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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 18.
Noch etwas über den Tongrund.
(In Nr. I $ des II. Jahrgangs der „M. k. BI.")
Von von Schönberg-Dresden.
Da die Grundierung der Leinwand die Basis
für alle Malerei bildet, so ist es zweifellos zweck-
mässig, sich mit derselben immer wieder zu be-
schäftigen.
Es darf nicht geleugnet werden, dass die
Güte der Farben einen sehr wichtigen Moment
darstellt, indessen werden sie jetzt von vielen
Fabriken so rein hergestellt und so gut gerieben,
wie es die Alten mit ihren primitiven Mitteln wohl
nie fertig gebracht haben.
Wenn man keine Anilinfarben nimmt, statt
Beinschwarz und Kasseler Braun lieber Verdyk-
braun und gebrannte Umbra verwendet, mit As-
phalt vorsichtig umgeht und Pflanzenlacke, ausser
Krapplack, vermeidet, so wird man damit weiter
keine schlechten Erfahrungen machen.
Die Grundierung mit Tischlerleim und Kreide
wird jetzt meist empfohlen, jedoch ist dieselbe
nicht ganz zuverlässig, da der Leim nicht ungern
Risse verursacht, welche als Leimsprünge be-
kannt sind.
Nun hat der Herr Maler Bakenhus gesagt,
dass ein Kleistergrund nichts tauge. Er hat völlig
recht, wenn er einen solchen meint, der nur aus
gekochtem Kleister besteht. Denn das wäre zu
wenig und würde die Leinwand nicht genug
decken, so dass darin die Farben verschluckt
würden und man zu keinem guten Resultate ge-
langen würde.
Wenn aber dem Kleister noch Ton hinzu-
gesetzt wird, so wird die Sache erheblich anders.
Auch ist der von mir angegebene Kleister kein
Kleister im Sinne der Tapezierer, da hierbei das
Mehl nicht gekocht wird, was nur die Beschaffen-
heit des Stärkemehles verändert, nicht aber den
Kleber, das Pflanzeneiweiss verbessert. Man koche
also das Mehl nicht.
Nun komme ich zu dem, was ich an der
Tongrundierung verbessert habe.
Ich hatte nämlich bemerkt, dass das Lino-
leum auf Steintreppen mit Kleister befestigt wird,
und erfuhr, dass dazu auch ungekochter Kleister
mit einem Zusatze von Terpentin (franz. oder
Lärchen-Terpentin) verwendet wurde. Dieser
Kleister hält nun so fest, dass man ihm beinahe
eine unbegrenzte Haltbarkeit zusprechen kann.
Lostrennen lässt sich das Linoleum nur mit ge-
waltsamen Massregeln. Wenn das Terpentin dem
Kleister eine so gute Beschaffenheit gibt, so dachte
ich, dass man das auch bei der Grundierung ver-
werten könne, und so habe ich denn weitere Pro-
ben angestellt.
Die Grundierungsmasse fertigt man genau so
an wie in Nr. I $ des II. Jahrgangs der „M. k. Bl."
gesagt ist, wobei ich noch bemerken möchte,
dass ich die reine orangefarbene Grundierung der
aschgrauen vorziehe. Auf je einen Liter der
Grundierungsmasse nimmt man zwei Eier und
giesst das in Terpentin gelöste Wachs hinzu.
Das Terpentin muss aber nur soviel Wachs ent-
halten, wie sich im Wasserbade auf löst. Man
nehme auf zwei Eier etwa Liter Lösung, und
schlage beides gut zusammen und füge diese
Masse der Mehl-Tonmasse bei.
Man sehe darauf, dass der Ton möglichst
gut geschlemmt sei. Sollten kleine Sandkörner
noch vorhanden sein, so verschwinden dieselben
beim Schleifen mit Bimstein, dabei geht alles
Rauhe hinweg, und man erhält einen Grund, wie
man ihn sich idealer nicht vorstellen und her-
stellen kann.
Ich warne davor, den Grund etwa mit ver-
dünntem Leinölfirnis zu bestreichen, da ein so
zubereiteter Grund nach meinen Erfahrungen die
Farbe schlecht annimmt, sondern male gleich mit
dem von mir angegebenen Malmittel, aus zwei
Teilen gekochtem Leinöl und einem Teil Kopaiva-
balsam bestehend, dem man noch irgend einen
Firnis (d. h. Lack) zusetzen kann, indem man den
Vorwurf in Licht-, Schatten und Farbenwirkung
antuscht, auf welchem Grund es sich dann gut
Weiterarbeiten lässt.
