Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 11./12.1929/30
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0339
DOI issue:
1./2. Maiheft
DOI article:Loewental, Artur Imanuel: Stunden und Tage um Einstein: wie ich ihn modellierte
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0339
daß Berühmtheit ein Janusgesicht zeige, aber so
drastisch wie hier, hatte icli es doch noch nie erlebt. Es
ist natürlich unmöglich, alles anzuführen, was aus diesen
Briefen an Tragik, wahrer Not, an überheblicher Selbst-
zucht und Narrenhaftigkeit hervorstieg, aber Einiges
möchte ich doch festhalten. In einem Schreiben wandte
sich der Kriegsminister einer nordischen Macht an Ein-
stein, um seine Stellungnahme zur Kriegsdienstverwei-
damit er erkenne, ob er Lebensberechtigung habe, falls
er sie löse, sonst wolle er sich das Leben nehmen. Dann
wieder die Narrenkappe. Aus Ungarn kam die lapidare
Meldung: die Quadratur des Zirkels gefunden! Das Ei
des Columbus, wie die beiliegende Zeichnung bewies.
Ein Faden Wolle spiralig zur Kreisfläche angeordnet,
ergibt mit derselben Masse anders angeordnet ein
Quadrat. Eine Geistesathletin schrieb: „Ich habe schon
Artur Loewental
Bron.zebiiste
Albert Einstein
gerung zu hören. Aus Bulgarien kam eine Petition der
Kriegsgegner, in der er gebeten wurde, seine Stimme
für eine Anzahl im Kerker schmachtender Kriegsdienst-
verweigerer zu erheben. Arme Wissenschaftler schil-
derten ihre Not, sandten Arbeiten ein mit der Bitte die
Veröffentlichung zu ermöglichen. Andere baten, Ein-
stein möge ihrer Arbeit zum-Erfolg verhelfen, indem er
ein Vorwort schreibe. Ein Schüler schrieb •— wie aus
dem Schreiben hervorging, nicht zum ersten Male —
der berühmte Gelehrte möge ihm eine Aufgabe stellen,
die schwersten philosophischen Werke gelesen und alles
verstanden, jetzt aber habe ich versucht, Ihre Relativi-
tätstheorie in der „Coralle“ zu lesen, kann aber kein
Wort verstehen. Geben Sie sich keine Mühe, Sie wer-
den mich nie überzeugen können, denn das ist alles
Quatsch“. Aber auch andere Töne erklangen. Ein eng-
lischer Arzt, Colonel im indischen Service früher, bat
in Verehrung für den großen Genius um die Erlaubnis,
seinem Sprößling den Vornamen Albert Einstein geben
zu dürfen. Ein Fall, der übrigens ■— wie ich erfuhr —
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drastisch wie hier, hatte icli es doch noch nie erlebt. Es
ist natürlich unmöglich, alles anzuführen, was aus diesen
Briefen an Tragik, wahrer Not, an überheblicher Selbst-
zucht und Narrenhaftigkeit hervorstieg, aber Einiges
möchte ich doch festhalten. In einem Schreiben wandte
sich der Kriegsminister einer nordischen Macht an Ein-
stein, um seine Stellungnahme zur Kriegsdienstverwei-
damit er erkenne, ob er Lebensberechtigung habe, falls
er sie löse, sonst wolle er sich das Leben nehmen. Dann
wieder die Narrenkappe. Aus Ungarn kam die lapidare
Meldung: die Quadratur des Zirkels gefunden! Das Ei
des Columbus, wie die beiliegende Zeichnung bewies.
Ein Faden Wolle spiralig zur Kreisfläche angeordnet,
ergibt mit derselben Masse anders angeordnet ein
Quadrat. Eine Geistesathletin schrieb: „Ich habe schon
Artur Loewental
Bron.zebiiste
Albert Einstein
gerung zu hören. Aus Bulgarien kam eine Petition der
Kriegsgegner, in der er gebeten wurde, seine Stimme
für eine Anzahl im Kerker schmachtender Kriegsdienst-
verweigerer zu erheben. Arme Wissenschaftler schil-
derten ihre Not, sandten Arbeiten ein mit der Bitte die
Veröffentlichung zu ermöglichen. Andere baten, Ein-
stein möge ihrer Arbeit zum-Erfolg verhelfen, indem er
ein Vorwort schreibe. Ein Schüler schrieb •— wie aus
dem Schreiben hervorging, nicht zum ersten Male —
der berühmte Gelehrte möge ihm eine Aufgabe stellen,
die schwersten philosophischen Werke gelesen und alles
verstanden, jetzt aber habe ich versucht, Ihre Relativi-
tätstheorie in der „Coralle“ zu lesen, kann aber kein
Wort verstehen. Geben Sie sich keine Mühe, Sie wer-
den mich nie überzeugen können, denn das ist alles
Quatsch“. Aber auch andere Töne erklangen. Ein eng-
lischer Arzt, Colonel im indischen Service früher, bat
in Verehrung für den großen Genius um die Erlaubnis,
seinem Sprößling den Vornamen Albert Einstein geben
zu dürfen. Ein Fall, der übrigens ■— wie ich erfuhr —
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