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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Wehlau, Karl: Berliner Neuheiten in Oefen, Kacheln und Fliesen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0274

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Dezember-Heft. Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration. Seite 205.

erlinev Neuheiten in

acheln irrrd

(Schluß von Seite 203.)

im nun von den Oefen im Rokoko- und Barockstil zu
sprechen, so bedauere ich nur, daß ich nicht alles
bringen kann, was ich gesehen habe; denn merkwür-
digerweise werden immer
neue Muster gerade in diesen
Stilrichtungen hergestellt,
trotzdem die Fabrikanten er-
klären, dieser Geschmack sei
„xasss". Ls müssen also
doch wohl begründete Aus-
sichten dafür vorhanden sein,
daß das Publikum sich diesen
Stilrichtungen wieder zu-
wenden wird. — Aus der
großen Zahl nenne ich nur
einige wenige, besonders
hervorragende: Zunächst

ein Kaminofen im Stil
Louis XIV. Die Feuer-
öffnung ist hierbei ein voll-
ständiger Kreis, der Unter-
bau, stark geschweift, hat
als Lckverzierungen reizende
Amorettenköpse. Der (Ober-
bau, durch ein breites Band
eingefaßt, wird nach oben
hin durch einen Frauenkopf
abgeschlossen und trägt in
der Mitte eine prächtige
Kartusche von ganz leichten
(Ornamenten umrahmt. Lin
anderer, in seiner Art viel-
leicht noch schöneres Stück,
ist ein Kaminofen im Stil
Louis XV. Die Feueröff-
nung wird hierbei an den
Seiten senkrecht abgeschlos-
sen, rechts und links davon
tragen ein paar, geradezu
entzückende, Lngelsköpfe das
mäßig geschweifte Gesims
des (Oberbaues. Dieser ist
in der Mitte etwas zurück-
gezogen, hat eine sehr stark ausgebildete, halbrunde Bekrönung
und als Hauptschmuck in der Mitte im ovalen Rahmen eine als
Relief hergestellte Amorettengruppe. Unter dieser schließt ein
geflügelter Frauenkopf den (Oberbau nach unten hin ab. Als
dritten will ich noch einen (Ofen in der Stilrichtung Louis XVI.
nennen, wohl der schönste von den dreien. Hierbei ist der Unterbau
kaum merklich vom Oberbau geschieden, der ganze Ofen verjüngt
sich ziemlich gleichmäßig von unten nach oben; die äußeren Kon-

Abbildung Nr. 7^;. Moderne Lrkerstudie. Entwurf von F. Holder in Heidelberg.

turen sind wunderschön geschwungen und leicht vergoldet, die
Ornamentlinien mit Gold auf der lichtblauen Fläche des Ofens
abgesetzt. Ueber der ziemlich kleinen Feueröffnung ist ein von

Strahlen umgebener Frauen-
kopf angebracht, während
oben aus den Lcken Kinder-
köpfe Hervorschauen. Der
Ofen wird durch eine Vase
bekrönt, die allein schon als
ein kleines Kunstwerk gelten
kann. Zm Uebrigen dienen
zur Verzierung ziemlich spar-
sam angebrachte, aber sehr
schön gezeichnete Rokoko-
Ornamente, Blätter und
Ranken, die, wie schon ge-
sagt, leicht vergoldet sind.
— Verlassen wir jetzt die
Oefen und gehen zu den
Fußbodenfliesen und Wand-
kacheln über, bei denen es
ebenfalls an neuen Dessins
nicht fehlt. Mas zuerst die
Fußbodenfliesen anbelangt,
so sind da zunächst die be-
kannten Pflastersteine, qua-
dratische Platten, durch
Rillen in H, 8, 9 oder s6
Theile getheilt und in ver-
schiedenen Farben gehalten.
Verlegt werden sie vielfach
übereck, dann auch manch-
mal abwechselnd schwarze
und weiße Platten; aus ver-
schieden geformten und ge-
färbten glatten Fliesen wer-
den die mannigfaltigsten
Muster hergestellt. Die Flie-
sen selbst haben außer der
quadratischen noch die Form
eines länglichen Rechtecks,
ferner der Raute, des regel-
mäßigen und des länglichen
Sechsecks und des Achtecks. Als Fries werden vielfach schön
gezeichnete Mosaikplatten genommen. Auch der ganze Fußboden
wird jetzt häufig mit Mosaikplatten belegt, was natürlich viel
schöner ist, als der einfache Fliesenbelag. Die Muster sind in
bunten, harmonisch zusammengestimmten Farben ausgeführt und
oft von hoher künstlerischer Schönheit. Linige wenige davon will
ich hier herausgreisen. Da besteht ein Muster aus übereckstehenden
Quadraten, abwechselnd entweder wieder in vier kleinere Quadrate
 
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