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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Wehlau, Karl: Berliner Neuheiten in Oefen, Kacheln und Fliesen, [2]
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O. W.: Pariser Korbmöbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0276

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Dezember-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 207.

denselben Farben gehalten ist, wie der innere Streifen. Ich habe
dieses Muster so genau beschrieben, weil es der glühenden Farben-
wirkung eines echten orientalischen Wandteppichs nahe kommt.
Zum Schluß will ich noch einige anspruchslose, dabei aber sehr
hübsche Muster erwähnen, die besonders gern verwendet werden:
Da sind z. B. quadratische, an den Ecken abgestumpfte Platten,
die abwechselnd Rosenbouquets oder Rosetten in blau aus weißem
Grunde tragen. Die durch die Abstumpfungen entstandenen kleinen
Quadrate zeigen ein einfaches braunes Muster. Der ebenfalls
braune Fries besteht abwechselnd aus dem Muster dieser Quadrate
und aus Blumensträußen. Ein anderes Muster zeigt blau einge-
rahmte Quadrate und in diesen Ringelblumen in natürlichen
Farben; hierbei unterscheidet sich der Fries kaum vom Muster.
Blumen in natürlichen Farben in allen möglichen reizvollen Zu-
sammensetzungen bilden jetzt überhaupt die beliebtesten Dessins.
Die Ecken der Platten tragen dann vielfach einzelne grüne Blätter,
während der Blumenfries von grünen Ranken eingefaßt ist.

Selbstverständlich kehren bei den mehr geometrischen Mustern
vielfach ähnliche Dessins wieder, wie bei den Fußbodenfliesen, so
daß eine Besprechung derselben sich wie eine Wiederholung des
Vorhergesagten ausnehmen würde. Doch unterscheiden sie sich
insofern von jenen, als gerade Blau, was bei Fußbodenfliesen
sehr sparsam angewendet wird, hier in allen seinen Schattirungen
vorkommt. __ Larl wehlau.

pariser ,Murlmwl'el>

! owie es wieder der schönen Jahreszeit entgegengeht, zeigt sich
erhöhtes Interesse für Korbmöbel. Vermöge ihrer Leichtig-
keit und Billigkeit eignen sich dieselben ganz vorzüglich für Sommer-
einrichtungen, die man bei aller Zierlichkeit und auch Eleganz

Abbildung Nr. 7H3. Entwurf zu einer Diele von Baurath Btto March, Lharlottenburg

doch verhältnißmäßig immer in nicht allzu hohen Preislagen zu
kaufen sucht. Soweit es das Material zuläßt, wird bei den
Korbmöbeln jetzt eine Anlehnung an die Holzmöbel versucht.
Das Neueste, worüber wir verfügen, sind Stroh-Polstermöbel:
Armsessel, Sofas etc. von schöner, geschweifter, weit zurückgelehnter
Form. Es sind theilweise dieselben Genres wie in Holz; es

fehlt weder die hochlehnige Bergsre, noch der so bequeme Fauteuil
Voltaire oder das niedrige hübsch gebogene Stühlchen Louis XVI.

Die Art der Ausführung bei diesen Sachen ist eine ganz
verschiedene, je nachdem ob Stroh, Rohr oder Bambus in der
Hauptsache zur Verwendung gekommen. Das Gestell wird zumeist
aus festen Rohrstäben gebildet, um welche entweder Strohborten
dicht in der Art herumgewickelt sind, daß sie nach unten zu eine
starke Verdickung entstehen lassen, die den Fuß des Möbels aus-
macht, oder die mit ganz feinen Halmen dicht, gleichmäßig und
glatt aufliegend überflochten sind. Gewöhnlich nimmt man die-
selben in zwei Farben. Lichte Nuancen stehen obenan; die Zu-
sammenstellungen von buttergelb und hellblau, rosa mit braun
und stengel- mit moosgrün, wobei weiße oder schwarze Streifen
noch zwischengeflochten werden, sind vor allen anderen beliebt.
Auch zwei Schattirungen — gewöhnlich eine Helle und eine dunkle —
desselben Tones kommen häufig vor. Meist läßt man dieselben
schachbrettartig oder in breiteren und schmäleren Streifen mit
einander abwechseln. Eine andere sehr hübsche Ausführung sind
Knotengeflechte, die ebenfalls am häufigsten zweifarbig Vorkommen.
Sitz und Rücken an Stühlen und Sofas stehen bei vielen der neuesten
Modelle nur aus einem Stück. Es sieht aus, als wäre eine
Decke, eine Art Läufer über das ganze Gestell gebreitet. Der-
selbe rollt sich zuweilen an beiden Enden stark um, am oberen
nicht selten nach außen so, daß er eine Schlummerrolle bildet,
die dicke Strohtroddeln, die hinten und zu den Seiten herunter-
hängen, effektvoll verzieren. Für diese Decke selbst, unter der noch
ein weiches Polster angebracht ist, kommen hauptsächlich sehr feine
Geflechte im Genre der „chinesischen" Matten in Betracht. Die
Muster: Sterne, steiflinige Ornamente verschiedensten Genres,
stilisirte Blumen rc. werden mit abstechenden glänzend gefärbten
Halmen in dem glatten Fond durchgezogen. Sehr hübsch sehen
hellholzfarbene Sachen aus, auf denen
mahagonibraune Strohfäden länger und
kürzer hineingeflochten sind, um das Dessin
zu bilden.

Unter den besonders hübschen Modellen
in Korbmöbeln ist ein Fauteuil Voltaire
mit dreitheiliger runder, ziemlich niedriger
Lehne zu nennen. Dieselbe besteht im un-
teren Theile aus festem Geflecht, den oberen
ergeben krumm gebogene von Strohborten
umwickelte Reifen. In Strohborten wird
im Allgemeinen eine Verschiedenartigkeit
entwickelt, die der schöpferischen Einbil-
dungskraft unserer Fabrikanten alle Ehre
macht. Man sieht sie gaufrirt, wie leicht
gepreßt, mit kleinen vortretenden Spitzchen,
gerollt rc. rc. Um die Lehnen der Stühle
herum gehen oft als Verzierung große
Schleifen aus breitereni oder schmälerem
Strohband resp. Borte; auch die Sitze werden
mitunter so ausgeputzt. Sämmtliche der
neuesten Korbstühle überraschen durch ihre
Zierlichkeit; oft sind sie so klein und niedrig,
daß man einigermaßen Bedenken tragen
möchte, sich darauf zu setzen. Auch die
Sofas erscheinen äußerst eng und schmal,
machen aber doch mit ihren umgerollten
und zurückgebogenen, oft gepolsterten Rück-
und Seitenlehnen einen recht komfortablen Eindruck. — Eleganter
im Allgemeinen als die Korbmöbel sind die aus Bambus gefer-
tigten. Dies Material muß als ein sehr dankbares angesehen
werden, wenn man die Fülle von einander grundverschiedener
Möbel, die darin zu Gebote stehen, mustert. Besonders in
Etagsren und Tischchen haben wir eine fast überreiche Auswahl.
 
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