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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Statsmann, Karl: Alterthümer in der Wohnung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0248

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Seite s8H.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

November-Heft.

Hlterthnule^ in der ^Euhnulig.

Skizze von Aarl Statsmann. (Schluß a. d. Dk,°b°r-hest.)

<^°ur Wandbekleidung sind Gobelins in Hellen Farben verwendet.

An Mobilien sehen wir in Nischen Büffets hell mit Ver-
goldung, entsprechende Nippsachen tragend, die Empiretassen mit
breiten Goldrändern, Teller und Vasen mit antikisirender Malerei
(Wiener Porzellan), Leuchter heimischer alter Industrie, eine alte
Uhr mit Marmor- und Bronzedekor, ein paar kleine Gemälde
aus Porzellan u. s. f. Gin paar große Gelbilder, Sujets aus
dem alten Lübeck, geben dem Saale Stimmung. Natürliche

häusliche Arbeiten verrichtet, häusliche Geschäfte abgewickelt
werden), so ist er trefflich geeignet zur Aufnahme einer Menge
von Alterthümern, welche nun hier im wahren Wortsinne in
vorzüglichem Lichte hängen. Wir suchen die Lichtquelle und
spähen umher; der Hausherr hat drob stille Freude, denn sein
Ingenium hat es ersonnen, durch ein paar Glühlämpchen an
der Deckenrosette das Gemach zu erhellen. Diese Lämpchen durch-
leuchten den Raum mit rosigem Lichte. Und in letzterem besehen,
wirken die mannigfaltigen, an den Wänden hängenden und auf-
gestellten Kunstwerke prächtig. Und als wollte sich auch weiches,
anschmeichelndes an unseren Fuß schmiegen, ist uns selbst das
Betreten des langfaserigen Smyrnateppiches angenehm. In einer

Abbildung Nummer 7(9. fSalon im Stile des ;8. Jahrhunderts. Ausgeführt von Soh. Behr, Möbelfabrik. Wiesbaden.

Wärme spendet das hohe Kamin aus der Langseite des Raumes
mit dem vergoldeten Lübecker Wappen (Doppelkopfadler), die
wohlige Wärme angenehmen Empfindens aber das milde Licht
des glitzernden Glaslüsters inmitten des Saales, welcher in der
Verzierung dem Stile des Raumes sich wohl anpaßt. Die Sitz-
möbel zeigen die jetzt so beliebt gewordenen schlichten und doch
bequemen zierlichen Formen. Eine hohe Palme, um deren Fuß
mollige Polstersitze gruppirt sind, ladet in der einen Saalecke zum
scherzen und kosen oder zum — qualmen ein.

Eine andere Tonart im Besuchszimmer bezw. Durchgangs-
zimmer zwischen Wohnzimmer und Salon. Da dieser Raum
seiner Lage gemäß nicht die volle Eleganz des Salons, aber
auch nicht die schlichte Anspruchslosigkeit des an der Diele liegenden
Wohnzimmers hat (in dem einfache Leute empfangen und in dem

Zimmerecke steht eine Kommode aus dem Anfang des s8. Jahr-
Hunderts mit ausgebogenen Wandungen und farbiger Holzintarsia,
gut der Ecke angepaßt. Die Hausfrau fühlt sich geschmeichelt,
daß wir die von ihr daselbst ausgestellten Porzellansachen gern
mustern: Meißener Fruchtkörbchen, durchbrochen, Theeservice mit
zierlicher Tassenform und bunten Blumenmustern, denen man
das Naturstudium deutlich ansieht (von künstlerischem Werthe ein
Muster mit grünen Feigen, trefflich nach der Wirklichkeit gemalt)
und deren Farben kostbar sind, selbst gute Formen und Muster aus
der sonst verschrieenen Zeit Marcolini's (Stern zwischen den
gekreuzten Schwertern als Marke unter Glasur), als Turiosa ein
paar alte Meißener Vasen mit dem Zeichen des Augustus rsx
und chinesischen Motiven, dann je ein werthvolles formschönes
Exemplar aus den alten Porzellanfabriken von Berlin (carmin-
 
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