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Kunstwart und Kulturwart — 35,1.1921-1922

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Heft 1 (Oktoberheft 1921)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14434#0079

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und Gebirge sich winden. Aus Schluch-
ten und Tälern werden sic hervor-
brechen und züngelnd sich snchen; und
gleich riesigcn Schlangen werden sie
sich finden und umfassen, und werden
sich nmwinden und erdrückcn wollen.
Ein Schauspiel .für dis Götter, wird
das eine Ungeheuer sieghaft das Hanpt
emporbäumen im Oualm nnd in den
Flammen brennender Städte und
Dörfer, und mit Tränen in denAugen
werden die — die — Anbefangenen in
der Nation sich die tzände reiben über
den Sieg. — Schön! Wenn man ganz
genau wüßte, daß die Olympier wirklich
mit Herz und Hand an dem Kampfe
um Ilion beteiligt wären, so könnte
man sich die Sache schon gefallen lassen;
allein es hat stets nachdenkliche Lente
gcgebcn, die offen und rückhaltlos bc-
haupteten: der Kampf der Mäuse und
Frösche licge den Herrschaften da oben
viel mehr am Herzen als der Zorn des
schnellen Achilleus und die biedere
Tapferkeit Hektors, nnd nicht die Iliade,
sondern die Batrachomhomachie sei das
Lieblingsbuch derer auf den goldenen

Stühlen. — Das ist freilich unter allen
Umständen eine schlimme Vorstellung
für die armcn Sterblichen, die in allen
Dingen so sehr auf die gute Meinung
angewiesen sind, welche sie von sich
selber und den hohen Regierenden
haben. Fort damit! — und wenn sich
der Krieg vom Frieden nur durch einen
etwas mehr zusammengedrängten Lärm
und Tumult unterscheidet, so ist das
Mehr oder Weniger in dieser Bezie-
hung doch von einiger Bedentnng für
das Wohlbehagen der Menschheit und
darf nicht allzn leichtsinnig unterschätzt
wcrden.

ch habe wicder so recht gefühlt, daß
der Mensch nur in der Entfernung
von den Menschen den rechten Blick
für die Menschen und ihr Erdenleben
hat, daß er nur in der Entfernung von
ihnen die Größe, die Tugend, die Herr-
lichkeit der Menschheit im ganzen er-
kennt, während er, wenn ihn das Ge-
triebe des Tages selbst in seinen Wir-
beln dreht, nur die Schwäche, die Tor-
heit und das Elend des einzelnen er-
blickt. Wilhelm Raabe

Unsre Bilder und Noten

(7>^ie Kunstbeilagcn dieses Heftes, dcr farbige Steindruck vor ihm und der Zwei-
-^plattendrnck hinten sind Probedrucke aus den beiden gleichartigen nenen Kunst-
wart-Anternehmungen „Kleine Meisterbilder" und „Weltkunst", von denen in
besonderm Aufsatze gesprochen wird.

Paul Leschho rns „Rote Rosen" sind im Original ein farbiger Schnitt-
druck. Äber seine Schönheit brauchen wir nichts zu sagen, sie spricht auch aus
unsrer Wiedergabe noch unmittelbar. Tief und groß ist auch die seelische Stim-
mung des Werkes, in dem manche ein ernstes — Kriegsgedenkblatt ganz eigener
Art erblicken werden.

Änd das Bild nach Millet? Wenn es in neuerer Zeit einen Künstler
gegeben hat, bei dem sich das Beste des gallischen Kunstgeistes mit dem Besten
des germanischen ganz innerlich vcrband, so war es Iean Fran^ois Millet.
Wir vom Kunstwart habcn ihn stets fast wie eincn Deutschen gefühlt, sonst wärc
ja auch die „Millet-Mappe" nicht unter unsern Künstlcr-Mappen erschienen.

Das Bildnis Wilhelm Raa bes reiht sich für diese Gedenknnmmer den
früheren Bildnissen des tenren Meisters an, die der Knnstwart schon gebracht
hat. Prof. Dr. Limmer in. Darmstadt hat es aufgenommen, es ist, so viel wir
wissen, die letzte Photographie des Meisters nach dem Lcben. Wer Raabe
in seinen alten Iahren kannte, dem wird es scin, als trät er hier verkörpert
vor ihn. Die Raabeschen Zeichnungen, die wir zu unserm Raabe-Artikel
zusammenstellen, sind der Festnummer der „Mitteilungen der Gesellschaft der
Freunde Wilhelm Raabes" cntnommen, die durch den Buchhandel oder von der
Perlagsanstält Hermann Plemm in Berlin-Grunewald für 6 Mark zu beziehcn
sind. Für 6 Mark Iahresbeitrag kann man auch Mitglied der „Gesellschaft der

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