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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Böttcher, F.: Intarsien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0281

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Seite 2f2.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Dezember-Heft.

Mtarsten.

M'ine der schönsten Verzierungsarten ist entschieden das Einlegen
der verschiedenartigsten farbigen Hölzer, Metall, Perlmutter
und Schildpatt ineinander, da bei dieser Verzierungsweise, Intarsia
genannt, die Formen der Mrnamente, Blumen und Figuren am
besten zur Geltung kommen und hierbei auch das Auge durch
die Farbenpracht der mitverwendeten Stoffe angenehm berührt
wird; auch lassen sich dieselben leicht reinigen und sind äußerst
haltbar, ja fast unverwüstlich. Aus der ^kunstgewerblichen Werk-
statt von Rudolph Loose in Hamburg waren auf kurze Zeit eine
Anzahl solcher Füllungen im Aunstgewerbe-Museum in Dresden
ausgestellt, welche die verschiedenen Arten der Intarsia darstellten
und nach guten Zeichnungen in italienischer und deutscher Renais-
sance, Barock und Rokokostil gearbeitet waren. Bemerkenswerth
waren auch diejenigen Füllungen, die im Volkskunststil nach den
Entwürfen von Schwindrazheim, Uukenhoff und Messmer in
Hamburg ausgeführt, zeigten, wie gut und trefflich unsere heimische
Flora, die Blätter und Blüthen der Erdbeere, der Hopfen,
Narzissen, Schneeglöckchen usw. benutzt werden können. Neben
der Schönheit der Zeichnung und Farbe und der Haltbarkeit ist
auch noch die Billigkeit dieser Füllungen hervorzuheben, die sich
nicht nur für Möbel, sondern namentlich auch zur Verzierung für
Instrumente, pianinos und Flügel, kleine Achten und Truhen,
Uhren, Tischblätter, Bilder- und Spiegelrahmen eignen. Die
Direktion des Aunstgewerbe-Museums hatte eine kleine Auswahl
getroffen und vier Stück von den zugesendeten angekauft und die-
selben ausgestellt, woselbst sie nun von Jedermann angesehen und
studirt werden können; nur muß bedauert werden, daß nicht
sämmtliche Mbjekte, die ein ausgezeichnetes Lehr- und Anschauungs-
material waren, angekauft wurden. — Die eine der Füllungen, im
Barockstil gehalten, besteht aus Nußbaum und tzakaranda, die
Mrnamente aus Ebenholz und die Blumen aus Amaranda; die
Umrißlinien sind sehr sauber gravirt und vergoldet, wodurch eine
reiche Wirkung erzielt wurde. Die nebenan liegende Füllung, in
deutscher Renaissance gezeichnet, besteht im Grunde aus hellgelbem
Vogelahorn, welche mit einer dunklen Umrahmung von Nußbaum
umgeben ist. Zu den Mrnamenten, Blumen und Blättern, aus
einer Vase herauswachsend, wurden theils Nußbaum, theils andere
bunte Holzarten in der geschicktesten Weise benutzt. Die darauf-
folgende Füllung besteht aus Ahorn, die Mrnamente aus blauem
Holze, die Aonturen sind gravirt und vergoldet. Die hierdurch
entstandene Wirkung ist eine elegante und nobele im Stil des
Rokoko gehaltene. Die vierte und größte Füllung besteht aus
Nußbaum und pakaranda, zu den Verzierungen wurden unsere
heimischen Naturblumen und Zweige geschickt verwendet und um
eine etwas lebhaftere Wirkung zu erzielen, wurden die Beeren
aus Perlmutter hergestellt, welche mit den bunten Hölzern aus
das trefflichste zusammenstimmen.

In neuerer Zeit, und gedrängt durch Geschäftsfreunde,
wurde ein Theil der in den letzten Jahren angefertigten Intarsien
fotografisch ausgenommen und in Lichtdruck ausgeführt und von
Jul. Rudolph Loose im Selbstverlag herausgegeben. Die im
Jahre s84;7 gegründete Firma, welche jetzt unter der Leitung
Hermann Looses zu einer größeren Bedeutung gelangte, führt in
diesem Werke ca. 70 Intarsia-Probefüllungen der verschiedensten
Stilarten zu Möbeln, Stühlen, Instrumenten, Tischblättern usw.,
welche nach guten Zeichnungen angefertigt wurden, den Interes-
senten für Intarsien vor, namentlich sind diejenigen, die sich auf
Blatt 0 befinden, sehr interessant, da dieselben im Geiste der
Volkskunst entworfen und trefflich ausgesührt wurden. Blatt L,
V und enthalten Füllungen und Friese im Stil der deutschen
Renaissance, dieselben sind mit einem außerordentlichen Geschick
gezeichnet, originell, klar und deutlich, ein Umstand, den man

