Nekrologe. — Personalien. — Ausgrabungen und Funde. — Wettbewerbe.
wie erkenntnistheoretische Gründe die Nachahmungs-
theorie ablehnten, die von ihren Vertretern nur durch ge-
waltsame Umbiegung des Begriffes Nachahmung aufrecht
erhalten würde. Dabei ist es von Interesse zu beobachten,
in wie vielen Einzelanschauungen er sich mit Lange be-
gegnet. So in dem Satze: »Die Künstler haben uns erst
gelehrt, die Welt als eine schöne zu sehen. Unsere ästhe-
tische Naturanschauung ist ohne die Kunst so wenig denk-
bar, wie unser gewöhnliches Denken ohne die Wissen-
schaft (vergl. Lange, Band II, Kapitel über das Naturschöne).
Im dritten Teil kommt es dem Verfasser darauf an,
die besondere Aufgabe, welche dem Ästhetischen im Ver-
gleich zum Logischen und Ethischen zufällt, festzustellen
und zu zeigen, dass während alles Erkennen und Handeln
nur als ein Streben nach dem Ideal anzusehen sei, das
Schöne seiner Form nach ein Symbol des Ideals ist. »Hier
erst steht, wie mir scheint, die gebräuchliche Auffassung
des Ästhetischen als eines Sinnbildes an ihrer Stelle. Nicht
für sich betrachtet ist das Schöne Symbol, auch nicht als
Symbol des Sittlichen darf es angesehen werden. Wohl
aber ist es für den Menschen Symbol des Ideals, sobald
sein Geist das Ideal erstrebt und seine Unerreichbarkeit
fühlt.« Hierin liegt ein Widerspruch, den zu lösen Sache
des Glaubens ist. Damit ist das Verhältnis des Ästhetischen
zur Religion gekennzeichnet. Es weht uns Höhenluft aus
dem Buche an. Giebt es auch keine Theorie der einzelnen
Künste, so hat sein Verfasser, und das giebt seinem Buche,
besonders dem zweiten Teil, seinen Wert, aus der Fülle
künstlerischen Lebens und Erlebens geschöpft und aus ihm
seine in die hohen Regionen spekulativen Denkens ge-
hobenen Anschauungen gewonnen. -e-
NEKROLOOE
Friedrich Schlie, der Direktor des Grossherzoglichen
Museums in Schwerin, ist am 21. Juli in Kissingen einem
Schlaganfall erlegen. Ein Fachgenosse wird in der nächsten
Nummer zu dem Lebenswerke des geschätzten Gelehrten
das Wort ergreifen.
Todesfälle. In Düsseldorf verstarb am 15. Juli, 74 Jahre
alt, der Landschaftsmaler Georg Genschow; er war 1868
in Rostock geboren, erhielt seine Ausbildung in Düssel-
dorf, wo er dann seinen dauernden Wohnsitz nahm. Er
malte Landschaften meist aus den Gebirgsländern. — In
Leipzig ist der 1838 zu Amsterdam geborene Maler James
Marshall gestorben. Zu seinen bekannteren Schöpfungen
gehört »Die Entstehung von Tartini's Teufelssonate« in
der Schackgalerie und das in der Nationalgalerie befind-
liche Bildnis Genelli's dem er auch im Leben nahe stand.
— Schliesslich ist noch ein dritter Todesfall zu verzeichnen,
nämlich der des Malers Ernst Kielwein in Stuttgart, der
als Schilderer des Schwarzwaldes sich in seiner Heimat
einen Namen gemacht hatte. Er ist nur 38 Jahre alt ge-
worden.
Müncherl. Der kürzlich hier gestorbene Maler Emil
Lugo war einer jener Künstler, die den grossen Aus-
stellungen fernblieben und darum kaum dem Namen nach
in der Öffentlichkeit bekannt werden. Eine feine, stille
Natur, die mit Dichteraugen in die Welt sah, und den
Stoff, den sie einmal aufnahm, mit aller Kraft einer
seelischen Eigenthätigkeit verarbeitete. Ein Altersgenosse
von Thoma ähnelt er ihm in der Tiefe der Empfindung,
die seine Gestaltung gerade deutscher Landschaftsmotive
offenbart. Uberlegen war er ihm als Könner; die Art,
wie er mit den Mitteln einer selbstgeschaffenen Technik
die Tieftonigkeit seiner Bilder zu steigern wusste, erinnert
vielfach direkt an Böcklin's malerischen Stil. Als Schüler
von Schirmer in Karlsruhe konnte er sich auch eines ähn-
lichen Entwickelungsganges wie dieser rühmen. Ver-
schiedentlich begegnen wir in seinen Gemälden dem mittel-
alterlichen Freiburg. Seit 1888 lebte er in München: ein
starkes und vornehmes Talent, das seinen Weg mit be-
wundernswerter Ruhe und Energie verfolgte. In der
Berliner Nationalgalerie, in Karlsruhe u. s. w. werden seine
Werke sein Andenken erhalten. h.
