefäße gehören hierher. —

Dip ^Mekoratwn der Meststrahe

in Merlin am 22. März 189?.

E^ie Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals auf der Schloß-
freiheit sollte nach demjWillen des Kaisers zu eincm natio-
nalen Festtage gestaltet werden, der durch die Theilnahme aller
Fürsten des Reiches (ausschließlich des Gebieters von Reuß älterer
Linie) voraussichtlich einen großen Fremdcnzufluß nach Berlin
zur Folge haben mußte. So beschloß der Magistrat, wie früher
schon bei ähnlichen Anläßen, als Vertreter der ersten Stadt des
Reiches in möglichst würdiger Weise die Honneurs zu machen,
und die eigentliche Stätte des Festes, die Straße von dem Palais
des alten Kaisers bis zu seinem Denkmal hin durch Stadtbaurath
L. Hoffmann künstlerisch ausschmücken zu lassen. Die dafür
bewilligten Mittel in Höhe von s 30 000 Mk. vertheilen sich also

auf eine verhältnißmäßig kurze Strecke, auf welcher außerdem
das Zeughaus, die Oper und andere Gebäude selbst für ihre
Ausschmückung zu sorgen übernommen hatten. So ließ sich an
einzelnen Punkten ein großer Maßstab anlegen, der durch die
Nähe des Schlosses, des Friedrichsdenkmals usw. ohnehin geboten
war. Das Denkmal selbst kam nicht mehr in Betracht, da das-
selbe für sich wirkte und im Uebrigen mit dem dekorativen Schmuck
des Eosander'schen portales mehr zusammenging.

Auf der Linie nun vom Friedrichsdenkmal bis zum Lust-
garten, die eine Länge von rund 600 Metern hat, wurden beider-
seits verjüngte Freipfeiler von s5 Meter Höhe aufgestellt,
die in Weiß und Gold gehalten sind und als Abschluß auf der
kapitälartig gehaltenen Spitze Blumenkörbe tragen. Sie sind in
reicher dekorativer Art mehrfach geschnürt und ornamentirt und
haben in der halben Höhe auf vortretenden Konsolen geflochtene
Blumenbehälter.

Zwischen diesen obeliskenartigen Gebilden, die die Feststraße
ästhetisch begrenzen, sind Flaggenmasten mit tief herab-
 
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