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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Seliger, Max: Die dekorative Kunst und unsere deutschen Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0123

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Zu beziehen nur halbjährlich (Januar bzw. Juli).
Zahlung vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Oesterr.-Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.

Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung frei.

IM' Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten.
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder-hefte sind auch einzeln erhältlich.
Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.

VIII. Iahrg. 1897.

U Leipzig Darmstadt Wien. M-

Mai-Heft.

"Mw dekorativ^ »Dunst und unsere deutschen »Münstter.

Plauderei von Max Seliger.


Mm dem Gesammtbild unserer Woh-
nungen hat die dekorative Malerei
einen erheblichen Antheil. Die Färbung
der verschiedenen Dinge, die das Innere
unserer Häuser erfüllen, kann den
Karakter des Ganzen außerordent-
lich beeinflussen. Indem die Farben-
gebung sich nicht allein auf die
Wände (statt der Malerei können
Tapeten, Seidenstoffe, Gobelins,
Reliefs stehen), Decken und Fuß-
böden ausdehnt, sondern auch auf
die Thüren, Fensterrahmen, Mefen,
Stuckhohlkehlen und das Mobiliar
(durch Anordnung verschieden far-
biger Hölzer, Einlagen, Glieder)
erstreckt, ist eine vollkommene Wür-
digung dieses Faktors von der größten
Wichtigkeit. Es ist hiernach ersichtlich,
daß nach der Art des Kolorits, sei es
dunkel oder hell, farbig oder farblos,
in fein harmonirenden Reihen oder rohen
Farbenakkorden, die Wirkung und Stim-
mung eines Raumes angenehm oder
störend und unsympathisch sein kann
und daß zur Lösung einer guten und
harmonisch durchgeführten Färbung eines

Raumes und seines Inhalts ein tüchtiger Künstler gehört, über-
haupt ein einheitlicher Geist, der über dem Ganzen so waltet,
daß die vielen Elemente in demselben eine Einheit darstellen.
Bei der Wahl der Farbe und der Dekorationsmotive sind viele
Faktoren von Werth, der Zweck des Raumes, seine Lichtverhältnisse,
sein Stil, seine Lage in der Landschaft und der Aarakter des
bestimmten feststehenden Mobiliars usw.

Bei unserer heutigen Arbeitstheilung und den daraus ent-
standenen Spezialistenkünsten wird wohl das einzelne Motiv der
Dekoration gefördert und theils auch überhaupt gut gelöst, aber
da wir eigentlich keinen Spezialisten haben, der die Harmonisirung
der vielen Einzelmotive besorgt (selten erstreckt sich noch dahin
die Macht und das Können und das Interesse des Architekten,
dessen Aufgabe ja auch in der Anordnung und Leitung des Innen-
ausbaues besteht), so ist die Einheitlichkeit des Gesammtkarakters
meist ausgeschlossen. Heute versteht leider der eine Spezialist fast
nichts von der Thätigkeit des andern, von dessen Wirkungsmitteln
und deren Grenzen; daher kann bei so einseitigem Wissen und
Können die Kunst des Einen nicht auch dem Anderen nützen, ihn
anregen und bereichern. Aus diesem Mangel an gegenseitigem
Verständniß, gegenseitiger Rücksichtnahme, die oft dahin ausartet,
daß Jeder möchte mit seiner Technik allein wirken, überhaupt
wirken und auffallen, ist heute das Niveau der gesummten Innen-
Dekoration so niedrig. Und in gewissem Sinne ist der letzte Zweck
aller bildenden Kunst ein dekorativer, schmückender, verschönernder
und erhebend und veredelnd wirkender. Alle jene geschickten Hände,
die in den verschiedensten Materien und Techniken bilden, dienen
 
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