Markus Antokolski, über dessen Thätigkeit die »Zeit-
schrift für bildende Kunst« im IV. Jahrgang d. N. F.,
S. 99 ff. eine ausführliche Charakteristik gegeben hat, ist
am 14. Juli in Homburg vor der Höhe gestorben. Er
wurde im Jahre 1843 in Wilna geboren, war Mitglied der
Kaiserlichen Kunstakademie in St. Petersburg und korre-
spondierendes Mitglied der Kunstakademie in Paris.
PERSONALIEN
Wilhelm Kreis, wohlbekannt als Schöpfer der Bis-
marcksäulen, des Ehrensaals in der Internationalen Kunst-
ausstellung Dresden 1901 und der Repräsentationsmaler
der sächsischen Abteilung in Turin 1902, ist als Lehrer
für Raumkunst an die Königliche Kunstgewerbeschule zu
Dresden berufen worden.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
In dem sächsischen Städtchen Oschatz wurden etwa
500 Jahre alte Wandgemälde in der ehemaligen Elisabeth-
kapelle des Archidiakonats gefunden. Es sind Apostel-
figuren, eine Marienanbetung und ein kniender Stifter,
vermutlich der Domherr Homut, der um 1400 lebte.
WETTBEWERBE
München. In der engeren Konkurrenz um das
Wittelsbacher Brunnendenkmal in Zweibrücken hat der
Bildhauer August Drumm den ersten Preis erhalten. Die
Ausführung ist ihm damit, bei klarerer Durchbildung der
plastischen Teile und mit der Bedingung, ein Reliefporträt
der Prinzregenten noch hinzuzufügen, gleichfalls zu-
gesprochen. Drumm's Entwurf verwendet in geschickter
Weise die Niveauunterschiede auf dem dreieckigen Platz
vor dem alten Schloss, dem jetzigen Justizgebäude, durch
eine breite, mit wuchtigen, annähernd barocken Formen
arbeitende Anlage, die sich mit zwei Seitentreppen, Balus-
traden und anderem um eine mächtige, erhöhte Schale
gruppiert. Besonders originell ist weder die architektonische
Grundidee noch die Durchführung im einzelnen; die Dis-
position der beiden Seitengruppen, die der Hauptansicht
von der wichtigsten Verkehrsstrecke aus ihre Rückseite
präsentieren, scheint besonders unglücklich. Unter den
übrigen Arbeiten kann nur der verständige, aber kühle
Entwurf von Dasio und Thiersch auf einiges Interesse
rechnen.
Für Reichenhall wurde zur gleichen Zeit der zweite
Wettbewerb um ein gleiches Monument dahin entschieden,
dass man des Bildhauers Karl Killer Entwurf >für die
Ausführung weiter in Betracht ziehen wolle«, wenn er
1. das Brunnenbecken um so und so viel erweitere und er-
höhe, 2. die Säule um so und so viel niedriger halte und
3. an ihrem unteren Teil »entsprechend« verstärke u. s. w.
Wir zweifeln, ob Killer's Entwurf, eine mit kleinen Relief-
tafeln bedeckte, über einem achteckigen romanischen
Becken aufsteigende Säule, deren Spitze eine Art Wappen-
herold trägt, durch diese zweite, so gründliche Umarbeitung
wesentlich gewinnen kann. Schon jetzt steht er an künst-
lerischer Reife und Selbständigkeit weit hinter der reiz-
vollen und eigenartigen Arbeit Ignatius Taschner's zurück.
