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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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351

Vermischtes. — Anzeigen.

352

VERMISCHTES

Rom. Palatin. Die Klöster und ihre Bewohner haben
sich keiner besonderen Ounst im modernen Italien zu er-
freuen. Schon im September vorigen Jahres hat man den
Sassoferrato von Santa Sabina wieder aufgefunden, und
noch heute haben die Mönche nicht die entfernteste Aus-
sicht, das Kleinod ihrer Kirche wieder auf den Aventin
zurückzuerhalten. Auf dem Palatin aber wird jetzt ein
Teil des Franziskanerklosters von San Bonaventura ein-
gerissen. Welcher Besucher der Kaiserpaläste erinnert
sich nicht der hochragenden, einsamen Palme am Nord-
ostabhange des Palatin nach dem Kolosseum zu. Sie ist.
das Wahrzeichen des Klosters und seines kleinen Gartens,
welche auch auf antiken Fundamenten gebaut sind. Nun
ist man daran, einen Teil des Klosters einzureissen, und
der Mauerschutt häuft sich hart an dem weltentfernten
Oärtchen, wo die Franziskaner ihre Blumen und Garten-
früchte ziehen, wo zwischen dichten Buchsbaumhecken ein
mächtiger Springbrunnen aufragt, wo man die Mönche so
oft auf der Rampe sitzen sieht, des herrlichen Blickes auf
die alte Stadt und die weite Campagna geniessend. Es
heisst zur Zeit, dass man das Oratorium mit den wenigen
Zellen und dem Palmengärtchen schonen wird, wie ja
auch an die Villa Mills noch nicht die Hand gelegt wurde,
obwohl sie seit Jahrzehnten vollständig dem Verfall preis-
gegeben ist. Aber wie lange noch, wird wohl zunächst
nur von den Resultaten abhängen, welche die begonnenen
Ausgrabungen ergeben werden, denen jetzt schon die
beiden Pinien zum Opfer fallen müssen, die über dem
Stadium emporragen. e. St.

Tiedge-Stiftung zu Dresden. Der Verwaltungsrat
der Tiedge-Stiftung veröffentlicht jetzt seinen Bericht auf
das Jahr 1901. Wir entnehmen ihm folgendes: Das Ver-
mögen der Stiftung betrug am Schlüsse des Berichtsjahres
162301 M. 65 Pf. Von den Zinseneinnahmen des Stiftungs-
vermögens ist der bei weitem grösste Teil zu Ehren-
geschenken und Unterstützungen nicht mehr erwerbsfähiger
Künstler und Dichter, sowie ihrer Hinterbliebenen ver-
wendet worden. Seitdem das Stammvermögen der Tiedge-
Stiftung durch den Anteil aus der National-Lotterie für die
Deutsche Schiller-Stiftung namhaft erhöht worden ist, sind
an Ehrengeschenken und Unterstützungen bis Ende des
Jahres lgoi zusammen 573380 M. ausgegeben worden;
in derselben Zeit wurden für angekaufte und in Auftrag
gegebene Kunstwerke 163056 M. ausgegeben. Im Jahre
1901 bestellte der Verwaltungsrat der Tiedge-Stiftung bei
dem Landschaftsmaler Heinrich Gärtner in Leipzig zwei
Wandbilder für das Albertinum, bei dem Landschaftsmaler
Karl Wilhelm Müller in Dresden ein Ölgemälde »Die heilige
Genoveva«. Er kaufte ferner von dem Landschaftsmaler
Rudolf Schietzold in München das Ölgemälde »Schloss
Lichtenstein , und von dem Landschaftsmaler Rudolf
Schuster anstatt des 1893 bestellten grösseren Ölgemäldes,
das er wegen anhaltender Krankheit nicht vollenden konnte,
eine grössere Anzahl Ölstudien und .Zeichnungen; weiter
von Prof. Reinhardt in Blasewitz eine Tuschzeichnung, dar-
stellend die Grabstätte Tiedge's und Elise's von der Recke
und ein Aquarell von dem verstorbenen Historienmaler
Stichart. Letzteres ist dem kgl. Kupferstichkabinett zu
Dresden, die Tuschzeichnung dem Dresdner Stadtmuseum

