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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 6
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Hübner, Ed.: [Rezension von: Struck, Hugo, Die Geimnisse der alten Meister]
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[Rezension von: Ernst Friedlein, Tempera und die Tempera-Technik]
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Berger, Ernst: Neue Malerfarben, [3]: I. Professor Ph. Fleischers Meisterfarben der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0026

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22

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr 6.

geht nicht fehl, unter „dootverwe" einfach die
Untermalung zu verstehen, die stets in matten
Tönen ausgeführt wurde, um darauf dann lasieren
zu können. Der Ansicht Strucks wird man wohl
beistimmen müssen, dass die Alten den weissen
Grund benützt hatten, soferne es sich um die Ita-
liener der Frührenaissance, die frühen Niederländer
und Deutschen handelt, die auf Holztafeln ge-
malt haben; denn nur auf Holztafeln lässt sich der
dicke Kreidegrund auftragen. Mit der Benutzung
der Leinwand als Unterlage kommt auch schon die
Oelgrundierung auf und diese wurde entsprechend
getont. Belege dafür sind zahlreich genug bei Va-
sari, Armenini, Volpato, Pacheco, Palomino, de
Mayerne u. a. zu finden. Unserer Meinung nach muss
man die verschiedenen Zeiten und Schulen
auseinanderhalten und bezüglich der Technik
der „alten Meister" genauere Unterschiede machen,
als es bisher zumeist der Fall war.
Ernst Friedlein:
Tempera und Tempera-Technik.*)
„Den Malkünstlern zur Anregung gewidmet";
mit diesen Worten übergibt Friedlein seine Schrift
den Schaffenden und in der Tat wird jeder, der
sich schon mit Temperamalerei beschäftigt hat, oder
auch jene, die damit. Versuche zu machen beab-
sichtigen, in dem Buche reichliche Anregung finden.
Die Wiedereinführung dieser Art der Malerei
ist ja, zum guten Teile, den vielfachen Versuchen
Arnold Böcklins in dieser Technik zu verdanken,
allein Friedlein gebührt, meines Wissens, das Ver-
dienst, als erster in einem Vortrage, den er zu Be-
ginn der 90 er Jahre im Kunstgewerbehause in Mün-
chen hielt, unter gleichzeitiger Vorweisung des Ma-
terials, sowie der damit angestellten Versuche, auf
die Emulsions-Tempera hingewiesen zu haben und
die reichen Erfahrungen, die er seither auf diesem Ge-
biete machte, legt er nun mit seiner Schrift dem Lern-
begierigen in uneigennützigster Weise in die Hand.
Ein sehr wesentlicher Vorzug vor anderen ge-
bührt seinen Versuchen schon deshalb, weil Fried-
lein, als Pharmazeut von Beruf, die genaueste Kennt-
nis seiner zur Anwendung gebrachten Materialien
besitzt und daher der Künstler, welcher in den sel-
tensten Fällen eingehendere chemische Studien ge-
macht hat, sich vertrauensvoll seiner Führung über-
lassen darf.
Unter einleitenden Bemerkungen über die ver-
schiedenartigen Maltechniken, deren Vorzüge und
Nachteile, bespricht der Verfasser im ersten Teile
seines Buches die Rohstoffe und Präparate, die
mannigfaltigen Emulsionen, sowie die Farbstoffe;
der zweite Teil, unter dem Titel: „Bei der Arbeit"
bringt genaue Anweisungen über Grundierung, Binde-
*) Sammlung maltechnischer Schriften II. Band. Mün-
chen, Verlag von Georg D. W. Callwey. Preis geheftet 2 Mk.,
gebunden 3 Mk.

mittel und Anreiben der Farben, das Malen und das
Firnissen und zum Schlüsse einiges über das Rei-
nigen und Restaurieren.
Es ist hier nicht der Ort, die vielfach um-
strittene Frage zu erörtern, welcher von den vielen
Techniken in der Malerei der Vorzug gebührt, denn
es lassen sich ja grosse Kunstwerke auf sehr vieler-
lei Art herstellen, allein die Tempera-Technik bietet,
bei richtiger Anwendung, dem Schaffenden so mannig-
fache Vorteile, dass es wohl der Mühe lohnt, sich
eingehend mit ihr zu beschäftigen und es ist da-
her sehr zu wünschen, dass recht viele Künstler
durch Friedleins Buch hierzu angeregt würden. Die
guten Erfolge, die sie bei richtiger Behandlung
seiner Anweisungen erzielen, wären gleichzeitig der
schönste Lohn, der dem Verfasser für seine viel-
fachen und mühevollen Versuche zuteil werden
könnte. s. L.
Neue Malerfarben:
I. Professor Ph. Fleischers Meisterfarben
der Renaissance.
(Fortsetzung.)
Nach Prof. Fleischers Ansicht gebrauchten die
Meister der Renaissance zwei verschieden zu-
sammengesetzte Arten von Farben, die für sich
allein oder zusammen angewandt wurden: Farbe I
hat den Charakter der Temperafarbe, sie trock-
net in einem Tage hart auf, ohne den Ton irgend-
wie zu verändern. Auf einsaugendem Grund dient
sie auch als Untermalung. Farbe II dient zum Prima-
malen, Lasieren und Uebermalen auch über Farbe I.
Die Malmittel sind verschieden zusammenge-
setzt und zwar:
Malmittel A, trocknet langsam und erhält die
F'arbe I auf dem Bilde 8 Tage,
Farbe II 8—14 Tage nass;
Malmittel B, trocknet etwas schneller;
Malmittel C, trocknet sehr schnell;
Malmittel BB stark und BB schwach, schnell
trocknend, dienen, um mit Farbe I auf ein-
saugendem Grunde in Tempera zu malen.
Diese Malmittel können je nach Wunsch auch
untereinander gemischt werden.
Zum Abtönen des Grundes dient das Mal-
grundmedium; es wird in verschiedenen Tönungen
(goldgelb, grau, grünlichgrau, rotbraun) hergestellt
und soll gleichzeitig das Einschlagen der Farben
verhindern, sowie zur Konservierung des Malgrundes
beitragen.
Eingeschlagene Stellen werden mit Malbutter,
die aus gleichen Stoffen wie Prof. Fleischers Binde-
mittel besteht, eingerieben, wodurch die Uebermalung
und das Lasieren wesentlich erleichtert werde.
Prof. Fleischer empfiehlt zur vollen Ausnützung
der Vorzüge seiner Farben nach seinen Angaben
eigens hergestellte Malgründe (auf Holz, Leinwand
und Pappe) von verschiedenem Korn und verschie-
 
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