Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0071

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
125

Vermischtes.

1 20

gehalten. Mit dieser Aufgabe ist Architekt Hermann Billing
betraut worden.

Rom. Für die Ausnutzung der für künstlerische
Zwecke geräumten und restaurierten Säle und Zimmer der
Engelsburg (S. Nr. 4. v. 31. I.) ist nunmehr ein endgültiger
Plan aufgestellt Im Erdgeschoss, in den Bastionen und
in dem alten römischen Grabmalskern werden Sammlungen
zur mittelalterlichen Geschichte Roms Platz finden, in erster
Linie natürlich Gegenstände, welche die Geschichte der
Engelsburg betreffen. Urkunden, welche sie illustrieren,
werden in den beiden Sälen Clemens VII. der Besichtigung
zugänglich sein. Die ausgedehnten oberen Räume, die bis
1870 politische Gefängnisse waren und dann militärischen
Zwecken dienten, werden das geplante Museum der ita-
lienischen Ingenieurkunst aufnehmen. Es wird zeitlich in
zwei grössere Abteilungen zerfallen, deren erstere die ita-
lienische Ingenieurkunst des Mittelalters und der Renais-
sance behandeln soll, Zeiten, in denen Italien in dieser
Kunst Europa Gesetze vorschrieb, die eines Bern. Ros-
sellino, der beiden San Gallo, eines Bramante, Leo-
nardo da Vinci, Michelangelo, um nur diese für Rom und
seine nächste Umgebung besonders ins Gewicht fallenden
Namen zu nennen. Die zweite Abteilung wird die Ge-
schichte der heutigen italienischen Geniewaffe umfassen.

v. G.

Rom. Die Restauration des Palastes der Farnesina
de' Baulari, an welcher seit Jahren unter Leitung des
Architekten Enrico Gui gearbeitet wird, nähert sich dem
Ende. Aristotile da San Gallo baute diesen zierlichen
Palast für einen französischen Prälaten, Tommaso Le Roy,
in den letzten Regierungsjahren Leo's X. Jetzt gehört der
Palast der Stadt Rom, welche auch seine Wiederherstel-
lung veranlasst hat. e. st.

Rom. Der Architekt Giovanni Battista Giovenale,
welchem die Stadt Rom auch die Restauration von S.
Maria in Cosmedin verdankt, hat soeben die Wiederher-
stellung von S. Cecilia in Trastevere beendet. Am 22. No-
vember ist die Kirche dem Kultus wieder übergeben wor-
den. Allerdings war es nicht möglich, Langhaus und
Presbyterium der Kirche in der Weise wiederherzustellen,
wie es in S. Maria in Cosmedin geschehen ist: die antiken
Säulen der Basilika sind auch heute noch unter den Pfeilern
des 17. Jahrhunderts verborgen, und die Dachkonstruktion
wurde nicht verändert. Man hätte die ganze Kirche zer-
stören müssen, um sie so mittelalterlich wieder herzustellen
wie S. Maria in Cosmedin. So hat man sich in der Ober-
kirche mit einer gründlichen Restauration des Vorhandenen,
Reinigung und Färbung der Wände begnügen müssen und
die Ausgrabungen und Neubauten auf die Krypta und die
antiken Konstruktionen unter dem Langhause beschränkt.
Der Kardinal, Staatssekretär Mariano Rampolla, hat seiner
Titelkirche die Mittel zur Verfügung gestellt und an der
Ausführung der Arbeiten den lebhaftesten persönlichen
Anteil genommen. Wenn man sieht, was geleistet ist, so
darf man die Schnelligkeit bewundern, mit welcher in
S. Cecilia gearbeitet worden ist. Erst im Jahre 1899 wurde
alles das begonnen, was jetzt vollendet ist. Die säulen-
getragene mit elektrischem Licht aufs Kunstreichste be-
leuchtete Krypta gehört zu dem glänzendsten; was in den
letzten fünfzig Jahren in Rom an moderner Kirchendeko-
ration geleistet worden ist. Der Fussboden ist mit Opus
Alexandrinum belegt, die Wände sind mit kostbarstem
Marmor verkleidet, die Gewölbe mit reichen Stuckreliefs
verziert. Mosaikgemälde schmücken die zahlreichen Altäre,
und ein reiches vergoldetes Gitter lässt dem Beschauer
den Blick offen in das Allerheiligste unter dem Altar. Hier
sieht man übereinander aufgestellt drei mächtige, altchrist-
liche Marmorsarkophage, in welchen die Gebeine der