Der Bequemlichkeit halber will ich noch kurz
die Bereitung der Hauptmasse hier angeben:
Mehl und Pfeifenton einzeln in kaltem Wasser
angemacht, werden in gleichen Raummengen gut
verrührt und zusammengefügt. Die Konsistenz
sei die eines dicken Rahmes. Der Pfeifenton
wird in Kugeln oder Scheiben verkauft und ist
gemeinhin unter dem Namen Ton bekannt.
L. Heerwagens Reduktionsdiagramm
für Perspektive.
Für Perspektive-Konstruktionen ohne Hori-
zont, Hauptpunkt und Distanzpunkte hat Herr Leo
Heerwagen, Darmstadt (Viktoriastr. 67), einen prak-
tischen Apparat ersonnen, durch den es ermöglicht
wird, perspektivische Zeichnungen durch Uebertragen
der gesuchten verkürzten Linien mit Hilfe eines
„Reduktionsdiagrammes" herzustellen. Was Lehr-
bücher in langwierigen Abhandlungen bezwecken, wird
hier in wenigen Stunden erreicht und deshalb mag der
Apparat für Interessenten der Architektur, des Bau-
und Ingenieurwesens, des Maschinenbaues, für mili-
tärische Bildungsanstalten, topographische Bureaus
sowie zum Gebrauche an technischen und kunstge-
werblichen Schulen von Nutzen sein. Ob der Apparat
gegenüber dem bisherigen Verfahren Vorteile bietet,
kann wohl nur derjenige ermessen, der sich in die
veränderte Arbeitsweise eingearbeitet hat. Der Zweck
dieser Zeilen ist, die Leser der „W. d. K." auf diese
Neuheit aufmerksam zu machen. Das Reduktions-
diagramm mit genauer Beschreibung des Verfahrens
und 20 Erläuterungsfiguren ist durch den Erfinder zu
beziehen (Preis 3,20 Mk.).
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 18.
Noch etwas über den Tongrund.
(In Nr. I $ des II. Jahrgangs der „M. k. BI.")
Von von Schönberg-Dresden.
Da die Grundierung der Leinwand die Basis
für alle Malerei bildet, so ist es zweifellos zweck-
mässig, sich mit derselben immer wieder zu be-
schäftigen.
Es darf nicht geleugnet werden, dass die
Güte der Farben einen sehr wichtigen Moment
darstellt, indessen werden sie jetzt von vielen
Fabriken so rein hergestellt und so gut gerieben,
wie es die Alten mit ihren primitiven Mitteln wohl
nie fertig gebracht haben.
Wenn man keine Anilinfarben nimmt, statt
Beinschwarz und Kasseler Braun lieber Verdyk-
braun und gebrannte Umbra verwendet, mit As-
phalt vorsichtig umgeht und Pflanzenlacke, ausser
Krapplack, vermeidet, so wird man damit weiter
keine schlechten Erfahrungen machen.
Die Grundierung mit Tischlerleim und Kreide
wird jetzt meist empfohlen, jedoch ist dieselbe
nicht ganz zuverlässig, da der Leim nicht ungern
Risse verursacht, welche als Leimsprünge be-
kannt sind.
Nun hat der Herr Maler Bakenhus gesagt,
dass ein Kleistergrund nichts tauge. Er hat völlig
recht, wenn er einen solchen meint, der nur aus
gekochtem Kleister besteht. Denn das wäre zu
wenig und würde die Leinwand nicht genug
decken, so dass darin die Farben verschluckt
würden und man zu keinem guten Resultate ge-
langen würde.
Wenn aber dem Kleister noch Ton hinzu-
gesetzt wird, so wird die Sache erheblich anders.
Auch ist der von mir angegebene Kleister kein
Kleister im Sinne der Tapezierer, da hierbei das
Mehl nicht gekocht wird, was nur die Beschaffen-
heit des Stärkemehles verändert, nicht aber den
Kleber, das Pflanzeneiweiss verbessert. Man koche
also das Mehl nicht.
Nun komme ich zu dem, was ich an der
Tongrundierung verbessert habe.
