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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Wallé, Peter: Die Dekoration der Feststraße: in Berlin am 22. März 1897
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0261

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November-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite sst5.

hängenden Wimpeln abwechselnd mit Blumenständern eingefügt
und unter sich durch kräftige doppelte Guirlanden aus duftigem
Tannenzrün verbun-
den. Die wichtigsten
Punkte sind durch be-
sondere Erfindungen
hervorgehoben. So
hat man am Prin-
zessinenpalais zwei
goldene Obelisken von
30 Meter Höhe auf-
gestellt, die auf der
Vorderseite Neptun
und Amphitrite (von
Nikolaus Geiger)
in flottem Umriß zei-
gen, und im Uebrigen
mit kräftig modellirten
Brunnenschalen ge-
schmückt sind. Den
Abschluß der Straße
bildet ein mächtiger
Obelisk von 35 Me-
tern Höhe im Lust-
garten, der unfern der
Schloßbrücke offenbar
die Massenvermitte-
lung zwischen dem im
Hintergründe hochauf-
ragenden Domgerüst
und der Schloßfassade
vermitteln sollte. Die-
ser Obelisk trägt auf
der Vorderfläche eine
riesengroße allego-
rische Darstellung einer
über die Dämonen sie-
genden Germania (von
Geiger); er ruht auf
vier Augelfüßen über
einem an sO Meter
hohen Postament, das
mit Blumen und fest-
lichen Gehängen deko-
rirt ist. An eleganten,
nach vorn geneigten
Aierstangen hängen die
Banner der vier Aönig-
reiche nieder, und an
vergoldeten Schnüren
sind die Mappen der
anderen Bundesstaaten
angebracht. Vier klei-
nere Obelisken umge-
ben die riesige Spitz-
säule, deren Maßstab
dadurch besser zur
Geltung kommt. —

Bei der Schloß-
brücke hat man sich
mit einem einfachen
aberwürdigenSchmuck
durch Banner und

Guirlanden begnügt; auch das Friedrichsdenkmal mit maß-
voll abgewogenen, mit Immergrün verkleideten Gcktheilen ist im

Abbildung Nummer 7Z2. Dekoration der Hauptwache, Berlin am 22. März ;8I7.

Ganzen einfacher gestaltet. Um eine gewisse Geschlossenheit der
ganzen Feststraße in der seitlichen Begrenzung zu erzielen und

zugleich einen dekora-
tiven Hintergrund für
die Feldherrendenk-
mäler zu gewinnen, ist
die Neue Wache von
einem blauen Fries
mit dem Reichsadler
überragt, während
hohe Pylonen mit
bronzirten Trophäen
die nach beiden Seiten
fortgeführten Hinter-
grundwände begren-
zen. Die vornehme Ar-
chitektur der Schinkel'-
schen Fassade erscheint
dadurch in ihrer Wir-
kung etwas herabge-
drückt, ebenso wie die
Standbilder am
Opernplatz, denen
die großen, farben-
reichen velarien des
Hintergrundes an
Uraft überlegen sind.
(Das Mittelvelarium
hinter dem Standbilde
Blüchers — Aampf
und Sieg im Feldzuge
von s870 darstellend
— ist eine bekannte
Jugendarbeit Anton
von Werners; die
Seitenfelder wurden
von zwei riesigen Lö-
wen über Trophäen
(von Sen ft) einge-
nommen.) Die letztge-
nannten beiden Grup-
pen verrathen in de-
korativer Hinsicht ein
großes selbstständiges
Talent, hätten aber
durch andere Farben-
wahl oder andere ver-
theilung der Flächen
sicher noch gewinnen
können. Der Schmuck
der Feststraße harmo-
nirt übrigens durch
glückliche Abstimmung
vortrefflich mit dem
Schmuck des Zeug-
hauses und der
Oper, die beide im
Anschluß an ihre Ar-
chitektur in geschmack-
voller Weise dekorirt
waren. Nach Westen
bildete die Akademie
der Rünste einen

effektvollen Abschluß, indem neben einer liebreizenden Gestalt der
Aönigin Louise (mit dem Prinzen Wilhelm auf dem Arme) in
 
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