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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Giani, Carl: Die Einwirkung der Kunstgewerbe-Museen auf das Kunstgewerbe, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0061

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Februar-Heft.

Zllustr. kunstgew erbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite 37.

Die Einwirkung dev »Munstgewerbe-^Museen auf das ^Hunstgeiverde.

(Fortsetzung von Seite 3V)

-ier und da beleuchteten bereits die ersten Strahlen der j
romantischen Richtung die im tiefen Dunkel liegende
Wüste, die Schule der Nazarener, von Rom ihren Aus- j
gang nehmend, übte in vereinzelten
Fällen auch Einwirkung auf das
Kunstgewerbe. Nkit der Romantik
und dem Nazarenerthum, dessen
Hauptsitze in Deutschland Düssel-
dorf, München und sehr vereinzelt
auch Berlin gewesen, trat nach und
nach die Gothik wieder an die
Gberfläche, allerdings eine Gothik,
welche zumeist aus der sehr frag-
würdigen trüben Quelle der damals
beliebten Ritterromane von Spieß
und Dellarosa schöpfte und weder

farbigen Tastversuchen, das war das Alpha und Gmega jener
Zeit. Unter den Schwesterkünsten war es vorwiegend polyhymnia,
welche erheiternd und erhebend über der Erde schwebte. Sie und

ihre ebenbürtigen Schwestern Thalia
und Melpomene verschönten die in
abgespannten Sinnen dahinschlum-
mernde Welt. Zn schüchternem
Wetterleuchten dämmert aber be-
reits die neue Zeit, die Vorläuferin
jener, welche wir heute durchleben,
und eine Pflicht frommer Dank-
barkeit ist es, der Männer zu
gedenken, welche als erste Pioniere
Bresche in den Wust verrannter
Ansichten und blinder Unwissenheit
voll heiligen Eifers und nimmer-

Abbildung Nummer 5Z8. Möbel-Details zur Rüche auf Seite zs.

in konstruktiver noch historischer Hinsicht das mindeste Studium
und Verständniß in ihren Schöpfungen erkennen ließ.

Was beispielsweise in Deutschland durch den teutschesten aller
deutschen Fürsten in und für München geschaffen wurde, bewegte
sich im Rahmen antiker Kunst und ist es gewiß ebenso sehr
bezeichnend wie karakteristisch, daß man für die Ruhmeshalle
teutschen Geistes und teutscher Tapferkeit, die Walhalla, den
antiken Stil zu wählen für gut fand; allerdings unserem Ermessen
nach noch immer glücklicher, als der erste Versuch aussiel, in
Gothik zu debutiren, wie es beispielsweise der Nürnberger Bahnhof
zeigte, welcher als abschreckendes Beispiel seitdem nicht mit Un-
recht bezeichnet wird.

Die führenden Geister, wie unter anderen Schadow, Schinkel,
Kleuze, (Overbeck, Eornelius, theils Romanisten, Hellenisten oder
Nazarener, huldigten vorwiegend der Kontur, für Farbe, hatten
sie wenig oder kein Verständniß; grau in grau mit einigen häßlichen

müder Arbeit zu legen sich anschickten. Da ist vor Allem Hefner
Altenek zu nennen, welcher durch sein in den HO er Zähren
erschienenes, bis heute kaum erreichtes, geschweige denn über-
troffenes Trachtenwerk des Mittelalters für alle Kunstgewerbe
ebenso formrichtige als jede falsche Romantik zerstörende Lehren
deutlich vor Augen führte und feststelltx, der später durch sein
phänomenales Werk über Eisenarbeiten aus den französischen,
spanischen und italienischen Waffen-Museen die Handwerks-Ehre
der deutschen plattner und Aetzer, Liselirer wie auch anderer
verwandter Kunstgewerbe ins richtige Licht stellte, und schließlich
durch die Gründung und Grganisirung des bayrischen National-
museums zahlreiche Schätze vor dem Untergang rettend, der
Nachwelt erhielt.

Einige Zahre vorher bereits hatte allerdings Zahn die Herr-
lichkeiten Pompeji's und deren Schwesterstädte zu publiziren
begonnen, uns scheint aber, daß hiermit dem Kunstgewerbe minder
 
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