Ich hatte nämlich bemerkt, dass das Lino-
leum auf Steintreppen mit Kleister befestigt wird,
und erfuhr, dass dazu auch ungekochter Kleister
mit einem Zusatze von Terpentin (franz. oder
Lärchen-Terpentin) verwendet wurde. Dieser
Kleister hält nun so fest, dass man ihm beinahe
eine unbegrenzte Haltbarkeit zusprechen kann.
Lostrennen lässt sich das Linoleum nur mit ge-
waltsamen Massregeln. Wenn das Terpentin dem
Kleister eine so gute Beschaffenheit gibt, so dachte
ich, dass man das auch bei der Grundierung ver-
werten könne, und so habe ich denn weitere Pro-
ben angestellt.
Die Grundierungsmasse fertigt man genau so
an wie in Nr. I $ des II. Jahrgangs der „M. k. Bl."
gesagt ist, wobei ich noch bemerken möchte,
dass ich die reine orangefarbene Grundierung der
aschgrauen vorziehe. Auf je einen Liter der
Grundierungsmasse nimmt man zwei Eier und
giesst das in Terpentin gelöste Wachs hinzu.
Das Terpentin muss aber nur soviel Wachs ent-
halten, wie sich im Wasserbade auf löst. Man
nehme auf zwei Eier etwa Liter Lösung, und
schlage beides gut zusammen und füge diese
Masse der Mehl-Tonmasse bei.
Man sehe darauf, dass der Ton möglichst
gut geschlemmt sei. Sollten kleine Sandkörner
noch vorhanden sein, so verschwinden dieselben
beim Schleifen mit Bimstein, dabei geht alles
Rauhe hinweg, und man erhält einen Grund, wie
man ihn sich idealer nicht vorstellen und her-
stellen kann.
Ich warne davor, den Grund etwa mit ver-
dünntem Leinölfirnis zu bestreichen, da ein so
zubereiteter Grund nach meinen Erfahrungen die
Farbe schlecht annimmt, sondern male gleich mit
dem von mir angegebenen Malmittel, aus zwei
Teilen gekochtem Leinöl und einem Teil Kopaiva-
balsam bestehend, dem man noch irgend einen
Firnis (d. h. Lack) zusetzen kann, indem man den
Vorwurf in Licht-, Schatten und Farbenwirkung
antuscht, auf welchem Grund es sich dann gut
Weiterarbeiten lässt.
Der Bequemlichkeit halber will ich noch kurz
die Bereitung der Hauptmasse hier angeben:
Mehl und Pfeifenton einzeln in kaltem Wasser
angemacht, werden in gleichen Raummengen gut
verrührt und zusammengefügt. Die Konsistenz
sei die eines dicken Rahmes. Der Pfeifenton
wird in Kugeln oder Scheiben verkauft und ist
gemeinhin unter dem Namen Ton bekannt.
L. Heerwagens Reduktionsdiagramm
für Perspektive.
Für Perspektive-Konstruktionen ohne Hori-
zont, Hauptpunkt und Distanzpunkte hat Herr Leo
Heerwagen, Darmstadt (Viktoriastr. 67), einen prak-
tischen Apparat ersonnen, durch den es ermöglicht
wird, perspektivische Zeichnungen durch Uebertragen
der gesuchten verkürzten Linien mit Hilfe eines
„Reduktionsdiagrammes" herzustellen. Was Lehr-
bücher in langwierigen Abhandlungen bezwecken, wird
hier in wenigen Stunden erreicht und deshalb mag der
Apparat für Interessenten der Architektur, des Bau-
und Ingenieurwesens, des Maschinenbaues, für mili-
tärische Bildungsanstalten, topographische Bureaus
sowie zum Gebrauche an technischen und kunstge-
werblichen Schulen von Nutzen sein. Ob der Apparat
gegenüber dem bisherigen Verfahren Vorteile bietet,
kann wohl nur derjenige ermessen, der sich in die
veränderte Arbeitsweise eingearbeitet hat. Der Zweck
dieser Zeilen ist, die Leser der „W. d. K." auf diese
Neuheit aufmerksam zu machen. Das Reduktions-
diagramm mit genauer Beschreibung des Verfahrens
und 20 Erläuterungsfiguren ist durch den Erfinder zu
beziehen (Preis 3,20 Mk.).