Hier ragt aus einem gedrungenen Rundbecken ein schwerer
Mittelpfeiler auf, oben schlingen vier feingebildete Mädchen-
gestalten einen Reigentanz, indem sie auf hoch erhobenen
wie erkenntnistheoretische Gründe die Nachahmungs-
theorie ablehnten, die von ihren Vertretern nur durch ge-
waltsame Umbiegung des Begriffes Nachahmung aufrecht
erhalten würde. Dabei ist es von Interesse zu beobachten,
in wie vielen Einzelanschauungen er sich mit Lange be-
gegnet. So in dem Satze: »Die Künstler haben uns erst
gelehrt, die Welt als eine schöne zu sehen. Unsere ästhe-
tische Naturanschauung ist ohne die Kunst so wenig denk-
bar, wie unser gewöhnliches Denken ohne die Wissen-
schaft (vergl. Lange, Band II, Kapitel über das Naturschöne).
Im dritten Teil kommt es dem Verfasser darauf an,
die besondere Aufgabe, welche dem Ästhetischen im Ver-
gleich zum Logischen und Ethischen zufällt, festzustellen
und zu zeigen, dass während alles Erkennen und Handeln
nur als ein Streben nach dem Ideal anzusehen sei, das
Schöne seiner Form nach ein Symbol des Ideals ist. »Hier
erst steht, wie mir scheint, die gebräuchliche Auffassung
des Ästhetischen als eines Sinnbildes an ihrer Stelle. Nicht
für sich betrachtet ist das Schöne Symbol, auch nicht als
Symbol des Sittlichen darf es angesehen werden. Wohl
aber ist es für den Menschen Symbol des Ideals, sobald
sein Geist das Ideal erstrebt und seine Unerreichbarkeit
fühlt.« Hierin liegt ein Widerspruch, den zu lösen Sache
des Glaubens ist. Damit ist das Verhältnis des Ästhetischen
zur Religion gekennzeichnet. Es weht uns Höhenluft aus
dem Buche an. Giebt es auch keine Theorie der einzelnen
Künste, so hat sein Verfasser, und das giebt seinem Buche,
besonders dem zweiten Teil, seinen Wert, aus der Fülle
künstlerischen Lebens und Erlebens geschöpft und aus ihm
seine in die hohen Regionen spekulativen Denkens ge-
hobenen Anschauungen gewonnen. -e-
NEKROLOOE
Friedrich Schlie, der Direktor des Grossherzoglichen
Museums in Schwerin, ist am 21. Juli in Kissingen einem
Schlaganfall erlegen. Ein Fachgenosse wird in der nächsten
Nummer zu dem Lebenswerke des geschätzten Gelehrten
das Wort ergreifen.
Todesfälle. In Düsseldorf verstarb am 15. Juli, 74 Jahre
alt, der Landschaftsmaler Georg Genschow; er war 1868
in Rostock geboren, erhielt seine Ausbildung in Düssel-
dorf, wo er dann seinen dauernden Wohnsitz nahm. Er
malte Landschaften meist aus den Gebirgsländern. — In
Leipzig ist der 1838 zu Amsterdam geborene Maler James
Marshall gestorben. Zu seinen bekannteren Schöpfungen
gehört »Die Entstehung von Tartini's Teufelssonate« in
der Schackgalerie und das in der Nationalgalerie befind-
liche Bildnis Genelli's dem er auch im Leben nahe stand.
— Schliesslich ist noch ein dritter Todesfall zu verzeichnen,
nämlich der des Malers Ernst Kielwein in Stuttgart, der
als Schilderer des Schwarzwaldes sich in seiner Heimat
einen Namen gemacht hatte. Er ist nur 38 Jahre alt ge-
worden.
Müncherl. Der kürzlich hier gestorbene Maler Emil
Lugo war einer jener Künstler, die den grossen Aus-
stellungen fernblieben und darum kaum dem Namen nach
in der Öffentlichkeit bekannt werden. Eine feine, stille
Natur, die mit Dichteraugen in die Welt sah, und den
Stoff, den sie einmal aufnahm, mit aller Kraft einer
seelischen Eigenthätigkeit verarbeitete. Ein Altersgenosse
von Thoma ähnelt er ihm in der Tiefe der Empfindung,
die seine Gestaltung gerade deutscher Landschaftsmotive
offenbart. Uberlegen war er ihm als Könner; die Art,
wie er mit den Mitteln einer selbstgeschaffenen Technik
die Tieftonigkeit seiner Bilder zu steigern wusste, erinnert
vielfach direkt an Böcklin's malerischen Stil. Als Schüler
von Schirmer in Karlsruhe konnte er sich auch eines ähn-
lichen Entwickelungsganges wie dieser rühmen. Ver-
schiedentlich begegnen wir in seinen Gemälden dem mittel-
alterlichen Freiburg. Seit 1888 lebte er in München: ein
starkes und vornehmes Talent, das seinen Weg mit be-
wundernswerter Ruhe und Energie verfolgte. In der
Berliner Nationalgalerie, in Karlsruhe u. s. w. werden seine
Werke sein Andenken erhalten. h.
