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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 18
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Bakenhus, Gerhard: Zur Frage des Wachszusatzes bei Oelfarben, [2]: II. Ist Wachs den Farben schädlich?
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0075

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Nr. i8.

Münchner kunsttechnische Blätter.

7t

Ja, es ist in mancher Beziehung von einem sehr
üblen Einfluss.
B. Sollner sagt in seiner Farbenkunde Seite 49,
Zinnober: „Ein in 6 bis 8 Abstufungen fabriziertes
Präparat aus Quecksilber und Schwefel von hell
leuchtender bis tief roter Farbe, anerkannter Dauer-
haftigkeit, wenn dieselbe nicht durch wachsähnliche
Beimischungen verdorben wird, was häufig der
Fall ist, weil es die Eigenschaft hat, das Oel aus-
zuscheiden, was durch allerlei Beimengsei ver-
mieden werden soll. Manchmal nimmt man nichts
davon wahr, ein andermal, wenn diese Beimischung
stärker war, wird der Zinnober (gleichviel welche
Sorte) nach einiger Zeit braun. Die Farbe selbst
ist daran ganz unschuldig." Was S. noch weiter
über den Zinnober schreibt, dass nur die verfälschten
Sorten braun würden, ist irrig, auch absolut reine
halten sich nur unter bestimmten Umständen,
die es eben festzustellen gilt. Ich habe seit
einiger Zeit Untersuchungen über Zinnober im
Gange, die jedoch noch nicht abgeschlossen sind,
wo sich auch herausstellen wird, ob die Beimischung
von Wachs demselben schädlich ist.
Auf Seite 52 sagt Sollner. „Alle transparenten
Farben, besonders die hellen, werden durch Wachs-
zusatz verdorben, und die opaken Farben be-
kommen einen trüben, milchigen Ueberzug (etwa
wie eingeschlagene Farben), der sich durch Firnissen
nicht auiheben lässt."
Wenn ein Oelfarbenanstrich mit Wachs versetzt
oder mit Wachs überzogen wird, kann man keinen
anderen Anstrich darauf ausführen, da derselbe
keine Verbindung mit dem Grund eingeht, sondern
abspringt. Wenn Zimmerma'.er einen neuen Anstrich
auf wachsgestrichenen Gegenständen ausführen
wollen, beizen sie dieselben vollständig ab, also
ist auch eine wachsgrundige Leinewand schädlich.
Kopallak mit Wachs versetzt gibt eine matt-
glänzende Oberfläche, die sich aber in kurzer
Zeit in eine trübe, schmutzigbraune Masse ver-
wandelt, die auch durch Regenerieren nicht wieder
ihre ursprüngliche Klarheit erhält. Der Glanz ist
beim Lack ein notwendiges Uebel. Einen Lack,
der nicht glänzt und doch den Farben Klarheit
verleiht, gibt es nicht und kann es nicht geben.
Wenn man der Oelfarbe Wachs zusetzt, ver-
liert sie an Malfähigkeit, d. h. sie wird stockig
und lässt sich nicht so geschmeidig auftragen wie
reine Oelfarbe. Für diejenigen, welche ihre Farben
dick mit der Spachtel auftragen oder sehr pastös
malen, haben dgl. Farben vielleicht etwas An-
genehmes, ob dieses aber nicht auf Kosten der
Haltbarkeit und Frische geht? Sehen wir zu.
Ich selbst habe keine genauen Untersuchungen
über die Prozentsätze von Oel und Wachs an-
gestellt. Nach Linke-Horadam gebraucht jedoch
„Kadmium mit 2% Wachszusatz $0 Teile Oel,
4°/o Wachszusatz 80 und lO°/„ Wachszusatz
110 Teile Oel", nach meiner Schätzung jedoch eher

mehr wie weniger, doch kommt hier ja viel auf
den Flüssigkeitsgrad an, wie man zu malen liebt.
Aufstriche von Kadmium und andern Farben
ohne und mit Wachszusatz zeigen in einem Zeit-
raum von 6 Jahren einen deutlichen Unterschied,
der mit Wachszusatz ist nicht so klar und rein
wie der andere.
Ein Oelfarbenanstrich mit Wachszusatz den
atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt, ist viel
schneller zerstört wie ein reiner Oelfarbenanstrich.
Reine Oelfarbe auf eine Glasplatte gesetzt,
lässt sich nach dem Auftrocknen schwer entfernen.
Oelfarbe mit Wachszusatz zieht sich wie eine
Haut herunter, ebenso haftet dieselbe nicht auf
festgetrockneter Oelfarbe.
Oelfarbe mit viel Wachszusatz kann nach
dem Hartauftrocknen durch Terpentinöl ganz glatt
poliert werden und gibt an den dazu benutzten
Lappen Farbe ab. Reine Oelfarbe ist durch
Terpentin unverletzlich, es müsste denn schon sein,
dass die Farbe mit Mohnöl angerieben war, die
sich sogar, wenn sie ganz alt ist, häufig mit
Terpentin ab waschen lässt.
Der Zusatz von Tonerde zu Ultramarin und
Zinnober usw. ist vielleicht den Farben nicht so
schädlich, jedenfalls beeinflusst sie das Oel nicht
ungünstig.
Die alten Meister suchten stets nach harm-
losen Mitteln, um ihre Farben schnell trocknend
zu machen und mit Recht; eine schnell fest auf-
getrocknete Farbe behält eine viel grössere
Frische wie eine andere, die lange weich bleibt;
darum ist auch der Wachszusatz unpraktabel, weil
dadurch die Farben lange weich bleiben und bei
dickem Auftrag nicht so wie die reine Oelfarbe
durch das Licht ausgebleicht werden. Daher
auch der Uebelstand, dass Farben, die viel Oel
verschlucken, wie Terra di Sienna und dgl., im
dicken Auftrag so nachdunkeln, in dünnen Lasuren
kann das Licht die Farbschicht durchdringen und
das Oel ausbleichen, mit Wachszusatz ist dieses
nicht möglich, da dann schon an und für sich das
Bindemittel trüb ist.
Ob nicht bei Bleifarben die bekannte Ver-
seifung mit auf Wachszusatz zurückzuführen ist?
Bei dünnem Auftrag reiner Oelfarbe tritt diese
Verseifung meines Wissens nicht ein.
Dass in gewissen Fällen bei dekorativen
Arbeiten Wachs mit Vorteil angewandt werden
kann, wenn die Farbe mit Terpentin verdünnt
wird und dadurch der dicke Auftrag und auch
der grosse Oelüberschuss fortfällt, ist wohl sicher.
Aus oben Festgestelltem ist ersichtlich, dass
Wachs durchaus kein so harmloser Zusatz zu den
Farben ist.
Etwas anderes ist es natürlich, wenn man
reines Wachs als Bindemittel benutzt. Ich will
nicht bestreiten, dass dieses ein rationelles Mittel
sein kann, jedoch habe ich darüber keine Erfahrungen.
 
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