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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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349

Sammlungen und Ausstellungen. — Vom Kunstmarkt.

350

Ludwig Herterich's. Man ist gespannt, ob die Ange-
legenheit, die hier einstimmig scharf von Presse, Künstlern
und Publikum besprochen worden ist, durch diesen Ent-
scheid ihr Ende finden soll.

Heftige Kritik muss sich auch der Magistrat der
Stadt München gefallen lassen, der den zweijährigen Er-
trag seines »Kunstfonds«, das heisst circa 20000 Mark, zu
denen noch die aus der Pschorr-Stiftung fliessende
Summe kommt, dazu verwenden will, dass auf den Treppen-
podesten von der Feldherrnhalle zwei monumentale Löwen,
vor der Hand Rümann's, aufgestellt werden. Man weist
mit Recht darauf hin, dass die Stadt an derartigem de-
korativem Getier schon überreich ist, ebenso aber auch,
dass ein solcher Auftrag auch einmal einer jüngeren Kraft
zugute kommen solle, als dem mit Arbeit reichlich ge-
segneten Akademieprofessor. In der That wirft die Sache
auf die Tendenzen einer gewissen, in Kunstangelegenheiten
bis zu der höchsten Stelle hin massgebenden Künstler-
gruppe ein eigentümliches Licht. h.

Plaketten-Wettbewerb. Das Österreichische Museum
in Wien schreibt eine Konkurrenz für eine Bronzeplakette
aus, für die Preise von 2500, 1500 und 800 Kronen ge-
währt werden. Einlieferungstermin: 31. Dezember 1902.
Nur Österreicher dürfen sich beteiligen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Ein neuer Terborch ist dem germanischen National-
museum zugeführt worden. Das seither in französischem
Privatbesitz befindliche Bild ist auf Leinwand gemalt,
58 X 46 cm gross und 1658 signiert. Dargestellt ist gegen
einen dunkelgrauen, einfarbigen Hintergrund eine junge,
nach links vor einem Tische mit aufgeschlagenem Buche
sitzende Dame. Das schmucklos am Körper hernieder-
fliessende schwarze Wollkleid, die gleichfarbige Schneppen-
haube, zu dem nur die einfachen weissen Manschetten
und der breite Hemdkragen auffallend wirken, lassen in
der Dargestellten eine junge Witwe vermuten. Dem Be-
schauer halb zugewandt, lässt sie die Linke auf der Lehne
des Sessels ruhen, während die Rechte lässig auf dem
Schosse liegt. Trotzdem neben dem zart leuchtenden
Inkarnat nur drei Haupttöne das Bild beherrschen, das
Graubraun des Hintergrundes und Bodens, das Schwarz
des Gewandes und der Tischdecke und das Weiss der
Wäsche und des Buches, ist die Feinheit der koloristischen
Stimmung und die Sicherheit der Auffassung eine hervor-
ragende, so dass das Bild eine der wertvollsten Nummern
der Gemäldegalerie des Museums genannt werden kann.

Dresden. Der Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden ist
soeben als Geschenk eines dortigen Grossindustriellen das
Gemälde »Der Sommertag« von Arnold Böcklin überwiesen
worden. Es bildete den glänzenden Mittelpunkt der Böck-
lin-Ausstellung, die Anfang d. J. von der Ernst Arnold-
schen Hofkunsthandlung veranstaltet wurde und wurde in
dieser von ungefähr 10000 Menschen gesehen und be-
wundert. Dem allgemeinen Wunsche, das käufliche Bild
für Dresden dauernd zu gewinnen, suchten die Inhaber
der genannten Hofkunsthandlung zu entsprechen, indem
sie auf Anregung des Dresdner Anzeigers in ganz uneigen-
nütziger Weise die geforderte Summe von 80000 M. durch
Subskription aufzubringen suchten. Schliesslich fand sich
ein einzelner Mann, der die ganze, inzwischen auf 65000M.
ermässigte Summe erlegte und sodann das Bild der Galerie
überwies. Das köstliche Gemälde stammt aus dem Jahre
1881 und gehört zu den wenigen Landschaften der letzten
20 Jahre Böcklin's, in denen die Figuren räumlich der Land-
schaft untergeordnet sind. Max Klinger hat darnach eine
Radierung gemacht. Karl Woermann nennt das Bild mit

Recht das schönste deutsche Landschaftsgemälde jener
Zeit. Voraussichtlich wird in den nächsten Wochen auch
noch »Der Krieg« von Böcklin in den Besitz der Dresdner
Galerie übergehen. Dann besitzt diese vier Bilder des
grössten Meisters in der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts, nämlich Pan und Syrinx (um 1854), Früh-
lingsreigen (1860), Sommertag (1881) und Krieg (1896),
fürwahr eine glänzende Vertretung der Kunst Arnold
Böcklin's.

