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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Eyrich, Theodor: Für die Vorplätze der alten Nürnberger Häuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0184

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ZU beziehen nur halbjährlich (Januar bzw. Juli).
Zahlung vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für

Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.

UM- Dir Zeitschrift ist verbreitet in allen Vultnrstaaten.
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder «Hefte sind auch einzeln erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

VIII. Iahrg. 1897.

-U Leipzig ^ Darmstadt Wien. U-

Nugust-tzeft.

Eiir die ^Murplähe der alten 'Mürnvergee "Mauser.


Abbildung Nr. LH9. Bildnerei.
Vignette von I. Schilli, Gengenbach.

von Theodor

Das wird immer Einer einmal wieder auffrischen und lesen.

Goethe.

b die Fassade eines Hauses in dem so-
genannten Nürnberger Stil oder in dem
eleganten, wirkungsvollen des s7. und s8. Jahr-
hunderts (auch Nürnberger Stil) ge-
halten wird, scheint mir für den
Bauherrn eine weniger wichtige Frage
zu sein als die richtige Grundriß-
disposition des Gebäudes. Ist es
vielleicht richtig, wenn man, wie bei
den meisten unserer neueren Häuser
in den Vorstädten, durch eine fast
immer reiche Fassade auf ein behag-
liches Innere hoffend, durch den
obligaten Glasverschluß einen schma-
len, gewöhnlich dunklen Gang kommt?
Um diesen fatalen Gang gruppiren
sich die Zimmereingänge. Selbst wenn
in Folge glücklicher Disposition der
Gang hell ist, fällt das Schmale des-
selben immerhin unangenehm aus.
Gs wird eben statt des alten Nürn-
berger Vorplatzes (Tenne, Flur, der
alte Nürnberger Söller, sirAlisb lls,II)
ein unbewohnbarer, unbenutzbarer
Raum geboten. Und was für schöne
Vorbilder sind uns für diese Art

Lyrich, Architekt.

Vorplätze von unseren Vorfahren überkommen! Der große Vor-
platz, den dieselben in ihren Häusern anlegten, ist auch keineswegs
eine Raumverschwendung; im Gegentheil betont er die einzig
richtige, sparsame und behagliche Grundrißeintheilung. Mancher
Nürnberger Spieß nennt ihn freilich Raumverschwendung, denkt
und sagt auch: „Was haben die alten Nürnberger dumm gebaut I"
Aber selbst dem zu praktisch angelegten, d.h. nüchternsten Modernen
muß ein Vorplatz wie im peller- und Fembo-Haus und anderen
früheren Patrizierhäusern imponiren! Der poetischer Angelegte
wird sich dieser Räume bewundernd freuen. Aber zu einem der-
artigen Prachtraum ist ja nicht in jedem Gebäude Platz. Der-
selbe ist nur bei größeren Verhältnissen möglich, doch auch in
kleineren Häusern war er entsprechend vorhanden. Der Vorplatz
kann auch als Wohnraum benützt werden, was bei dem Gange
nicht möglich ist. Gr vermehrt also die bewohnbaren Räume
und ist sonach, wie schon bemerkt, durchaus keine Raumverschwen-
dung. Man kann ja denselben auch heizbar machen und dann
Somnier wie Winter gleich viel benützen.

Wie schön und mit wie wenigen Mitteln läßt sich ein solcher
Raum ausstatten! Bessere Schränke kann man in demselben
unterbringen, ziert man die Wände noch durch einige größere
Bilder, stellt einen Tisch und die nöthigen Sitzapparate (am besten
Bänke oder Truhen) hinein, so ist der Raum in seiner Ausstat-
tung eigentlich schon fertig, huldigt der Besitzer oder die
Besitzerin irgend einem Sport — desto besser für die Aus-
schmückung des Vorplatzes. Ist der Bewohner Jäger, so kann
er durch Hirschgeweihe und anderes Jagdliches den Raum für
sich sympathischer gestalten. Der Arieger kann Waffen anbringen,
 
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