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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0070

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123

Vermischtes.

124

ten Dresdner Kunstausstellungen sind lediglich erwirkt
worden durch das Zusammenwirken von Vertretern der
Regierung, der Stadt, der Kunstgelehrten und Sammlungs-
beamten, der Finanz und der Presse. In diesem Zu-
sammenwirken sehen die Stimmführer der neuen Bewegung
eine Beschränkung der Selbständigkeit der Künstlerschaft.
Deshalb soll das neue Gebäude der Kunstgenossenschaft
vor allen Dingen ein Ausstellungsgebäude werden, nicht
aber, wie die Kunstgenossenschaft früher wollte, in erster
Linie ein Oesellschafts - und Klubhaus. In dieser Absicht
nahm die Hauptversammlung der Dresdner Kunstgenossen-
schaft vor einigen Tagen den Antrag an , ihren bisher für
den Bau in Aussicht genommenen Platz an der Ostra-Allee
gegenüber dem Zwinger der Stadt Dresden zurückzugeben
und dafür einen andern Platz an der Grunaer- und Albrecht-
strasse (in der Nähe des bekannten städtischen Ausstel-
lungsplatzes) einzutauschen. Der Platz ist insofern nicht
günstig, als die Bauordnung hier nicht den vollen Aufbau
zulässt. Die geplanten Ausstellungen können nur kleine
Sonderausstellungen sein. ^

Der Dresdner Kunstgewerbeverein hat am 26. No-
vember sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen durch einen
Festaktus nebst Festmahl und Ball gefeiert. Bei dem Fest-
aktus hielt Prof. Dr. Berling die Festrede. Er wies u. a.
darauf hin, dass dieser Tag im Hinblick auf die verflossenen
fünfundzwanzig Jahre ein rechter Freudentag sei, dass sich
der Verein aber noch mehr den Forderungen der neuen
Zeit anzupassen habe. Verneinen und ableugnen lasse
sich eine so mächtige Kunstströmung, wie die moderne,
nicht; man könne sie wohl in gewissen Schranken halten,
aber niemals zurückdrängen. Wenn auch durchaus nicht
alles, was von den Jungen geboten werde, gutzuheissen
sei, so glaube er doch, dass der Zeitpunkt gekommen sei,
eine Verständigung zwischen hüben und drüben anzu-
bahnen. Die ältere Richtung habe sich bemüht, sich das
von den Jungen anzueignen, was ihr davon wert erschien
und die Jungen haben sich in der letzten Zeit bestrebt,
sich von den Schlacken zu befreien und auch die An-
schauungen der älteren Richtung mehr zu beachten. Redner
schloss mit dem Wunsche, dass es dem Verein gelingen
möge, alles unter einem Banner zu vereinen. — Diese
Hoffnung dürfte, um es mit einem Wort zu sagen, durch-
aus eitel sein. Die Rolle des Dresdner Kunstgewerbe-
vereins ist ausgespielt, und es müsste eine Erneuerung an
Haupt und Gliedern eintreten, wenn der Verein für das
Dresdner Kunstgewerbe wieder eine Bedeutung gewinnen
wollte. Wenn man bedenkt, dass der Verein samt seinem
Vorsitzenden von der Vertretung des deutschen Kunst-
gewerbes in der Pariser Weltausstellung so gut wie aus-
geschlossen war, wenn man ferner bedenkt, dass der
Verein bei den drei grossen Dresdner Kunstausstellungen
1897, 1899 und 1901, die das moderne Kunstgewerbe in
so imponierender Weise vor- und zum Siege führten, weder
als solcher noch durch seinen Vorsitzenden irgend welchen
Einfluss in Bezug auf das moderne Kunstgewerbe gehabt
hat, so ergiebt sich daraus zur Genüge, dass der Dresdner
Kunstgewerbeverein zur richtigen Zeit den Anschluss an die
Zeitströmung versäumt und die Bedeutung der modernen
Bewegung verkannt hat. Der Verein hat Äusserlichkeiten
gepflegt, anstatt mit allem Ernst sich neuen Verhältnissen
anzupassen, sich neue grosse Aufgaben und Ziele zu
stecken an Stelle der verblassten Ideale, die vielleicht vor
fünfundzwanzig Jahren auch schon nicht mehr den echten
vollen Glanz zeigten. Der Verein wird selbstverständlich
die Verantwortung für diese Unterlassungen und damit für
den Niedergang des Vereins seinem Vorstande zur Last zu
legen haben. Die jungen Künstler, die in Dresden ein
neues Kunstgewerbe, eine neue dekorative Kunst herauf-

