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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 4
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Scheffler, Karl: Franz Krüger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0164

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Hegt der Hauch einer feinen, nuancenreichen Blond-
heit. Die Handwerkssicherheit wird freilich nicht
selten zur Routine und artet sogar zur Manier eines
Zeichenmeisters aus. Man spürt, zum Beispiel, die
Freude am koketten Pinselspiel, an der Art, wie die
weissen Lichter spitzpinselig und elegant aufgesetzt
sind. Aber diese Manier selbst ist noch solide. Tiefere
Psychologie sucht man vergebens; es stimmt immer,
und doch bleibt das Letzte ungesagt. Trotzdem diese
Kunst aber nicht tief dringt, ist sie doch nie ober-
flächlich. Sie will wenig und giebt mehr noch als sie
will: das macht sie so sympathisch und wertvoll. Sie
ist mit sich selbst vollkommen in Übereinstimmung,
ob nun auf grossen Repräsentationsbildern vier-
hundert Menschen dargestellt sind, ob ein Pferd
porträtiert oder nur ein Gewehr mit sachlicher
Treue studiert ist. Es machte dem auf Bestellung
Scharrenden nichts aus, sich den landschaftlichen
Hintergrund von Schülern oder Freunden malen zu
lassen; denn er wollte nicht so sehr höhere Kunst-
einheit als die Zufriedenheit gebildeter Auftrag-
geber. So kam es, dass er Anerkennung die Fülle
fand, dass sowohl die Greisinnen und Jungfrauen
mit der geschmackvollen und liebenswürdigen Ge-
nauigkeit ihrer Bildnisse zufrieden waren, wie auch
den Pferdebesitzern die Porträtähnlichkeit ihrer
Rosse und Hunde zusagte. Krüger hat eine lange

genutzte Form für die Darstellung von Rennpferden
gefunden, weil er als Sportsman sachlich richtig und
mit der Passion des Pferdekenners arbeitete und doch
den Künstler nicht verleugnete. Ein Gericault frei-
lich hätte er eben darum nicht werden können, weil
er das Pferd zu sehr sportsmässig betrachtete.

Ein guter, feiner und liebenswürdiger Chronist
also, ein äusserst kultivierter Registrator, in dessen
Werken der Stoff ebensoviel interessiert wie die
Form. Ein Meister bürgerlicher Zeichenkunst,
dessen Arbeiten nun Allgemeingut der Deutschen
sein werden, nachdem sie einmal der Vergessenheit
entrissen worden sind, denen aber immer doch die
lokale Determination anhaften wird. In der Ber-
liner Nationalgalerie ist Krüger so recht am Platze,
zwischen Chodowiecki und Menzel, zu Liebermanns
moderner Bürgerkunst von fern hinüberweisend.
Und auch in der Berliner Sezession begegnet man
gern dieser nüchtern preussischen Grazie in dem fein
ausziselierenden Handwerk Krügers. Er steht dort
wie ein ehrenfester Grossvater zwischen Enkeln,
die mit neuen Ideen zu neuen Zielen streben und
die sich selber ehren, wenn sie in dem Alten aus der
vormärzlichen Zeit einen Meister des Handwerks
grüssen,den, nach Hugo vonTschudis resümierendem
Wort, „nur ein Mangel an innerer Anteilnahme viel-
leicht verhinderte, ein ganz grosser Künstler zu sein".

FRANZ KRUGER, PFERDESTUDIE

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