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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 4
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Koch, Günther: Ein Document zur Geschichte des Heller'schen Altarbildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0215

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i88

bitte ich euch seit beniegig das ich die ioö fl. minder
von euch nimb den ich dafür hette mögen haben.«
Und mit stolzen Worten giebt der Meister dann seiner
Zufriedenheit mit dem Bilde Ausdruck: den ich hab
sie (die Tafel) mit grosem Fleiss gemahlt alss ihr
sehen werdt, ist auch mit den besten Farben gemacht
alss ich sie hab mögen bekhommen, sie ist mit guten
ultramerin vnder vber vnd aufgemalt, etwa 5 oder
6 mahl, vnd da sie schon aussgemacht war hab ich
sie darnach noch zwifach vbermalt vf das sie lange
zeut wehre, Ich waiss dass ihr sie sauber halt das
sie 500 Jahr sauber vnd frisch sein wirdt, den sie ist
nicht gemacht als man sonst pflegt zu machen, da-
rumb last sie sauber halten, das man sie nit berühre
oder Weihwasser darauf werfe, Ich waiss sie wird
nit geschendt, es sey den das es mir zu laidt ge-
schehe, vnd ich halt dauer sie werde euch Wohlge-
fallen, mich soll auch niemandt vermögen ain Taffel
mit so viel Arbeit mehr zu machen. Herr Jörg Tausy
hat sich von Ihme selbst erbotten, in der mass fleiss
vnd gross dieser Taffel ain Maria Bildt zu machen,
in ainer Landschafft dauon wolle er mir geben 400 fl.
das hab ich Ihme glatt abgeschlagen, den ich mieste
zu ainem Bettler darob werden. Den gmaine gmäll
will ich ain Jahr ain Hauffen machen, das niemandt
glaubte, das möglich were, das ain man thun möchte,
aber das fleisig kleiblen gehet nit von statten, darumb
wil ich meines stechens auss warten, vnd hette ichs
bisshero gethan, so wollte ich vf den heitigen Tag
1000 fl. reicher sein.« . . . Trotz der geringen Generosi-
tät seines Mäcens weiss der Meister das herrliche
Werk doch gern in der bedeutenden Stadt, wo bei
den Messen sowohl als den Wahl- und Krönungs-
gelegenheiten ein so grosser Zusammenfluss von Vor-
nehm und Gering war, sein Werk mehr als fast an
jedem andern Orte gesehen werden würde:*) er schreibt
»ich hab auch lieber diese Taffel zu Franckfortt den
an keinem andern ort in gantz Teitschland.«
Ueber ein Jahrhundert lang stand denn auch das
herrliche Bild in der Dominicanerkirche zu Frank-
furt a. M., in der der fromme Stifter sich und seiner
Hausfrau die letzte Ruhestätte ausersehen hatte, in
der auch viele seiner Vorfahren und Verwandten be-
graben lagen. Die wohl älteste Erwähnung des Bildes
in den Annalen der Kunstgeschichte findet sich in
Carei von Mander, Het Schilder-Boeck (1618): »Auch
ist da von Albrecht ein sehr schönes kunstreiches
Stück zu Frankfurt, bei den Mönchen in einem Kloster,
nemlich der Maria Himmelfahrt, woran viele Schön-
heit der Figuren zu sehen ist . . . Da wird auch
unter Anderm unter den Leuten sehr bewundert und
beachtet ein Fuss, Ferse und Sohle eines knieenden
*) Vgl. Cornill a. a. O. S. 21.

Apostels, von dem man sagt, das viel Geld dafür ist
geboten worden, um denselben abnehmen zu dürfen.
Es ist zu verwundern und schier unglaublich, was
dieses Stück den Mönchen des Klosters jährlich ein-
bringt, und Nutz ist, nur allein von dem Schenken
von Trinkgeldern, die für das Aufschliessen zusammen-
kommen und von Herren, Kaufleuten, Reisevolk und
Kunstliebhabern geschenkt werden.«
Die in Aufnahme gekommene Mode des An-
legens von Gemäldesammlungen musste bald einen
Wettstreit der grossen Herren um den Erwerb dieser
berühmten Sehenswürdigkeit der alten freien Reichs-
stadt am Main hervorrufen. So berichten Fichards
Nachrichten über die Familie Heller (Manuscript der
Stadtbibliothek zu Frankfurt), dass z. B. der Markgraf
von Brandenburg 1000 Reichsthaler dafür geboten
habe, ein Italiener soll gar für die blossen Fussohlen
S. Petri 100 Kronen geboten haben, doch nennt dies
schon Cornill eine augenscheinliche Uebertreibung
der bereits von Carei von Mander mitgeteilten Sage.
Schliesslich rivalisierten besonders 2 erlauchte Dürer-
sammler: Kaiser Rudolf II. und der Herzog (spätere
Churfürst) Maximilian von Bayern. Der Kaiser bot
10000 fl., doch vergebens, er starb 1612. Die schweren
Gewitterwolken, die bald darauf den 30 jährigen Krieg
heraufführen sollten, türmten sich bereits drohend am
Horizont des deutschen Lebens. Da nahmen denn
die bescheiden gewordenen, frommen Brüder, was
ihnen der mächtigste katholische Fürst, das Haupt
der Liga, der bayerische Herzog bot. Was bot, was
gab Maximilian I. für dieses Kleinod deutscher Kunst ?
Lersner (Chronik von 1706, Teil I, Abt. II S. 124)
erwähnt, dass: »des Ordens Mönch vor einigen Jahren
das Bild an den Churfürst Maximilian von Bayern
umb 1000 Jochen Rthlr. verkaufet und eine Copiam
dagegen hingesetzt hätten«, viel richtiger ist aber,
wie wir gleich ersehen werden, die Notiz in den be-
reits angezogenen F'ichardschen Nachrichten über die
Familie Heller. Dort heisst es: 1613 sei das Bild
aber heimlich mit einer Copie verwechselt und an
Pfalzgraf Max von Baiern, wie es heisst, »verehrt«
worden. Die zweite Frage ist die : wa nn kam das Bild
in Wittelsbacher Besitz ? Wir begegneten soeben dem
Datum 1613, Thausing hat 1615, ihm folgt Ephrussi,
Springer hat 1618.
Beide Fragen werden nun auf das Bestimmteste
beantwortet durch ein, an sich unscheinbares Docu-
ment, das ich jüngst in einem Münchener Antiquariat
fand*) und das folgenden Wortlaut hat:
•) bei Emil Hirsch, Karlstr. 6; der Antiquar, den ich auf den Bezug
aufmerksam gemacht hatte, den das Schreiben auf den Heller’schen
Altar hat, orientierte den Direktor des k. Kupferstichcabinets, Herrn
Dr. Wilhelm Schmidt, der den Wortlaut des Briefes in der Frankfurter
Zeitung vom 1. Februar 1901 (Nr. 32) mitteilte; da: Document ist in-
zwischen in Frankfurter Besitz übergegangen.
 
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