Münchner kunsttechnische Biätter.
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Nr. 14.
der vieien Operationen, weiche sie bis zur Isoiierung
durchmachten, viei Sauerstoff aufgenommen haben.
Endiich enthaiten sie noch geringe Mengen von Wachs-
bestandteiien. Ueber die Art dieser Oeie gab weiteren
Aufschiuss die Bestimmung der Hexabromidzahien der
aus ihnen durch Verseifung erhaitenen freien Fettsäuren.
Es resuitierten aus den Fettsäuren der gereinigten
Trockenöie von:
Kadmiumgeib 41,1% Hexabromide
Kobaitbiau 2,2% „
Chromoxydgrün f. 0,0% „
Zinkweiss 24.6"/. „
Hieraus ist zu schiiessen:
1. dass die Farben Kadmiumgeib und Zinkweiss
der Hauptsache nach Leinöi, Kobaitbiau und Chrom-
oxydgrün dagegen sehr geringe Mengen von Leinöi und
ein anderes, keine Hexabromide iieferndes Trockenöi,
bezw. dieses aiiein enthaiten. Ais soiches kommt be-
kanntlich bei Künstierfarben Mohnöi in Betracht.
2. dass ein Zusatz von Kokosnussöi bei Kadmium-
geib infoige der Höhe der erhaitenen Hexabromidzahi
direkt und bei Zinkweiss so gut wie ausgeschiossen ist.
Bei den beiden anderen Farben sind in ietzterer Hinsicht
die Verseifungszahien der reinen Trockenöie beweisend.
Die Resuitate der Untersuchung sind demnach
in foigendes Gutachten zusammenzufassen:
Die untersuchten Behrendt sehen Oeifarben
enthaiten, wie aiie fabrikatorisch hergesteiiten
Künstieröifarben eine gewisse, nicht zu hoch
bemessene Menge Bienenwachs und ein von
Terpentinöi verschiedenes ätherisches Oei von
Terpencharakter. Die Hauptbestandteil sind
Leinöi bezw. Mohnöi oder Gemische beider.
Firnisse sind nicht angewendet; es ist kein
Paraffin oder Ceresin vorhanden und ebensowenig
Kokosnussfett. Die Trockenzeit ist eine mittiere.
Die Menge der Farbpigmente und der Binde-
mitte] ebenso wie die Zusammensetzung des
Bindemitteigemisches ist eine für fabrikatorisch
hergesteiite Künstieröifarben durchaus normaie.
Anhang.
Der Zuschrift Ihres Rechtsbeistandes vom 19. Juii
ds. Js. zufoige, die Versuchsanstait möchte sich nach
beendigter Untersuchung zu dem der Anstalt über-
reichten Gutachten des öffenti. ehern. Laboratoriums
des Dr. Hefeimann in Dresden, weiches die Re-
suitate der Untersuchungen von Kadmiumgeib, Kobait-
biau und Chromoxydgrün Ihres Fabrikates enthäit,
äussern, ist nachstehendes zu bemerken:
Der Text des Gutachtens des Dr. Hefeimann,
der von diesem ausdrückiich ais richtig anerkannt
ist, iautet:
Die mir persöniieh am 14. Februar eingeiieferten
drei Proben Oeifarben Kadmiumgeib, Chromoxydgrün,
Kobaitbiau von Fritz Behrendt in Grafrath bei München,
befmdiieh in Tuben, habe ich auftragsgemäss untersucht.
Befund und Gutachten.
Die Farben sind frei von mineraiischen Zusätzen,
Wachs und Stearin. Der Zusatz zum Leinöi besteht in
Kokosnussfett, wahrscheiniich in Form von Paimin.
Rückert-Meisische Zahi 5,7 3,4 3.65
Verseifungszahi 234,4 212,2 220,0
Der Kokosfettgehait des Oeianteiis der Farben
ist hiernach ungefähr:
bei Kadmiumgeib 66%°/„, Chromoxydgrün 40"/,,
Kobaitbiau 45%).
