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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Zimmermann, Ernst: Die Dresdner internationale Kunstausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0025

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig und Berlin SW., Dessauerstr. 13

Neue Folge. XIII. Jahrgang.

1901/1902.

Nr. 3. 24. Oktober.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur .Zeitschrift für bildende Kunst« und zum .Kunstgewerbeblatt« m0^fJrt2tu " Z büdende
« J«H bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der -Zeit chnft fu ^««.de
erhalten die Kunstchronik gratis. - Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redakt on und Ve lags
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Handlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Berlin sw, Dessauerstr. 13. Inserate, a 30 If. für
die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein (ü Vogler, kuq. mosse.....

DIE DRESDNER INTERNATIONALE KUNST-
AUSSTELLUNG

Von Ernst Zimmermann
II.

Während sich auf der Dresdner Ausstellung immer
niehr, namentlich nach Eröffnung der Münchner Aus-
stellung und der Berliner Secession, die Abteilung der
Malerei als die minderwertigste herausstellt, enthüllt sich
die der Aquarellzeichnungen und graphischen Künstevon
Tag zu Tag mehr als die beste, ja dürfte an Qualität
bisher überhaupt wohl von keiner deutschen Ausstellung
erreicht sein. Sie ist noch mehr Eliteausstellung als
auf pkr'gen Abteilungen, schon deswegen, weil hier
Orund des besonderen Programms dieser Ab-
teilung nur von aufgeforderten Künstlern Werke zur
Aufstellung gelangt sind. Nur die Dresdner Künstler
. en n'er ihre eigenen Bestimmungen und auch ihre
eigene Jury gehabt, wohl nicht zum Vorteil des
Gesamtbildes ihrer Leistungen. Besondere Beachtung
verdient das besondere Prinzip, nach dem die ganze
Abteilung zur Aufstellung gelangt ist: sie ist nicht,
wie bisher allgemein, in Gruppen von Aquarellen,
Zeichnungen und graphischen Werken getrennt wor-
den. Mag dadurch auch der Überblick über die
einzelnen Gattungen etwas erschwert sein, so ist da-
für doch jene Eintönigkeit vermieden, die das Zu-
sammenhängen allzu vieler farbloser Kunstblätter nur
zu leicht hervorruft. Der künstlerische Gesichtspunkt
hat hier wohl mit Recht über den mehr wissenschaft-
"chen triumphiert.

fol Im u^rigen ist die Aufstellung nach Schulen er-
£t; nur in der Mitte ist eine Art Tribuna ein-
B ichtet, in dem das Beste des Besten sich gesam-
melt findet. Dort erblickt man u. a. Whistler's
venezianische und seine sehr seltenen holländischen
Radierungen, eine Auswahl der geistvollsten Blätter
rn's» ein prächtiges Aquarell Larsson's das Modell
vor dem Spiegel, Zeichnungen Leibl's, ein frühes
Aquarell Menzel's Der verwundete Ritter, farbige
Zeichnungen Kuehl's, Köpfe von Greiner, Vogeler
u. s. w.

In den übrigen Abteilungen dürften besondere
Erwähnung verdienen: In der Münchener die Jugend-
zeichner Georgi mit schönen grossen Farbstift-Zeich-
nungen ländlicher Motive, Putz mit landschaftlichen

Blättern, der Simplicissimuszeichner Heine mit bitteren
Satiren und Kirchner mit inhaltlich wie künstlerisch
gleich köstlichen Gouachen der verlorene Sohn und
Zweifel. Von den Graphikern fallen hier auf: Graf
mit seiner farbigen Monumentalradierung Pietä, wohl
überhaupt eins der grössten radierten Blätter, ein
Werk jahrelangen Fleisses, und Wolff's lebendig geist-
volle Porträts und Konversationsscenen. Berlin zeigt
farbige Darstellungen von Baum und Leistikow, von
letzterem einige interessante Marinen. Auf graphischem
Gebiet steht hier unbestritten an erster Stelle Käte
Kollwitz mit dem weiter gesponnenen Thema vom
Tode und Elende der armen Menschen. Eine ganz
isolierte Stellung nimmt Krüger mit seinen erstaun-
lichen Farbenholzschnitten ein, deren Anwendbarkeit
auf ganz andere Kunstepochen als die bisher er-
wählten er hier durch die Reproduktion eines Ru-
bensschen Kinderkopfes beweist. Karlsruhe, bei dem
alle klangvollen Namen vertreten, zeigt das bekannte
Bild mit dem Dominieren der Landschaft und der
farbigen Lithographie. Besonders fein sind einige
Miniaturradierungen Kalckreuth's und Heins' Nixe.
Unter den Zeichnungen überraschen einige ungewöhn-
lich feine frühe Darstellungen Hans Thoma's aus
Dresdner Privatbesitz die Ziegenhirten und die Pietä.
Auch Worpswede sagt nicht viel Neues. Aus Ham-
burg fallen die schon technisch einzig dastehenden
Hoch- und Tiefätzungen Illies', Hamburger Land-
schaften darstellend, auf. Aus Weimar wird man
wohl zum letztenmale auf einer Ausstellung die kraft-
vollen Aquarelle Gleichen-Russwurm's erblickt haben.

Auch Dresden hat keine grossen Überraschungen.
Es dürfte hier schon besseres geleistet sein. Einige
hübsche Radierungen finden sich von Erler. Aus
Leipzig hat Klinger seine neuesten Radierungen ge-
sandt, die aber schwerlich als ein grosser Fortschritt
anzusehen sein werden; um so erfreulicher wirken
dagegen die ebenso geistreichen wie sicheren Zeich-
nungen, Pastelle und Steindrucke Greiner's, römi-
sche Köpfe, Porträts aus der Wagnerfamilie und
Baumstudien. Erfreulich stellt sich auch im ganzen
das Bild der Wiener Secession dar. Schmutzer
ist mit seiner prächtigen Monumentalradierung: die
Dame mit dem Pferd vertreten und dem Gegenstück,
dem kleinen feinen Blatte der Frau mit Kind und
Kuh, Andri mit seinen Pastellen und Steindrucken
 
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