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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Ueber Norwegische Webereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0210

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September-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite f55.

gewandten Ma-
terial zu verdan-
ken ist, und im
Zusammenhang
damit eine äußerst
vielfache Ver-
wendbarkeit. —

Daß die norwe-
gische Weberei
Auf uralten Tra-
ditionen beruht,
wird durch die
literarischeUeber-
lieferung, noch
deutlicher und in-
struktiver durch
Ueberbleibsel
alter Arbeiten be-
wiesen, die bis
ins s2.Jahrhun-
dert zurückdatirt werden können. Der skandinavische „Hausfleiß",
der in den nordischen Ländern auf jede Weise neu belebt und
gefördert wird und dem wir z. B. die Wiederaufnahme des Rerb-
schnittes verdanken, hat sich auch der textilen Runst wieder
bemächtigt: in Schweden wie in Norwegen weben jetzt Frauen
And Töchter gerade auch der wohlhabenden Gesellschaft ihre
Wandbehänge, Aissenüberzüge u. dergl. wieder selbst. Doch sind
die norwegischen Webereien verschieden von den schwedischen, im
Stil sowohl, wie in der Art der Herstellung. Während man in
Schweden an horizontalen Webstühlen arbeitet, was wegen des
damit verbundenen Vornübergebeugtseins starke hygienische Nach-
theile hat, sitzt die Norwegerin frei und gerade vor dem aufrecht-


Abbildung Nr. 68Z. Büffet im Stil der Friih-Renaissance. Entwurf von F. Sauvage in Lodz (Rußl.).

dischen Sagen-
szene, nach einem
Entwurf von
Thorolf Holm-
boe, geht viel-
leicht über das
hinaus, was
diese Runstübung
nach der Be-
schränkung ihrer
Mittel leisten
kann: besser wer-
den sich Gerhard
Munthes „Töch-
ter des Nord-
lichts", wovon
eine Skizze mit-
ausgestellt ist, zur
Wiedergabe
eignen. — Ls ist
aber Frl. Gul-
branson auch ge-
lungen, gerundete
Umrisse statt der
ausschließlich ab-
getreppten zu er-
zielen, und was
sie in dieser Hin-
sicht geleistet und
ausgestellt hat,
Muster mit Blu-
menmotiven und
Landschaftliches,

wie z. B. den tiefblauen See mit weißen Schwänen, ist ebenso
eigenartig wie anmuthig. Meinem subjektiven Gefühl nach möchte
ich den einfacheren Mustern den Vorzug geben, weil sie dem der
Technik innewohnenden formalen Prinzip direkter entsprechen; hat
doch jede Technik ihre spezielle Formensprache, sozusagen mit
eigenem, genau umschriebenem Wortschatz, dem man, um im
Bild zu bleiben, nicht zu viel Fremdwörter (d. h. Nachahmung
der Wirkungen anderer Techniken) hinzufügen sollte. — Und dann
bleibt ja auch bei der Schlichtheit linearer Motive der Reichthum
der Farbe! Ls ist freilich nicht die tiefglühende, gesättigte Farben-
pracht und Harmonie orientalischer Teppiche, die uns aus den
nordischen Webereien entgegenleuchtet. — (u»- „manch. Neuest- nachr,--


seber Norwegische

Lir haben vor einiger Zeit auf die augenblicklich bei Herrn
Littauer ausgestellten textilen Arbeiten einer norwegischen
Dame, Fräulein Nini Gulbranson, hingewiesen, indem wir die
Hoffnung aussprachen, daß diese Webereien Beachtung finden und
dem deutschen Runstgewerbe eine neue Anregung zuführen möchten.
Diese Hoffnung hat sich zum Mindesten schon in ihrem ersten
Theile erfüllt und das ist mit Freuden zu begrüßen; denn je öfter
man diese Webereien zu sehen Gelegenheit hat, desto mehr
erfreut man sich
an ihnen. Sie
besitzen eben die
Vorzüge, welche
allein solche
kunstgewerbliche
Arbeiten erfreu-
lich machen: ne-
ben einem fest
ausgeprägten,
kräftigen Stil, der
gleichermaßen
auf nationaler
Ligenart undaus
der eigenthüm-
lichen Technik be-
ruht, die größte
nahezu unver-
wüstliche Solidi-
kät, die gleicher-
maßen der Tech-
nik und dem an-

stehenden Webstuhl. Zn ihren Grundzügen ist die Technik
weder ganz einzigartig, noch allzu schwer zu lernen; sie besteht,
nach Z. Lessings Definition, im Wesentlichen „in einer Art von
Stopfarbeit auf stehender Rette, in deren Garnfäden der muster-
bildende farbige Wollfaden hin- und hergeführt wird, bis er den
beabsichtigten Farbenfleck gebildet hat". Ls ist klar, daß diese
Farbenflecke bei primitiverer Handhabung der Technik „treppen-
artige" Umrisse zeigen müssen, und ebenso leicht verständlich, daß
einfachere Arbeiten vor Allem geometrische Muster haben werden.
Daneben gingen aber schon früher auch figürliche Darstellungen
einher; so sehen wir einen Teppich mit den „klugen und thörichten

Jungfrauen",den
Frl. Gulbranson
einem erhaltenen
Original des s7.
Zahrh. nachge-
bildet hat. Der
große, moderne
Wandbehang
mit einer nor-
 
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