Hochachtungsvoii gez. Dr. Hefeimann.
t.Nach dieser Untersuchung soiien'aiso vorhanden
sein im Oeianteii des Kadmiumgeib 66%"/,,, Chrom-
oxydgrün 40%, Kobaitbiau 45"/, Kokosnussfett.
Wäre dieses derFaii, so könnten die Farben nicht
trocknen, wie normaie Oeifarben und wären ais soiche
unbrauchbar, was beides tatsächiich nicht zutrifft.
2. Nach der erwähnten Untersuchung wurde in den
Farben kein Wachs gefunden, das in jeder fabrikatorisch
hergesteiiten Künstieröifarbe enthaiten ist, und sich,
wie bewiesen, in den Behren dt sehen Farben tatsäch-
iich vorfindet.
3. Es wurde von Dr. Hefeimann kein ätherisches
Oei gefunden.
4. Aus den in 2. und 3. aufgeführten Tatsachen,
dass Wachs und ätherisches Oei nicht gefunden wurde
(aber tatsächiich vorhanden ist), foigt, dass die von
Herrn Dr. Hefeimann ausgegebenen Verseifungszahien
(von denen übrigens nicht einmai erwähnt ist, woher
sie rühren) wegen ihrer Höhe durchweg unrichtig sein
müssen.
5. Dass sie tatsächiich unrichtig sind, erhebt ferner
aus den Tatsachen, dass diesseits ausser dem Wachse
kein anderes, bei gewöhniieher Temperatur oder
bei o" festes Bindemittei gefunden wurde, und auch
kaum eines vorhanden sein kann, wie die Verseifungs-
zahten der isoiierten, vom ätherischen Oeie befreiten
Oeigemische, bezw. die Hexabromidzahien zweier dieser
Oeie beweisen.
6. Dass spezieii kein Kokosnussfett in den unter-
suchten Bindemitteigemischen vorhanden ist, wurde
durch die obige Untersuchung der Versuchsanstait ge-
zeigt. Es sind aiso die Zahlen des erwähnten Gut-
achtens nicht nur bezügiieh ihrer Höhe, sondern
überhaupt unzutreffend, sie konnten weder aus den
betreffenden Gemischen noch aus den einzeinen iso-
iierten Bestandteiien derseiben erhaiten werden.
7. Das Gutachten nimmt an, dass aiie drei
untersuchten Farben Leinöi enthaiten. Der Beweis
fehit. Bekanntiich findet das Leinöi bei Künstierfarben
geringere Anwendung ais etwa Mohnöi; tatsächiich ist
auch diese Angabe insofern unrichtig, ais nur das
Kadmiumgeib und wahrscheinlich auch das Zinkweiss
Leinöi aiiein enthaiten.
Bemerkt sei ferner, dass es überhaupt im vor-
iiegenden Faiie unmögiieh ist, aus der Reichart-
Meissischen Zahi und der Verseifungszahl eines Binde-
mitteigemisches den Prozentgehait eines Bestandteiies
desseiben zu berechnen.
Schiiessiich sei noch konstatiert, dass in dem
Gutachten des Dr. Hefeimann statt „Reichart-
Meissische" Zahi irrtümiieh die Worte „Rückert-
Meissische" Zahi stehen.
Ausjj den vorstehenden Dariegungeii geht
somit hervor, dass das Dr. Hefeimannsche Gut-
achten in jeder Hinsicht unrichtig ist, voraus-
gesetzt, dassDr. Hefeimann wirkiieh Behrendtsche
Farben der Untersuchung unterzogen hat.
Das vorstehende Gutachten wurde in zwei gteich-
iautenden Exempiaren ausgefertigt.
Für die Richtigkeit der Anaiyse:
gez. Dr. A. Eibner, Assistent.
gez. Prof. Dr. A. Lipp,
derz. Leiter der Versuchsanstait und
Auskunftssteiie für Maitechnik.
Die Ausbesserung von Leonardos
„Abendmahl".
Der Ausschuss, der zur Untersuchung des
gefahrdrohenden Zustandes von Leonardos „Abend-
mahl" im Kloster Santa Maria deiie Grazie in
Mailand eingesetzt war und zu der eine Reihe
der bekanntesten itaiienischen Gelehrten und
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Nr. 14.
der vieien Operationen, weiche sie bis zur Isoiierung
durchmachten, viei Sauerstoff aufgenommen haben.
