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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0298

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2 64

därer Natur, die Anlage des Ganzen und wohl
der grösste Teil der Ausführung wäre somit
Eduard Fuchs zuzuerkennen. Als ernster Sammler
wie durch verschiedene Monographien zur Ge-
schichte der Caricatur seit Jahren bekannt, als
früherer Leiter eines weitverbreiteten politischen
Witzblattes um die stilgerechte Förderung der
zeitgenössischen Caricatur verdient,*) ist sein Name
eine Garantie mehr, dass das jetzt begonnene Werk
auf das Schönste durchgeführt wird.
Damit wird Eduard Fuchs aber ein dringendes
Desideratum erledigt haben, ein Desideratum, das
schon unser verehrter Fr. Th. Vischer in die
Worte kleidete: »Möge uns doch endlich einmal
die grosse Geschichte der Caricatur geschrieben
werden!« G. K.
Christian, A., Origines de l’Imprimerie en France.
Conferences faites les 25 juillet et le 17 aoüt 1900.
Paris, Imprimerie national 1900. Un beau volume
petit in-folio de LXIV pages preliminaires, 128
pages et 98 feuillets avec 71 planches, imprime
avec le plus grand luxe sur les presses de l’Im-
primerie nationale, compose avec les caracteres
graves par Garamond au XVIe siede. II a ete
tire, en outre, de cet ouvrage 46 exemplaires
numerotes sur papier du Japon et signes par M.
Christian. Prix de l’exemplaire, en feuilles dans
un carton, 100 fr. [1231
* Die Imprimerie nationale hat gelegentlich
der letzten Weltausstellung die Publikation einer
monumentalen Darstellung der Geschichte der Buch-
druckerkunst in Frankreich im 15. und 16. Jahr-
hundert aus der Feder des gelehrten Antiquars
und Schriftstellers M. A. Claudin, Laureat de
l’Institut begonnen. Diesem grossen, auf 5 Bände
in gr. 40 berechneten, vor Ablauf von 5 Jahren
kaum zu vollendenden Werke treten jetzt als wür-
dige Ergänzung die in dem hier angezeigten statt-
lichen Bande gesammelten Vorträge zur Seite, die
der kenntnisreiche, liebenswürdige Director der
Imprimerie nationale, M. A. Christian, im Juli und
August v. J. gehalten hat vor den Mitgliedern der
Ecole internationale de l’Exposition einer schon
vor der Eröffnung der Weltausstellung gegründeten,
unter dem Vorsitz des ehemaligen Ministerpräsi-
denten M. Leon Bourgeois stehenden Vereinigung
zur Förderung der Wissenschaften, der Künste
und des Bildungswesens. Nach einigen einleiten-
den Ausführungen über die frühesten Versuche
der Vervielfältigung von Bildern und Schriftzeichen
kommt M. Christian zu einer Würdigung der Er-
findung Gutenbergs, erinnert daran, wie Nicolas
Jenson 1458 von Karl VII. ausgeschickt wurde,
um sich in den Besitz des Geheimnisses der
schwarzen Kunst zu setzen, wie Jenson auch drei
Jahre lang in Mainz das Handwerk lernte, aber

*) Ein Verdienst, das erst jüngst Georg Hermann in der Zeit-
schrift für Bücherfreunde (S. 4,33 des laufenden Jahrgangs) zu wür-
digen Gelegenheit nahm.

infolge des inzwischen (21. Juni 1461) eingetretenen
Todes seines königlichen Auftraggebers nicht nach
Frankreich zurückkehrte, sondern nach Italien ging.
Ludwig XL, der Nachfolger Karls VII, fand im
Anfang seiner Regierung nicht die Musse, sich
um die neue deutsche Erfindung zu kümmern,
deren Einführung blieb daher der privaten Initia-
tive zweier Professoren der Sorbonne, Guillaume
Fichet und Jean (Heinlein) de la Pierre, überlassen.
Der letztere berief aus seinem Geburtsort Stein
bei Constanz, von dem er seinen Namen führte,
seinen Landsmann Ulrich Gering, der die Kunst in
Mainz gelernt hatte, und jetzt Martin Crantz von
Basel und Michel Friburger von Colmar mit nach
Paris brachte. Die drei der neuen Kunst Kundigen
erhielten eine Werkstätte im Hause des Jean de la
Pierre, also in den Gebäuden der Sorbonne einge-
richtet. Es sei hier erwähnt, dass diese drei deut-
schen Drucker, die berufen waren, die neue Kunst in
die Metropole der damaligen gelehrten Welt ein-
zufuhren, die Stadt Paris zuerst mit dem ihr seither
verbliebenen Namen der »Lichtstadt« belegten: Wie
die Sonne das Licht überall hin sendet, so heisst
es bei ihnen, so ergiesst du, Paris, Hauptstadt des
Reichs und Förderin der Musen, das Licht der
Wissenschaft über alle Welt. Empfange denn zum
Danke diese neue, geradezu göttliche Schreibkunst,
welche Deutschland erfand. Hier sind die ersten
Bücher, die durch diese Kunst auf französischer
Erde erzeugt worden sind. Die Meister Michel,
Ulrich und Martin haben sie gedruckt und werden
dir noch andere machen.« Dieses Versprechen
haben die Meister getreulich eingelöst: Im Zeit-
raum von 1470—73 haben sie nicht weniger als
23 Bände — sämtlich lateinische Texte — her-
gestellt ; ein nicht geringer Ansporn zu solchem
Fleisse mochte die den deutschen Meistern unein-
geschränkt zuteil werdende Anerkennung und För-
derung seitens der höchsten und einflussreichsten
Kreise des Königreichs, ja — wie ein von M. Clau-
din im Britischen Museum gemachter Fund zeigt
— seitens des Königs selbst sein. M. Christian
streift dann die seit 1473 auftretenden ersten ein-
heimischen Buchdrucker, und widmet hierauf ein
ganzes Capitel dem ersten in französischer Sprache
gedruckten Buche: Les Grandes Chroniques de
France (oder Chroniques de Saint-Denis). Die drei
grossen Folianten wurden hergestellt »a paris en
hostel de pasquier bon hörne lüg des quatre princi-
paulx libraires de luniversite de paris ou pend
pour en seigne limage saint xpofle . . . Ian de
grace mil. CCCC. lxxvi.<
Dieses prächtige Denkmal der frühesten fran-
zösischen Buchdruckerkunst gehört noch zu den
sogen, livres mixtes, bei denen der Illustrations-
schmuck Handarbeit war; den nächsten Schritt
zur Vollendung der Buchausstattung that in Frank-
reich der Meister Jean Du Pre, indem er den Holz-
schnitt in die Buchillustration einführte.
(Schluss folgt.)
 
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