Markus Antokolski, über dessen Thätigkeit die »Zeit-
schrift für bildende Kunst« im IV. Jahrgang d. N. F.,
S. 99 ff. eine ausführliche Charakteristik gegeben hat, ist
am 14. Juli in Homburg vor der Höhe gestorben. Er
wurde im Jahre 1843 in Wilna geboren, war Mitglied der
Kaiserlichen Kunstakademie in St. Petersburg und korre-
spondierendes Mitglied der Kunstakademie in Paris.
PERSONALIEN
Wilhelm Kreis, wohlbekannt als Schöpfer der Bis-
marcksäulen, des Ehrensaals in der Internationalen Kunst-
ausstellung Dresden 1901 und der Repräsentationsmaler
der sächsischen Abteilung in Turin 1902, ist als Lehrer
für Raumkunst an die Königliche Kunstgewerbeschule zu
Dresden berufen worden.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
In dem sächsischen Städtchen Oschatz wurden etwa
500 Jahre alte Wandgemälde in der ehemaligen Elisabeth-
kapelle des Archidiakonats gefunden. Es sind Apostel-
figuren, eine Marienanbetung und ein kniender Stifter,
vermutlich der Domherr Homut, der um 1400 lebte.
WETTBEWERBE
München. In der engeren Konkurrenz um das
Wittelsbacher Brunnendenkmal in Zweibrücken hat der
Bildhauer August Drumm den ersten Preis erhalten. Die
Ausführung ist ihm damit, bei klarerer Durchbildung der
plastischen Teile und mit der Bedingung, ein Reliefporträt
der Prinzregenten noch hinzuzufügen, gleichfalls zu-
gesprochen. Drumm's Entwurf verwendet in geschickter
Weise die Niveauunterschiede auf dem dreieckigen Platz
vor dem alten Schloss, dem jetzigen Justizgebäude, durch
eine breite, mit wuchtigen, annähernd barocken Formen
arbeitende Anlage, die sich mit zwei Seitentreppen, Balus-
traden und anderem um eine mächtige, erhöhte Schale
gruppiert. Besonders originell ist weder die architektonische
Grundidee noch die Durchführung im einzelnen; die Dis-
position der beiden Seitengruppen, die der Hauptansicht
von der wichtigsten Verkehrsstrecke aus ihre Rückseite
präsentieren, scheint besonders unglücklich. Unter den
übrigen Arbeiten kann nur der verständige, aber kühle
Entwurf von Dasio und Thiersch auf einiges Interesse
rechnen.
Für Reichenhall wurde zur gleichen Zeit der zweite
Wettbewerb um ein gleiches Monument dahin entschieden,
dass man des Bildhauers Karl Killer Entwurf >für die
Ausführung weiter in Betracht ziehen wolle«, wenn er
1. das Brunnenbecken um so und so viel erweitere und er-
höhe, 2. die Säule um so und so viel niedriger halte und
3. an ihrem unteren Teil »entsprechend« verstärke u. s. w.
Wir zweifeln, ob Killer's Entwurf, eine mit kleinen Relief-
tafeln bedeckte, über einem achteckigen romanischen
Becken aufsteigende Säule, deren Spitze eine Art Wappen-
herold trägt, durch diese zweite, so gründliche Umarbeitung
wesentlich gewinnen kann. Schon jetzt steht er an künst-
lerischer Reife und Selbständigkeit weit hinter der reiz-
vollen und eigenartigen Arbeit Ignatius Taschner's zurück.
Hier ragt aus einem gedrungenen Rundbecken ein schwerer
Mittelpfeiler auf, oben schlingen vier feingebildete Mädchen-
gestalten einen Reigentanz, indem sie auf hoch erhobenen