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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Metzger, Max: Die Poesie im Ornament
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Schwindrazheim, Oskar: Eigen-Modernes - Zukunftversprechendes im modernen Stil, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0198

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August-Heft.

Seite

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Dekorationen ein neuer Zug noch nicht zu verspüren sei. Gut
Ding will Veile haben — besonders in der Aunst. Vir haben
den weg immerhin schon beschritten, noch eine Spanne Geduld,
verbunden mit Fleiß und Ausdauer, und das neuanbrechende
Jahrhundert wird uns sicherlich erfüllen, was wir ersehnten, es
wird die Aunst, die tagtäglich, die an jedem Bauwerk, mit jedem
Gegenstand das Auge ergötzt, dem Volke näher bringen, durch
Motive, die aus unserer heimatlichen Erde, aus unserem eigenen
Geistes- und Seelenleben entsprossen sind, und dasselbe dadurch
wieder empfänglich machen für eine echte und wahre Poesie des
Ornaments, wie wir solche in dem vorstehenden erkannten! —

^Lsie Aönigl. Porzellan-Manufaktur Berlin bringt jetzt in ihren
Schaufenstern in der Leipziger Straße neben einem polychrom
gehaltenen Zagd-Stillleben (Eber, Fasan rc.) auch zwei oblonge

ugen

-Modernes —

(Schluß von Seite H39-)

Zukunfiversprechendes
im modernen Stil.

Horchers Villenkolonien zeigen denselben Gedankengang, man
besinnt sich auf seinen eigenen Volksgeist und, statt wie
ehedem ihn zu verhüllen, zeigt man ihn! Vir haben im Aunst-
gewerbe etwas Aehnliches. hier ist es die deutsche Bauernkunst,
welche Ginfluß zu üben beginnt. Man bewundert die Eigenart,
die Naivetät, mit welcher diese Bauernkünstler mit den eindringen-
den Fremdformen städtischer Aunst umgesprungen sind, aus denen
sie in bewunderungswürdiger weise für ihren jeweiligen Volks-
karakter typische, eigenartige Aunstwerke schaffen konnten. Man
bewundert, wie diese einfachen Leute aus dem unbewußt betonten
Volkskarakter heraus so viel Eigenart entwickeln konnten, daß

Abbildung Nr. S?1. Vorhalle im Rarakter des 18. Jahrhunderts. Ausgeführt von rv. I. Skramlik, Möbelfabrik, Hamburg.

panneaux, anscheinend Supraporten für ein Speise- und ein Musik-
Zimmer zur Ausstellung, die in Delfter Blau ausgeführt sind.
Venn wir es auch stilistisch nicht ganz korrekt finden, das spezifische
Delfter Fayence-Blau auf einem anderen Material nachzuahmen,
L>a dann der Farbenreiz, den das Verlaufen der blauen Farbe in
die Fayence-Glasur sonst hervorruft, fortfällt, so müssen wir doch
sonst die panneaux als sehr gelungen bezeichnen. Namentlich die
kräftige Zeichnung der beiden Putten, die auf dem einen der
Gemälde Flöte und Guitarre handhaben, auf dem anderen jedoch
einen nach verschiedenen Früchten lechzenden, ganz vorzüglich
karakterisirten Faun necken, ist lobend hervorzuheben. Einen Vor-
theil hat übrigens die Ausführung solcher Porzellan-platten-
Gemälde in nur einer Farbe, denn es fällt der störende Reflex
fort, der sich auf den polychromen Tableaux dieser Art so
unliebsam geltend macht. — N. iv.

dieselbe die städtischen Elemente dergestalt umprägte I Man
beginnt diese Leute um ihren ^nationalen Stil zu beneiden, und
daran zu denken, wie man aus ihrem Beispiel lernen kann.

Freilich, mit den paar Bauern-Tischen und -Stühlen, den
Stickereien, die wir ihnen nachahmen, ist Nichts gethan, das sind
Aeußerlichkeiten, die augenblicklich Modesache sind. Darin liegt
auch gar nicht das, was die Freunde der Bauernkunst wollen.
Die inneren Vorzüge dieser Bauernkunst: naive Eigenart, ins-
besondere aber nationale Volksthümlichkeit, das ist das, was
unser Aunstgewerbe, wie es die Architektur thut, aus ihr beherzigen
lernen könnte, und es würde ihm gewißlich gut thun. Die Betonung
der Nationalität — wir sehen es ja an Japan und England,
was für Folgen dieselbe für die Gestaltung des Aunstgewerbes
hat. wer ein für dergleichen Symptome geschärftes Auge hat,
erkennt in den neuesten Erzeugnissen unseres Aunstgewerbes auch
 
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