Endiich enthaiten sie noch geringe Mengen von Wachs-
bestandteiien. Ueber die Art dieser Oeie gab weiteren
Aufschiuss die Bestimmung der Hexabromidzahien der
aus ihnen durch Verseifung erhaitenen freien Fettsäuren.
Es resuitierten aus den Fettsäuren der gereinigten
Trockenöie von:
Kadmiumgeib 41,1% Hexabromide
Kobaitbiau 2,2% „
Chromoxydgrün f. 0,0% „
Zinkweiss 24.6"/. „
Hieraus ist zu schiiessen:
1. dass die Farben Kadmiumgeib und Zinkweiss
der Hauptsache nach Leinöi, Kobaitbiau und Chrom-
oxydgrün dagegen sehr geringe Mengen von Leinöi und
ein anderes, keine Hexabromide iieferndes Trockenöi,
bezw. dieses aiiein enthaiten. Ais soiches kommt be-
kanntlich bei Künstierfarben Mohnöi in Betracht.
2. dass ein Zusatz von Kokosnussöi bei Kadmium-
geib infoige der Höhe der erhaitenen Hexabromidzahi
direkt und bei Zinkweiss so gut wie ausgeschiossen ist.
Bei den beiden anderen Farben sind in ietzterer Hinsicht
die Verseifungszahien der reinen Trockenöie beweisend.
Die Resuitate der Untersuchung sind demnach
in foigendes Gutachten zusammenzufassen:
Die untersuchten Behrendt sehen Oeifarben
enthaiten, wie aiie fabrikatorisch hergesteiiten
Künstieröifarben eine gewisse, nicht zu hoch
bemessene Menge Bienenwachs und ein von
Terpentinöi verschiedenes ätherisches Oei von
Terpencharakter. Die Hauptbestandteil sind
Leinöi bezw. Mohnöi oder Gemische beider.
Firnisse sind nicht angewendet; es ist kein
Paraffin oder Ceresin vorhanden und ebensowenig
Kokosnussfett. Die Trockenzeit ist eine mittiere.
Die Menge der Farbpigmente und der Binde-
mitte] ebenso wie die Zusammensetzung des
Bindemitteigemisches ist eine für fabrikatorisch
hergesteiite Künstieröifarben durchaus normaie.
Anhang.
Der Zuschrift Ihres Rechtsbeistandes vom 19. Juii
ds. Js. zufoige, die Versuchsanstait möchte sich nach
beendigter Untersuchung zu dem der Anstalt über-
reichten Gutachten des öffenti. ehern. Laboratoriums
des Dr. Hefeimann in Dresden, weiches die Re-
suitate der Untersuchungen von Kadmiumgeib, Kobait-
biau und Chromoxydgrün Ihres Fabrikates enthäit,
äussern, ist nachstehendes zu bemerken:
Der Text des Gutachtens des Dr. Hefeimann,
der von diesem ausdrückiich ais richtig anerkannt
ist, iautet:
Die mir persöniieh am 14. Februar eingeiieferten
drei Proben Oeifarben Kadmiumgeib, Chromoxydgrün,
Kobaitbiau von Fritz Behrendt in Grafrath bei München,
befmdiieh in Tuben, habe ich auftragsgemäss untersucht.
Befund und Gutachten.
Die Farben sind frei von mineraiischen Zusätzen,
Wachs und Stearin. Der Zusatz zum Leinöi besteht in
Kokosnussfett, wahrscheiniich in Form von Paimin.
Rückert-Meisische Zahi 5,7 3,4 3.65
Verseifungszahi 234,4 212,2 220,0
Der Kokosfettgehait des Oeianteiis der Farben
ist hiernach ungefähr:
bei Kadmiumgeib 66%°/„, Chromoxydgrün 40"/,,
Kobaitbiau 45%).
