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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Fischbach, Friedrich: Theater- und Wohnungs-Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0050

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Zu beziehen nur halbjährlich (Januar bzw. Juli).
Zahlung vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Gesterr.-Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.

Sämmtliche Original - Illustrationen stehen unseren Lesern zur veiwerthung frei.

DM* Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Vulturstaatrn. -»8
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder»Hefte sind auch einzeln erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

VIII. Iahrg. 1897.

-U Leipzig ^ Darmstadt ^ Wien. W

Februar-Heft.

^Theater- und ^Duljnungs-'drkvrativu.

von Friedr. Fischbach.

-^M^äre es die Aufgabe, in
diesen Zeilen nachzuweisen,
welchen Einfluß die Dekoration
der Bühne auf den Geschmack
des Publikums bisher ausgeübt
hat, so wäre wohl viel von der
Prunkliebe einzelner Fürsten und
Theater-Intendanten mitzuthei-
len, aber auch gar viel von
komischer Unbeholfenheit und
schäbiger Geschmacklosigkeit zu
berichten. Es sei nur kurz er-
wähnt, daß der große Architekt
Schinkel bahnbrechend für herr-
liche, stimmungsvolle Dekoratio-
nen wurde, und daß Gropius in
dieser klassischen Richtung für das
Berliner König!. Theater Jahr-
zehnte hindurch Schönes geschaffen
hat. Das neue Kaiser!. Opern-
haus in Wien suchte seit s868
an Pracht der Dekorationen und
Kostüms mit Paris zu wetteifern.
Der prunkliebende romantisch
schwärmende König Ludwig II.
stattete besonders die Opern seines
Freundes Richard Wagner nach
dessen genialen Winken in reichster

Weise aus. Nun kamen die NIeininger und boten archäologische
Treue und suchten selbst groß im Kleinen oder Nebensächlichen
zu sein. Das fand Bewunderung, aber auch Widerspruch.

Augenblicklich steht Wiesbadens Königliches Theater an der
Spitze der künstlerischen Bewegung. Herr General-Intendant
von Hülsen hat im letzten Jahre bewiesen, daß das, was er
anstrebt, nicht lediglich Pracht und Prunk im gewöhnlichen Sinne
ist, sondern einem hohen künstlerischen Ideal entspricht. Meine
Aufgabe ist, zu zeigen, welche Förderung die moderne Dekoration
dadurch erreicht, daß die Bühne den Geschmack des Publikums
„erzieht". Man beachte an sich selbst den Eindruck, welchen eine
noch so gute „Abbildung" eines Wohnraumes oder einer kirchlichen
Halle macht und wie viel nachhaltiger das Bild in unserer Fantasie
bleibt, welches die Bühne uns bietet. Dort in der Regel nur ein
farbloses Gehäuse ohne Belebung, hier der Schein der Wirklich-
keit mit entsprechender Beleuchtung und handelnden Personen.
Der strengen Wissenschaft genügt freilich nicht das, was auf der
Bühne nur „schöner Schein" ist. Der Archäologe muß in Museen
und Werken getreuere Wiedergaben und Originale kennen lernen;
aber immerhin wird er an Gesammtbildern mit reicher Staffage
sich erbauen, da die Museen solche nicht bieten. Sehen wir vorerst
von den großartigen Monumentalbauten, die wir z. B. in der
Zauberflöte, Aida, im Tannhäuser, im Julius Täsar und beson-
ders in Sardou's „Theodora" bewundern, ab, und halten wir
uns an das Moderne, ^Alltägliche. Wie ärmlich ungenügend
wurde früher z. B. das Zimmer eines Kommerzienrathes aus-
gestattet. Noch heute sind die Theater größerer Städte in dieser
Hinsicht so gleichgültig, daß jüngst eine Dame, die eine solche
Bühne mit der Wiesbadener verglich, die Dekorationen schäbig,
geschmacklos und unwahr bezeichnte. Wir wollen nachsichtig
zugeben, daß die Honorare der Schauspieler rc. in vielen Fällen

Abbildung 53 h. Theil-Ansicht aus Merle's
 
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