Die Ausstellung der Berliner Secession wird erst
am 26. April eröffnet; die grosse Berliner Kunstausstellung
am 3. Mai.

VOM KUNSTMARKT

Rom. Verkauf der Sammlung Guidi zu Faenza, Ein
bis auf heute unbekanntes Jugendwerk Botticelli's ist zur
Zeit bei Sangiorgi mit den Schätzen der Familie Guidi
von Faenza ausgestellt. Es stellt eine Madonna dar,
welche mit dem Kinde an einer Marmorrampe in freier
Landschaft sitzt. Man kann vielleicht sagen, dass die
Mutter das Kind auf ihrem Schosse tanzen lässt, so leicht
und beweglich erscheint der Knabe mit den zappelnden
Armen und Beinen. Maria trägt das herkömmliche rote
Gewand, den blauen Mantel, einen weissen Schleier, während
das Kind mit einem violetten Hemdchen bekleidet ist. Die
Hände des Knaben sind nicht vollendet und sein Gesicht
ist stark restauriert. Sonst aber erfreut sich das Bildchen
leidlicher Erhaltung. Der Gesichtstypus der Madonna er-
innert an Fra Filippo, nur erkennt man schon jetzt im ge-
senkten Blick des Auges und in dem kleinen geschlossenen
Munde einen leisen Zug von Melancholie. Auch die reiz-
lose Felslandschaft im Hintergrunde ist durchaus botti-
cellesk; sie lässt sich mit der Landschaft in der Krönung
Mariä der Florentiner Akademie vergleichen. Man darf
gespannt sein, wohin das Bild gelangen wird, das mit den
übrigen Schätzen der Sammlung Guidi Ende April zur
Versteigerung gelangen soll. Nicht ein einziges der zahl-
reichen Gemälde, welche Sangiorgi in seinem glänzenden
Salon ausgestellt hat, erreicht nur annähernd den Wert
dieses Bildes, vor allem nicht eine grosse Taufe Christi
(Bottega, Arbeit aus der Spätzeit des Meisters), die gleich-
falls den Namen Botticelli's trägt. Ein Christus von Pal-
mezzano, einige gute Venezianer und zahlreiche Skulpturen
und Plaketten verdienen noch in dieser Ausstellung Be-
achtung, von der überreichen Sammlung kunstgewerblicher
Gegenstände aus dem Quattro- und Cinquecento nicht zu
reden. Ein Madonnenrelief wird Mino da Fiesole genannt,
ein hl. Sebastian, eine Terrakottabüste, Fragmente einer
Pietä sind sicherlich schöne Arbeiten des Quattrocento,
aber mit den Namen Cividale, Verrocchio, Beggarelli ver-
binden wir doch andere Vorstellungen. Zwei kleine Mar-
morreliefs dagegen, Adam und Eva darstellend, dürften
mit dem Namen Lombardo richtig bezeichnet sein. Die
Madonna Botticelli's und alle Hauptstücke der Vendita sind
auf prächtigen Tafeln reproduziert, die Sangiorgi seinem
glänzend ausgestatteten Katalog beigegeben hat, der für
den Preis von 20 Franken erhältlich ist. e. st.

Bei Rudolph Lepke wird vom 15. bis 19. April eine
Sammlung von Antiquitäten, meist aus dem Besitz des
Herrn A. Floersheim-Aachen und die bedeutende Waffen-
sammlung des Herrn Friedrich Meister versteigert. Der
Katalog zeigt die Prunkstücke in verschiedenen Abbildungen.

New York. Auf der Auktion der Sammlung Matthison
erzielten: Schreyer »Araber, die einen Fluss überschreiten«
52000 M., Diaz »Erwachen der Liebe« 40000 M., Rosa
Bonheur »Normannisches Pferd 28000 M., Detaille
»Offizier, den Befehl zur Attacke gebend« 28400 M.
 
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