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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 1
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Veth, Jan: Thomas Rowlandson
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0054

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TU. ROWLANDSON, FISCHMARKT

AUSGEST. BEI AMSLEK UND RUTHARDT

Hinter all der Lebhaftigkeit und dem Gewühl seiner
Figuren, fühlt man auch noch das weite Land oder das
ferne Meer. Und morgen — das fühlt man — wird
dieser Wanderer durchs Leben, der heute hier eine Sache
so wacker anschaut, wieder anderswo rundblicken ins
Freie, das sein eigentliches Element ist. Nicht umsonst
ist die mit vier Pferden bespannte Postkutsche, die ab-
zufahren bereit steht, ein Vorwurf, der ihn fortwährend
angezogen hat, — undeineStadt- oder Dorfansicht, deren
Mittelpunkt nicht das Thor des Wirtshauses mit an-
kommenden oder abreisenden Gästen bildet, könnte
kaum als typisch für seine Art gelten.

Bei Rowlandson fühlt man, dass dieser Landweg
hinter jener Wendung noch weiter fortgeht, dass hinter
jeder Ecke noch wieder neues Leben liegt, dass man
durch dieses malerische Thor in eine Stadt gelangen
wird mit geräumigen Plätzen und allerhand Über-
raschungen, dass hinter den Fenstern in den Strassen,
wie er sie zeichnet, Menschen hausen, dass sich hinter
diesem Hügel ein Thal, dass sich hinter jenem Baum der
Himmel ausstreckt. Seine Baumstämme sieht man ur-
wüchsig im Boden wurzeln, die Äste streben lustig ins
Freie, und die in lockerem Baumschlag angegebenen
Blätterbüschel scheinen Fruchtbarkeit zu atmen und zu
wehen in der linden Luft. Seine Figuren lässt er sich
bewegen und sich tummeln mit lebhaften Gebärden, mit
lautem Sprechen oder selbst schreien, dass es eine Art

hat. Menschen, die den Mund nicht aufmachen, scheint
er nicht zu kennen und seine Pferde können im Stalle
nicht stillstehen, sie scheinen uns heftig anzuwiehern.
Tumult und Unruhe sind seine Lieblingssphäre, und
manchmal ist es, als ob er das Leben für eine ewise
Kirmess angesehen hätte.

Eine elementare, echt englische Liebhaberei für
Sport im weitesten Sinne ist Rowlandson eigen: Lieb-
habereifürReiten, Segeln und für diejagd, — fürHin-und
Herziehen, Reisen und Vagabundieren. Natürlich ist er
Kenner von Pferden und Hunden, aber auch Kühe,
Schweine, Vögel und Fische weiss er zu schätzen, und
ergötzt sich am Soldatenleben, an Trinkgelagen und
am lustigen Tanze.

Trotz etwas vorwiegend Physischem in seiner Lebens-
anschauung, vermag er sowohl Goldsmith als Sterne
und Fielding geistig zu erfassen. Eine Zeichnung
Church Promenade ist von so köstlicher Friedlichkeit
und so erfüllt von vornehmer und behäbiger Lange-
weile, dass sie den grössten Kontrast bildet mit der
raschen, hitzigen, wie elektrisierten Zeichnung The
Cockpit, die in ihrer prächtigen Gewagtheit einem
Daumier oder Goya gleichkommt. Manchmal erweckt
er den Gedanken an einen weniger idyllischen, aber
wilder ausgelassenen Ostade, oder an einen minder
philosophischen, mehr improvisierenden Brueghel. In
der Frische seiner Strand- und Seebilder kommt er

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