führen, werden jedenfalls dem Liebeswerben des Herrn
Professors Dr. Berling gegenüber in spröder Zurückhal-
tung verharren, denn was hat ihnen dieser Verein zu
bieten? Ein Verein, der unter hohlem offiziösem Gepränge
nur mühsam ein Scheinleben führt ohne Thaten und ohne
Erfolge! Nein, die Zukunft des Dresdner Kunstgewerbes
liegt anderswo als im Dresdner Kunstgewerbeverein, trotz
der zahlreichen Ehrenmitgliedschaften und Anerkennungs-
urkunden, die am 26. November 1901 auf dem Belvedere
in Dresden verteilt, trotz all der schönen Worte, die
dem Jubelverein gewidmet wurden, und es sind der Mit-
glieder genug, die das längst wissen. Wir sind neu-
gierig, wie lange der Dresdner Kunstgewerbeverein noch
so weiter vegetieren wird. Das eine ist sicher: Die Füh-
rung im kunstgewerblichen Leben Dresdens hat er ent-
weder nie gehabt oder längst verloren. «»

VERMISCHTES

Braunschweig. Der innere Kern Braunschweigs, die
Gegend des Burgplatzes und seiner nächsten Umgebung,
entwickelt sich immer mehr zu einem künstlerisch und
kunstgeschichtlich glänzenden Schmuckstück städtischer
Architektur. Die vom Prinzregenten mit den Wiederher-
stellungsarbeiten am Dom und dem Wiederaufbau der
Burg Dankwarderode gegebene Anregung hat in stil-
vollen städtischen und privaten Neubauten wie dem neuen
Stadthaus, dem Finanzbehördenhaus, dem Neubau des
»Deutschen Hauses« reiche Früchte getragen. Zwischen
dem letzteren mit seiner Südfront am Burgplatz gelegenen
Hotel und dem schönen 1573 von Achatz von Veltheim
am Burgplatz erbauten Hause befand sich lange Zeit eine
Lücke, die durch eine Fachwerkeinfriedigung nur notdürftig
verdeckt war und dem geschlossenen Charakter des mittel-
alterlichen Platzes Eintracht that. Sie wird gegenwärtig
in stilvoller Weise durch den Wiederaufbau des sogenann-
ten Demmer'schen, richtiger Huneborstel'schen:) Hauses
geschlossen, das igoo an seiner Stelle im Sack 5 einem
Neubau weichen musste, nachdem noch im Jahre 1890 die
bunte Bemalung der Fassade von dem darüber liegenden
braunen Anstrich befreit und unter Leitung des Baurats
Pfeiffer erneuert war. Diese Holzfassade, die Lübke in
seiner Geschichte der Renaissance im Hinblick auf ihren
überreichen Schmuck an mythologischen und allegorischen
Figuren, ernsten und possenhaften Genrescenen, Delphinen,
Kandelabern und Wappen ein Prachtstück der Dekoration
nennt, und die in vielen Stücken an die Schnitzereien des
Brusttuchs in Goslar erinnern, ist rechtzeitig von der Stadt-
behörde angekauft worden. Rechtzeitig ist auch darauf
Bedacht genommen, dass ein schmaler Zwischenbau mit
einer Fachwerksvorlage von dunklem Holz für das Auge
eine Überleitung schaffe von der Holzfassade des neuen
Huneborstel'schen Hauses zu dem 1896 in hellem Kalk-
stein ausgeführten Neubau des »Deutschen Hauses«. So
wird, an bevorzugter Stelle und seiner Umgebung ange-
passt, sich das Heim einer Braunschweiger Bürgerfamilie
wiedererheben, die schon vor der Erbauung des Hauses
1536 durch F. Huneborstel zwei Jahrhunderte in Braun-
schweig sass. Zu den Ankaufs- und Wiederherstellungs-
arbeiten steuern der Prinzregent und das Herzogl. Staats-
ministerium je 15000 Mark bei. Die inneren Räume sollen
nach Fertigstellung der Handwerkskammer und dem
Innungausschuss zur Verfügung gestellt werden, während
die Stadt Eigentümerin bleibt. r. G.

Karlsruhe. An der Akademie der bildenden Künste
werden von jetzt ab auch Vorlesungen über Architektur

1) Näheres s. Braunschweig. Magazin 1899, Nr. 10.
Beil. zu Nr. 12b d. Braunschw. Anzeigen.
 
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