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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 8.1897

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Eine interessante Fest-Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.7395#0251

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November-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite (87.

wand, vor ihnen waren Angeln aufgehäuft und zu beiden Seiten
Gewehre zu zwei Pyramiden zusammengestellt. Helme, Schwerter
und mächtige Blattpflanzen füllten die Lücken. Aus diesem mili-
tärischen Arrangement hob sich ein roth drapirter Sockel mit der
überlebensgroßen Büste König Alberts, um den sich Zweige
goldenen Lorbeers schmiegten. Diese herrliche Gruppe war im
Hintergründe durch ein Gemälde auf golddurchwirktem Stoff
abgeschlossen; das Gemälde zeigte die Saxonia, welche sich an
das sächsische Wappen lehnt und den heimkehrenden Siegern
Lorbeer spendet. Das Ganze wurde baldachinartig überdacht.
Von oben leuchtete ein großer Sonnenschild und zu beiden Seiten
erhoben sich mächtige Kandelaber. Die linke Saalecke zeigte ein
Arrangement von Waffen und Rüstungen aller Art, die sich um
ein Geschützrohr gruppirten. Die Halle selbst war folgendermaßen
geschmückt: Die sH riesigen Säulen waren am Fuße mit kost-
baren gestickten Stoffen umwunden, von hier aus wanden sich
Reisigranken bis zur Decke, schlangen sich in Bogen von Säule
zu Säule oder liefen an den Kreuzgewölben hin, wo sie von
Bouquets zusammengehalten wurden. Zn der Mitte der mit-
telsten Säule, an den Wandpfeilern und an geeigneten Stellen
waren Waffen und Rüstungen, Hahnen, Standarten und Eichen-
büsche zu geschmackvoll vereinigten Gruppen angebracht. Von
jeder Säule leuchtete der Name einer Schlacht, in der das
sächsische Armeekorps betheiligt war, herab und wehte eine
Siegestrophäe nieder. Längs der nordöstlichen Seite der Halle
vor der großen nach der Augustusstraße gehenden Hensterreihe
war die Haupttafel ausgestellt, und von hier aus gingen, recht-
winkelig abzweigend, sechs weitere Tafeln zwischen den Säulen
nach der gegenüberliegenden Wand hinüber. Die vier Säulen
vor dem Platze des Königs trugen Schilder mit den Namen
der vier Schlachten, bei denen vor 25 Zähren die von König
Albert, dem damaligen Kronprinzen, geführte Maasarmee
betheiligt war: Sedan, Villiers, St. privat und Beaumont.

Von dieser letztgenannten Säule wehte die erste von den Sachsen
bei Beaumont erbeutete französische Hahne hernieder. Gegen-
über dem Platze des Königs und der königlichen Prinzen
waren, vier Etagen bildend, die kostbarsten Goldschätze des
Grünen Gewölbes (getriebene Riesenhumpen, Schüsseln, Kannen,
Trinkhörner, Pokale von allerlei Hormen und der künstlerischsten
Durchführung), Meisterwerke der Goldschmiedekunst, geschmack-
voll ausgestellt, während dieselben von mächtigen Palmen und
Blattpflanzen eingerahmt wurden. Hinter dem Platze des
Königs erhob sich eine Art Thronbaldachin, der in rothem
Sammt mit Goldstickerei gehalten und von Eichenranken um-
wunden war. Die schön geschnitzten, das Dach des Baldachins
tragenden Säulen trugen Schilde mit den Namenszügen der
Majestäten ^.Ibsrtns Ksx und Os-rolu KsAinu. Die Hinter-
wand bildete ein Gemälde aus ganz lichtfarbener violetter Seide
mit breitem Goldrand: drei Amoretten tragen den Königs-
mantel in grünem Sammt und Hermelin, auf dem das lorbeer-
umwundene Schwert ruht*). Rechts und links — etwas ver-
tieft — vor dem edel gehaltenen Bild zeigten sich zwei sächsische
Wappen, Siegestrophäen und mächtige Eichenkränze. Zn den
Nischen der mit Stores und rothseidenen Vorhängen bedeckten
Henster erhoben sich große Lorbeerbäume, deren auch einige
aus den Tafeln herausgewachsen schienen. Außer dem reichen
Blattgrün, das in dem Hestraum eine gewisse Harbenharmonie
bewirkte, siel das Auge auf kostbare Blumen; von der Decke
hing ein mächtiges Arrangement von Blüthen hernieder und
cuf allen Tafel-Abtheilungen waren in sinniger Weise die
blühenden Kinder Hloras vertheilt. Was nun den Schmuck
der Tafel selbst anlangt, so verlieh er ihr einen herrlichen Anblick.
Die kostbarsten und schönsten Schätze der Hofsilberkammer, der
Hofkellerei und Hofkonditorei, wie vielarmige goldene und silberne

Girandolen, goldene und silberne Aufsätze, die kostbarsten Aufsätze
der Meißener König!. Porzellan-Manufaktur, ferner getriebene
Ziergegenstände, Vasen und geschliffene alte schöne Pokale und
Gläser gaben der Tafel ein vornehmes und reiches elegantes
Gepräge. Der Tafelschmuck vor den Plätzen des Königs und
der Prinzen war besonders schön gehalten. Vor dem König erhob
sich der große silberne, mit der Viktoria gekrönte Tafel-Aufsatz
(ein Geschenk der Stadt Leipzig), um dieses, einem Siegesdenkmal
gleichende Schaustück, rankten sich duftende Blumen, rechts und
links prangten zwei in Gold getriebene Terrinen, deren Rokoko-
deckel von den das Wappen Sachsens tragenden Löwen gehalten
werden, ferner zwei große goldene Glocken und Rokoko-Goldgiran-
dolen. Als Porzellan wurde das sogenannte Drachenmuster (nach
chinesischen (Originalen in Meißen hergestellt) benutzt. Die Strahlen
des elektrischen Lichtes und das Licht der Hunderte von Kerzen

Japanisches Blumen-Arrangement im „lLuslüu".Stile. l?liotinin Kladra.

warfen einen magischen Glanz über die Hefttafel und durch den
ganzen Hestraum; es war, kurz gesagt, ein märchenhaftes Bild
von überwältigender Schönheit. Nur durch das Zusammenwirken
von Geschmack und Kunstsinn war diese Ausgestaltung möglich. —
 
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