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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 41 (25. Juli 1919)
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Literatur / Notizen / Kunstmarkt / Versteigerungs-Ergebnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0375

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JofefStrzygowski: »Die Baukunft der Armenier und Europa.

869

Jahren wiederhol angeregten »Wefens-
forfAung« durAgeführt.T Demgemäß wird
die armenifdie Baukunft von fünf Geh Ats-
punkten aus analyhert: Stoff und Werk,
Gegenftand, Gefialt, Form und Inha!t.
Im erden AbfAnitt wird das eigentüm-
liAe Gußmauerwerk der Armenier mit
Piattenverkieidung behandelt, eigenartig,
weil die Steinplatten zuerli aufgeflellt,
dannder ZwifAenraum hintergolfen wurde.
Zur Feltltellung des »Gegenflandes«
fragt der Verfafler naA der allgemeinen
RiAtung des geifligen Zuflandes, dem die
Denkmäler angehören, naA dem be-
fonderen ZweA, dem he zu dienen hatten,
und naA dem Beftefler. Infolge des
rein nationalen und kirAliAen Charakters
der armenifAen Kultur im erften Jahr-
taufend entftand eine kirAliAe KunfI, in
der auA das Nationale zum Teil auf-
ging. Den Begriff »Gefialt« umfAreibt
der Verfafler in feinem SAetna mit »Natur«
als Erreger und »Darftellung« als Ziel.
Für die ArAitektur ilt diefe Frageftelfung
niAt anwendbar. Hier Und die überlieferten
und übernommenen Typen die »Geltalten«,
die nun ihre eigenartige nationale arme-
nifAe Fortbildung bekommen. Der Ver-
falfer frägt naA dem, »was in Armenien
niAt erfl in AriflliAer Zeit entflanden,
fondern von einer älteren Kunlt, einer ein-
heimifAen oder auswärtigen, übernommen
ift«, während im folgenden AbfAnitt
»Form« die BrfAeinung in ihrer felb-
ftändigen Fortentwi&lung behandelt wird,
alfo die Herausarbeitung des Original-
ArmenifAen Ziel ilt. »Geltalt« ift für
Strzygowski das, was Lindner »Beharrung«
nennt /GelAiAtsphilofophie S. 1).
Für die Überlieferung kommen zwei
Kulturen, die iranifAe und diehelleniltifAe,
in BetraAt,- die erfiere war für den Stufen-
unterbau (Kyrosgrab u. a.> und die
Kuppel, die zweite für das tonnengewöfbte
Langhaus der gebende Teil. Über diefes
hat H. GlüA eine lehrreiAe Abhand-
lung beigetragen. Außerdem wird auf
den Einfluß der nordilAen Holzbau-
formen hingewiefen. »Die armenifAe
Bauform« wird naA einer weitführenden
Auseinanderfetzung mit der Überlieferung,
1) Vgl.ZtlAft.f.b.K. Bd.XXVl. 1914/15,
S. 3-11.

alfo der Gefialt, naA den Kategorien
Raum, Maffe, Licht und Farbe feflgeftellt..
Eine erfAöpfende formale Analyfe des
armenifAen Innenraumes, in delfen Aus-
bildung HA das eigentliA Formal-SAöpfe-
rilAe der Armenier ausgelebt haben muß,
ilt uns der Verfalfer leider — freiliA niAt
ohne Begründung S. 558 — lAuldig ge-
blieben. Die Zukunft wird zeigen, ob die
Raumform Je eine fo erfAöpfende Analyfe
erfahren wird, wie he der plaltifAen Tem-
pelform durA Generationen zuteil wurde,
wobei es hA freiliA fragt, ob die fphärilA
begrenzten Innenräume mit ihrer magifAen
Wirkung einer rationalifierenden Analyfe
überhaupt mit Erfolg unterworfen werden
können.
Für den fünften AbfAnitt der Wefens-
forfAung, den »Inhalt«, erhebt der Ver-
falfer die Frage, ob neben den im Voraus-
gehenden behandelten geiltigen Werten
der armenifAen Baukunft niAt noA ein
feelifAer Reit bleibt, der HA nur aus dem
Eingreifen von PerfönliAkeiten/ ihrer Ge-
finnung als Ralfe, Volk und Einzeiwefen
verliehen läßt, und bejaht he, da nur fo
eine Kunlt entliehen konnte, »die an Form-
kräften mit Hellas und dem Norden um
die Palme arifAer VerfuAe wetteifert, HA
im Wege der bildenden Kunft mit einer
tiefen Lebenshoffnung auseinander zu
fetzen«. Trotz der Übernahme fremder
Elemente bewahrte hA die armenifAe
BaukunH Einheit und eine allem im Dienfte
geiftliAer oder weltliAer MaAt flehenden
Prunk abgekehrte EinfaAheit. Sie wirkt
nur mit den fAliAten Mitteln von Raum,
L<At und Mafle. Darin offenbare HA
ihr arifAer Grundzug. Es werden »die
in der Menge treibenden Kräfte« unter-
fuAt, die hA in einzelnen PerfönliAkeiten
verdiAteten und durA he den Ausdrudt
für das im Volke immanente feelifAe
Streben fanden.
Im dritten BuAe wird die GefAiAte,
im vierten die Ausbreitung der arme-
nifAen KunfI behandelt. Diefes zweite
Thema greift in die europäifAe Kunft-
entwi&lung ein und ifi daher von uni-
verfafgefAiAtliAer Bedeutung. Die Träger
naA dem Wellen waren außer den welt-
wärts ziehenden Goten befonders die aus-
wandernden Armenier felbfl, die in Jeru-
 
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