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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Waldau, Otto: Die keramische Ausstellung in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0255

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November-Heft. Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite s8ß.

keramische Musstellung in "Maris.

von Gtto Waldau, Paris.

" den geräumigen Gebäuden auf dem Marsfelde, wo
bereits der „Salon" Platz gefunden hatte, ist auch die
keramische Aus-
stellung, die gegenwärtig das
Znteresse der pariser stark in
Anspruch nimmt, unterge-
bracht worden. Da der Zn-
dustriepalast sich in Abbruch
befindet, ist dies im Grunde
auch der einzige Ort, der für
eine größere Ausstellung, wie
sie doch beabsichtigt wurde,
in Frage kommen konnte; er
steht aber außerdem auch unter
einem glücklichen Zeichen,
denn nicht nur verknüpft er
sich in dem Gedankengange
des Publikums mit glorreichen
Erinnerungen an die letzte
Weltausstellung und ist noch
immer ein beliebter Wall-
fahrtsort aller Spaziergänger,
sondern die alljährliche Bilder-
exposition sowie alle die An-
deren haben allmählich die
Idee einwurzeln lassen, daß
man es hier immer mit neuen
originellen, durchaus künstle-
rischen Bestrebungen und Rich-
tungen zu thun bekomme und
jungen, aufstrebenden Talen-
ten ein breiter Weg offen
stehe. Das ist thatsächlich der
Fall und auch die jetzige kera-
mische Ausstellung hält sich
in diesen Bahnen, die man
so recht eigentlich das Pro-
gramm des Marsseldes nen-
nen kann. Die Namen der
Aussteller bürgen übrigens
dafür, daß das künstlerische
Element in den Vordergrund
gestellt werden wird. Zm
Rückblick auf das Vorbilder-
material der keramischen
Runst von der Robbia-Familie und Paliss? bis auf die heutigen
Aeramiften sollte man meinen, es seien kaum neue Bahnen möglich,
und doch beweisen die Objekte der Ausstellung überzeugend das
Gegentheil. Lachenal, Loebnitz, Delahaye rc. sind unermüdlich
auf der Suche nach neuen Effekten. Sowohl in der Dekorationsweise,

als in der Behandlung der Nasse an und für sich, ist man zu
glänzenden Resultaten gelangt, die der keramischen Runst eine

immer schönere Zukunft er-
öffnen. Lachenal hat beson-
ders viel in dem matten,
man könnte sagen ganz farb-
losen Thon geleistet, den er
mit großer Meisterschaft zu
Statuetten knetet. Loebnitz
hat mehr die Spezialität der
Oefen, die er aus rohen
Aacheln aufbaut und dann
ganz oder theilweise mit einer
prächtigen Glasur überzieht,
bezw. mit Ornamenten jeder
Art schmückt, die den Ein-
druck machen, als wären sie
frei gearbeitet und dann auf-
gesetzt. Lin anderer wieder
bietet besonders Hervorragen-
des in den Avk8 llammss,
Thongefäßen von einfacher,
schmuckloser Form, die aber
durch ihre wundervollen Far-
beneffekte, den starken, metal-
lischen Lüstre das Auge des
Beschauers entzücken. Ein
Theil der ausgestellten Sachen
ist derart, daß nur der selbst
Schaffende die verborgene
Schönheit daran begreift,
während der Laie achtlos
vorübergeht. Es handelt sich
hierbei um neue Prozesse, die
zur Anwendung gelangt sind,
die ein großes Studium und
genaue Renntniß des Ma-
terials voraussetzen, aber noch
nicht sofort in die Augen
springende Resultate ergeben
haben. Nach Meinung der
Fachleute lieg! aber gerade
in diesen Sachen die Zukunft.

Um auf die Abtheilung
Lachenal zurückzukommen, so
fällt zuerst eine Statuette von ziemlicher Höhe auf, die eine erschreckte
Nymphe darstellt, die beim Anblick von drei verzerrten Männer-
gesichtern das Antlitz in den Händen verbirgt. Außer noch einer
Anzahl kleinerer Statuetten und Büsten hat Lachenal auch Wand-
Thonstücke und vor Allem Vasen ausgestellt und zwar in Gurken-

Abbild. 725. Gbelisk der Berliner Festslraße, von Bildhauer Nik. Geiger.
 
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