übergeben worden. — Endlich wurden grössere Abschlags-
zahlungen gegeben an Max Klinger in Leipzig für die Aus-
führung einer grösseren Marmorgruppe »Das Drama« und
dem Bildhauer Hans Hartmann-Maclean zur Herstellung
einer Bronzethür mit Reliefs für die Jakobskirche in Dres-
den. Für Instandhaltung des Denkmals und der Grab-
stätte Tiedge's wurden 169 M. ausgegeben, endlich wurden
gewährt 17400 M. zu Ehrengeschenken und Unterstützungen
an Maler, Dichter und Schriftsteller, Bildhauer und Kupfer-
stecher sowie an Hinterbliebene von solchen und von
Musikern. Es kamen dabei in Betracht Dresden und Um-
gebung zwölfmal, München elfmal, Wien achtmal, Berlin,
Leipzig und Wien je viermal und sechzehn andere Orte
je einmal. Der Verwaltungsrat der Tiedge-Stiftung besteht
aus den Herren Bürgermeister Leupold, Geh. Regierungs-
rat Dr. v. Seidlitz, Geh. Hof rat Prof. Dr. Treu, Prof. Robert
Diez, Hofrat Prof. Kiessling, Prof. Dr. Rüge, Geh. Hofrat
Prof. Dr. Schnorr v. Carolsfeld und Generalmusikdirektor
Geh. Hofrat v. Schuch. Für den verstorbenen Maler Geh.
Hofrat Prof. Prell ist noch kein Ersatz gewählt.

Max Klinger's Beethoven ist nunmehr von dem
Künstler selbst in die Ausstellung der Wiener Secession
übergeführt worden. Vorher gestattete Klinger in seinem
Atelier eine öffentliche Besichtigung, gegen ein Eintritts-
geld, das wohlthätigen Stiftungen zu Gute kommt. Be-
zeichnend für die ausserordentliche Begierde, mit der man
auf das Werk wartete, ist es, dass in den wenigen Tagen
6000 Mark Eintrittsgelder eingegangen sind. Wenn wir
auch nicht soweit gehen wollen, wie unser Dresdner Mit-
arbeiter, der einmal neulich die Meinung aussprach, der
schliessliche Aufstellungsort dieses Werkes werde ein
Wallfahrtsort werden, wie der des phidiasischen Zeus, so
meinen wir immerhin, dass Deutschland mit Stolz darauf
blicken kann, wie eine solche Schöpfung — eiligst vom
Ausland wird angekauft werden! Wir möchten nochmals
darauf hinweisen, wie schmerzlich es wäre, wenn keines
der grossen deutschen Museen hier Zugriffe. Oder sollte
sich wirklich kein reicher Bürger finden, um seine Vater-
stadt damit zu beschenken?

Kunstauktion von

C. G. Boerner in Leipzig.

Dienstag, den 29, April 1902

Porträtsammlunfi St..Altona

mit einem Anhang

schöner deutscher, englischer und französischer
Kupferstiche des 18. Jahrhunderts.
Kataloge versendet gratis und franko

G. G. Boerner Kunsthandlung,

Leipzig, Nürnbergerstr. 44.

Inhalt: Fruhjahrausstellung der Münchner Secession. Von E. Haenel. — Winterausstellimg in der »New Oallery*. Von O. v Schleinitz.—
Rosenhagen, Würdigungen; Justi, Dürer's formale Phantasie. — Haase f; Storck f. - Janssen, 25 Jahre Lehrer; Bissen, Direktor.
Der angebliche Cranach in Freiburg; neue Ausgrabungen auf dem Forum Romanum; ein Fresko des Nelli entdeckt. — Wettbewerb in
Wasserburg; Plaketten-Wettbewerb in Wien. — Ein neuer Terborch; ein neuer Böcklin in der Dresdner Galerie; Berliner Secession. —
raenza, SammlungGuih; Auktion bei Lepke; New Yorker Auktionspreise. — Rom, vom Palatin; Tiedge-Stiftung in Dresden; Max Klinger's
Beethoven. — Anzeigen. B

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E.A.Seemann, Berlin S.W., Dessauerstr. 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., Q. m. b. H., Leipzig.
 
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