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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Rücklin, Rudolf: Japanischer Blumenschmuck im Zimmer
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Ueber die gärtnerische Umgebung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0241

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Gktober-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite

während umgekehrt bei der Irls sibirios. die Blumenstengel über
die Spitzen der Blätter ragen. Dies geschieht im engen Anschluß
an den natürlichen Wuchs der beiden Pflanzen, und man sieht
wieder auch an diesem Beispiel, welch' eine Fülle der feinsten und
schärfsten Naturbeobachtung in diesen Pflanzenkompositionen steckt.

Mittel zur Konservirung der Pflanzen gibt es verschiedene:
Man schneidet den Stengel unten scharf ab, man verkohlt ihn,
oder taucht ihn in heißes Wasser, um ihn weich zu machen.
Alle diese Prozeduren haben den Zweck, das Wasser im Stengel
in die Höhe zu treiben, um die Spannung zu erhalten. Richtig
behandelt, müssen die Pflanzen immer-
hin H—5 Tage halten. — Es mag
uns Manches an den Regeln dieser
eigenartigen Kunst wunderlich und un-
natürlich, allzu ausgeklügelt Vorkom-
men; es möchte scheinen, als sei der
Natur dabei Gewalt angethan, oder
sie sei puppenhaft und spielerisch auf-
geputzt. Aber ihre Rechtfertigung liegt
in ihren Leistungen; jedes künstlerisch
empfindende Auge wird entzückt sein
von diesen graziösen Schöpfungen, von
-er zierlichen, straffen Führung der
Hauptlinien, von der wundervollen ver-
theilung der Blüthen und Blätter. Es
liegt mir ferne, diese Art der Behand-
lung gegen unsere europäische Blumen-
binderei ausspielen zu wollen. Sie
entspringen eben beide aus der Ver-
schiedenheit der beiderseitigen Natur-
anschauung. Mir betrachten die Natur
mit Herrscherblick; wir rauben ihr die
Kinder nach Belieben, wir stellen die-
selben frei nach unseren Zwecken zu-
sammen, ohne an ihren vorigen Zu-
sammenhang mit der Natur zu denken.

Anders der Japaner; er stellt sich nicht
über, sondern in die Natur, deren
organischer Zusammenhang ihm un-
zerreißbar ist. Eine Blume, ein ein-
zelner Zweig ist für ihn ein bloßes
Fragment, welches erst dadurch wieder
zu einem erfreulichen Ganzen wird,
wenn durch künstlerische Behandlung
sein Standort in der Natur, sein ver-
hältniß zu seiner Umgebung angedeutet
wird. So ist die europäische Blumen-
bindekunst vielseitiger, praktisch brauch-
barer und effektvoller geworden, die
japanische aber hat den schwerwiegen-
den Vorzug größerer Frische und Selbst-
ständigkeit bei innigstem Anschluß an
die Natur. Nicht zuletzt sei aber noch
darauf hingewiesen, daß die für die
Einstellung, Einsetzung und sonstige Unterbringung der jeweiligen
Blumen- bezw. Gewächse-Arrangements dienenden vielgestaltigen
und in überwiegendem Maße in Material und Technik wie nach
künstlerischer und poetischer Erfassung und Gestaltung durch-
gebildeten Gefäße, Behälter und sonstigen Vorrichtungen zu dem
Schönsten gehören, was menschliche Kunst überhaupt hervor-
gebracht hat! Heute gibt es wohl kaum ein Museum, das diese
japanischen Blumen- und Pflanzenbehälter in seiner ostasiatischen
Abtheilung nicht an erster Stelle aufzuweisen hätte. Die herrlichsten
solcher Stücke besitzen die Museen zu Hamburg und Berlin, aber
auch in kleineren Museen ist in dieser Richtung gesammelt worden.

dip gärtnerisch^

von Gebäuden, besonders Villen, äußert sich Herr R. Jürgens,
Ingenieur für Gartenbau zu Hamburg, in seiner uns freundlichst
zur Verfügung gestellten Broschüre „Andeutungen über die berech-
tigten, praktischen und ästhetischen Anforderungen des Laien an
neue landschaftliche Anlagen" wie folgt: „Ein Gebäude ohne
gartenartige Umgebung, wenn es auch in noch so pittoreskem
Stil erbaut, kann niemals eine Villa sein, wie z. B. wenn es in

Mitte einer Stadt hart an einer belebten Straße belegen ist;
höchstens kann es als ein für eine Villa sich eignendes Gebäude
bezeichnet werden.

Wenn nun aus dem Begriff und der Benutzung einer Villa,
die gegenseitige Ergänzung von Haus und Garten zu einem
reizvollen und wohnlichen Ganzen sich ergibt, so soll und muß
dieses auch äußerlich dadurch klar zum Ausdruck gebracht werden,
daß man durch eine richtige Gruppirung, Haus und Garten als
ein harmonisches Ganzes erscheinen läßt. —

Es kommt bei einem für eine Villa bestimmten Gebäude
weniger auf reiche künstlerische Durchbildung der Fassaden, als

Abbildung Nr. Japanisches Blumen-Arrangement, lvachholder, im Stile „Knim-klo-Nobo".
 
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