Titelheiligen und ihrer Martyriumsgenossen ruhen und bei
der Öffnung der Sarkophage z. T. in dem silbernen Schrein
gefunden wurden, in welchen sie Clemens VIII. ver-
schlossen hatte. — Die wissenschaftliche Leitung der Aus-
grabungen unter dem Langhaus ruhte in den Händen des
Prälaten Crostarosa. Man hat zahlreiche Inschriftenfrag-
mente in den weiten unterirdischen Räumen gefunden,
in denen man u. a. mehrere brunnenartige Vertiefungen
entdeckte, die mit Bestimmtheit auf eine antike Gerber-
werkstätte weisen. Besonders merkwürdig ist ein kleiner
Wandschrein an den Seitenwänden mit Terrakottenreliefs
verziert, in deren Mitte man ein kleines Minervabild er-
blickt. Augenscheinlich hat sich hier an Ort und Stelle,
unberührt vom Wechsel der Jahrtausende, ein Haustempel-
chen der alten Götter gleich neben der Kultusstätte einer
der meist verehrten christlichen Heiligen erhalten. Die
Tiberüberschwemmungen vom vergangenen Jahre ver-
nichteten die Arbeit vieler Monate, aber dank der Muni-
fizenz des Kardinals und der Umsicht und Energie Gio-
venale's wurden die Zerstörungen schnell überwunden
und besondere Vorkehrungen getroffen, die Souterrains
von S. Cecilia in Zukunft zu schützen. Was hier Neues
gebaut und Altes gefunden ist, wird den Ruhm der ehr-
würdigen Basilika in Trastevere aufs neue beleben; sieht
man hier doch auch Forteguerri's Grabmal von Mino da
Fiesole und ein zierliches Madonnenrelief seiner Werkstatt
in der Sakristei, bewundert man hier doch das herrliche
Monument des Bischofs von London Adam of Hertfoid
(t '398) und Gewölbemalereien aus der Schule des Pin-
turicchio. Bedauerlich ist nur, dass sich die Fresken des
Pietro Cavallini über dem Orgelchor im Bereich des
Nonnenklosters befinden und daher dem Besucher der
Kirche verschlossen bleiben. Sie sind inzwischen völlig
aufgedeckt, gereinigt und durch photographische Auf-
nahmen den Kunstfreunden zugänglich gemacht worden.

e. St.

Rom. Die Restaurierungsarbeiten in San Saba sind
seit dem Sommer dieses Jahres aus Mangel an Mitteln
eingestellt worden. Man hofft auf eine Unterstützung
durch den Kaiser von Osterreich um die erfolgreichen, in
grossem Stile begonnenen Ausgrabungen weiterführen und
beendigen zu können. e. st.

Venedig. Die Ansicht der Piazetta aus dem 15. Jahr-
hundert, das vornehme Geschenk des Fürsten Johannes
Liechtenstein an das Museo Correr in Venedig, das er
schon öfter bedacht hat, wird, wie wir erfahren, von mass-
gebender Seite dem Lazzaro Sebastiani, dem Lehrer Car-
paccio's zugeschrieben. An diesen letzteren erinnert es
schon in der Färbung und in der malerischen Behandlung,
namentlich des Hintergrundes. Von Seiten eines vene-
zianischen Gelehrten wird ein ausführlicher Aufsatz über
das Bild vorbereitet, das nicht nur durch die figürliche Dar-
stellung, sondern vor allem durch das reiche und ganz neue
Material, das es über die Bauten an der Piazetta im 15. Jahr-
hundert bietet, von grösstem Interesse ist.

Unsere Angaben über Botticelli's »Chigi - Madonna«
können wir dahin ergänzen, dass das Bild zunächst nicht
nach Amerika geht, sondern von Mrs. Gardner in ihrem
Hause in Paris, wo es sich schon seit zwei Jahren befand,
aufbewahrt wird. Mrs. Gardner, wie verschiedene andere
Kunstsammler von drüben, ziehen es vor, ihre Kunstschätze
in ihren Wohnungen auf dem alten Kontinent, namentlich
in P.iris und London, aufzubewahren, da sie in Amerika
einen Eingangszoll von 20 Prozent zu zahlen haben. Diesen
Zoll haben sie zu zahlen, so oft sie das Bild nach Amerika
hineinbringen, also z. B. auch, wenn sie es nach Europa
zur Restaurierung schicken. Der Preis, den Mrs. Gardner
für dies Bild zahlte, war wesentlich höher, als wir
 
Annotationen