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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 4
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Koch, Günther: Ein Document zur Geschichte des Heller'schen Altarbildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0216

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189

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Datum ^rand^furt den 23. Sept Ao. D. ^6^
E. £ Dfyt.
Demietiger
frater Joannes Kodjers
prior predigerordens in
^frandfort maein aygen
fyandt.
Dieses Schriftstück fixiert zunächst das Datum
des Uebergangs des Bildes aus dem Besitze der Frank-
furter Dominicaner in den des bayerischen Fürsten;
es belegt sodann die Richtigkeit des in Fichards Nach-
richten mitgeteilten Gerüchtes, dass das herrliche, bis
dahin nicht mit Gold aufzuwiegende Tafelbild nun —

nach dem Ableben Kaiser Rudolph II. „verehrt“ worden
sei. Wir wissen, dass Bayerns Fürst „jährlich dem
Kloster 400 fl. in Gülten versprach“, wofür die Mönche
noch täglich für ihn eine Messe lesen mussten. Nach
derselben Quelle (Fichards Nachrichten) hatten die from-
men Brüder jedoch schon 1642 Grund zu klagen, seit
mehreren Jahren diese Gülte nicht erhalten
zu haben.
Das Bild, eines der erhabensten Denkmale Dürer-
schen Könnens schmückte nun die Residenz zu München,
war ein Juwel der Sammlung des kunstsinnigen Kur-
fürsten, bis es in der Nacht vom 9. auf den 10. April 1674
beim Brande der Residenz zu Grunde ging.
Glücklicherweise sind uns fast zu allen wichtigen
Partieen des Bildes die Originalstudien Dürers erhalten :
diese prächtigen Handzeichnungen in Verbindung mit
dem das Bild betreffenden Briefwechsel des Meisters
ermöglichten die erschöpfende, prächtige Arbeit des
M. Charles Ephrussi, Le triptyque d’Albert Durer dit
le tableau d’autel de Heller (1877), während es den
mühseligen Recherchen Moriz Thausings zu danken ist,
dass mit der Copie, die an die Stelle des Originals trat,
nun alle Teile des Altars wieder so vereinigt werden
konnten wie sie heute im Archivgebäude zu Frankfurt a. M.
zu sehen sind. »Wir können — um mit Thausings
Worten zu schliessen — danach wenigstens die Grösse
unseres Verlustes ermessen und uns eine Vorstellung
von dem Originale bilden. Die unbefangene Selbst-
zufriedenheit, mit welcher Dürer gerade von diesem
Bilde spricht, erscheint dann ganz gerechtfertigt. In
der harmonischen Anordnung, in der Zahl und in dem
grösseren Maassstabe der Figuren vergleicht es sich
dem Rosenkranzfeste, doch steht es, durch gleich-
mässige Belebung aller Gestalten, durch musterhafte
Raumvertiefung und klare Durchbildung aller Formen
noch um eine Stufe höher — es muss geradezu das
Meisterstück unter Dürers Gemälden gewesen sein.«
Günther Koch.
 
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