zuweilen bei Intarsien schmerzlich vermißt. Die Tafeln s bis sO
enthalten mit Intarsien ausgelegte Möbel, Wandborde, Stühle,
Standuhren, Truhen, eine Tredenz, und Tafel ff ein ganzes
Zimmer, die zum Theil nach Entwürfen von Loose, Aukenhoff
und Schwindrazheim oder nach Vorbildern aus dem Aunstgewerbe-
Museum ausgeführt wurden. Namentlich sind die aus Tafel 5
vorgeführten Armstühle bemerkenswerth, da sich nicht nur solche
als gute Beispiele im Hamburger Aunstgewerbe-Museum vor-
finden, sondern auch solche noch jetzt als Geschenk für ein Braut-
paar nebst einer Hochzeitstruhe in den Vierlanden benutzt werden.
Die Rücklehnen derselben sind mit höchst interessanten Intarsien
bedeckt und enthalten außer den Namen auch die Jahreszahl,
zuweilen auch noch das Datum des Hochzeitstages des Besitzers.
In der Mitte befinden sich meist eine Vase oder ein Blumentopf,
aus denen Blumen, Aklei, farbenprächtige Tulpen, Nelken, Rosen
und Astern herauswachsen; beliebt sind auch Zweige, auf denen
Tauben sitzen, zuweilen kommt auch das Hamburger Wappen
mit den drei Thürmen oder auch ein Doppeladler vor, letzterer
hat Bezug auf Lübeck, das früher Mitbesitzerin der Vierlande
war und erst Anfang dieses Jahrhunderts seinen Antheil an
Hamburg käuflich abtrat.

Loose wurde auf verschiedenen Ausstellungen, so in Hamburg,
Nürnberg, Aöln, Antwerpen und jüngst in Lübeck prämiirt, was
aber mehr als dieses besagen will, dessen Arbeiten wurden von
ca. 30 Aunst- und Gewerbeschulen gewürdigt und theils für die
Museen, theils für die Zeichenschulen angekauft, um daselbst als
treffliche Vorlagen benutzt zu werden.

Es ist nicht zu leugnen, daß sich die Intarsia in der neueren
Zeit wiederum einer großen Beliebtheit erfreut, da dieselbe,
wenn richtig angewendet, sehr wohl ein Möbel heben und in das
rechte Licht setzen kann, und vor allen Dingen, veranlaßt durch
gute Farbenwirkung, die Zeichnung vorzüglich zur Geltung kommt.

Die von Loose hergestellten Intarsien, wie auch das kleine
Werkchen, welches für 6 Mk. abgegeben wird, kann allen Aunst-
und Gewerbeschulen, Zeichnern, Stuhl- und Möbelfabrikanten
auf das beste zur Anschaffung empfohlen werden, und sollten
diese Zeilen dazu beitragen, daß das Wirken und Schaffen Loose's
noch mehr als bisher gewürdigt und unterstützt würde, so würde
der Zweck derselben erreicht sein. L. Böttcher.

Befestigen von Brettern auf Cement. Bei der An-
wendung von Tementbeton oder Steinmaterial zu Decken odev
Fußböden in Gebäuden muß man den Fußbodendielenbelag auf
der Stein- oder Betonunterlage befestigen. Dies geschah bishev
in der Weise, daß man entweder Holzdübel in den Tement einlieff
und die Dielen an diesen Dübeln durch Nagelung befestigte, oder
daß man den Tement mit Asphaltschicht bedeckte und die Nägel
durch die Fußbodenbrelter in den Asphalt schlug. Bei dem ersten
Verfahren macht sich jedoch der Uebelstand bemerkbar, daß die
Holzdübel sich nicht mit dem Tement verbinden und daher bald
lose werden, so daß eine sichere Verbindung des Fußbodenbelages
mit der Unterlage nicht erreicht wird, während das zweite Ver-
fahren den Nachtheil hat, daß es sehr theuer ist und sich daher
nur ausnahmsweise anwenden läßt. Nach dem Patente Nr. 9s557
von W. Meurer werden anstatt der vorgenannten Holzdübel
Schlackenpreßsteine, welche aus granulirter Hochofenschlacke und
Kalk hergestellt sind, verwandt. Diese Steine werden in den
Tement eingebettet oder bei Steindecken mit eingemauert. Die
Schlackensteine haben die Eigenschaft, sich fest mit dem Tement
zu verbinden und dabei dem Eindringen von Nägeln oder Schrauben
kein Hinderniß zu bieten, der Fußboden läßt sich also auf diese
Steine gut aufnageln oder aufschrauben; damit sind alle oben
angeführten Uebelstände völlig behoben und die so befestigten
Dielen sind unverrückbar fest mit der Unterlage verbunden.
 
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