Hochachtungsvoii gez. Dr. Hefeimann.
t.Nach dieser Untersuchung soiien'aiso vorhanden
sein im Oeianteii des Kadmiumgeib 66%"/,,, Chrom-
oxydgrün 40%, Kobaitbiau 45"/, Kokosnussfett.
Wäre dieses derFaii, so könnten die Farben nicht
trocknen, wie normaie Oeifarben und wären ais soiche
unbrauchbar, was beides tatsächiich nicht zutrifft.
2. Nach der erwähnten Untersuchung wurde in den
Farben kein Wachs gefunden, das in jeder fabrikatorisch
hergesteiiten Künstieröifarbe enthaiten ist, und sich,
wie bewiesen, in den Behren dt sehen Farben tatsäch-
iich vorfindet.
3. Es wurde von Dr. Hefeimann kein ätherisches
Oei gefunden.
4. Aus den in 2. und 3. aufgeführten Tatsachen,
dass Wachs und ätherisches Oei nicht gefunden wurde
(aber tatsächiich vorhanden ist), foigt, dass die von
Herrn Dr. Hefeimann ausgegebenen Verseifungszahien
(von denen übrigens nicht einmai erwähnt ist, woher
sie rühren) wegen ihrer Höhe durchweg unrichtig sein
müssen.
5. Dass sie tatsächiich unrichtig sind, erhebt ferner
aus den Tatsachen, dass diesseits ausser dem Wachse
kein anderes, bei gewöhniieher Temperatur oder
bei o" festes Bindemittei gefunden wurde, und auch
kaum eines vorhanden sein kann, wie die Verseifungs-
zahten der isoiierten, vom ätherischen Oeie befreiten
Oeigemische, bezw. die Hexabromidzahien zweier dieser
Oeie beweisen.
6. Dass spezieii kein Kokosnussfett in den unter-
suchten Bindemitteigemischen vorhanden ist, wurde
durch die obige Untersuchung der Versuchsanstait ge-
zeigt. Es sind aiso die Zahlen des erwähnten Gut-
achtens nicht nur bezügiieh ihrer Höhe, sondern
überhaupt unzutreffend, sie konnten weder aus den
betreffenden Gemischen noch aus den einzeinen iso-
iierten Bestandteiien derseiben erhaiten werden.
7. Das Gutachten nimmt an, dass aiie drei
untersuchten Farben Leinöi enthaiten. Der Beweis
fehit. Bekanntiich findet das Leinöi bei Künstierfarben
geringere Anwendung ais etwa Mohnöi; tatsächiich ist
auch diese Angabe insofern unrichtig, ais nur das
Kadmiumgeib und wahrscheinlich auch das Zinkweiss
Leinöi aiiein enthaiten.
Bemerkt sei ferner, dass es überhaupt im vor-
iiegenden Faiie unmögiieh ist, aus der Reichart-
Meissischen Zahi und der Verseifungszahl eines Binde-
mitteigemisches den Prozentgehait eines Bestandteiies
desseiben zu berechnen.
Schiiessiich sei noch konstatiert, dass in dem
Gutachten des Dr. Hefeimann statt „Reichart-
Meissische" Zahi irrtümiieh die Worte „Rückert-
Meissische" Zahi stehen.
Ausjj den vorstehenden Dariegungeii geht
somit hervor, dass das Dr. Hefeimannsche Gut-
achten in jeder Hinsicht unrichtig ist, voraus-
gesetzt, dassDr. Hefeimann wirkiieh Behrendtsche
Farben der Untersuchung unterzogen hat.
Das vorstehende Gutachten wurde in zwei gteich-
iautenden Exempiaren ausgefertigt.
Für die Richtigkeit der Anaiyse:
gez. Dr. A. Eibner, Assistent.
gez. Prof. Dr. A. Lipp,
derz. Leiter der Versuchsanstait und
Auskunftssteiie für Maitechnik.
Die Ausbesserung von Leonardos
„Abendmahl".
Der Ausschuss, der zur Untersuchung des
gefahrdrohenden Zustandes von Leonardos „Abend-
mahl" im Kloster Santa Maria deiie Grazie in
Mailand eingesetzt war und zu der eine Reihe
der bekanntesten itaiienischen Gelehrten und