Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

DOI Heft:
Nr. 21
DOI Artikel:
Buchner, Georg: Ueber die Untersuchung der Oelfarben auf die Art und Menge der Bindemittel, [2]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0085

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUMSTTECRMISOX
MTfR

München, li.Jdi 1907.

Beilage zttr „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IH.Jahrg. Nr. 21.

Inhait: Ueber die Untersuchung der Oeifarben auf die Art und Menge der Bindemittet. Von Georg Büchner-
München. (Fortsetzung.) — Neue Materfarben. V. Die Temperafarben des Handets. Von E. Berger.
— Atiertei. Von von Schönberg-Dresden. — Mitteitung der Redaktion.

Ueber die Untersuchung der Oeifarben auf die Art und Menge der Bindemittel.

Von Georg Büchner
Gibt ein Bindemitte] keine Säurezaht, so sind freie
Fettsäuren oder Harzsäuren, also z. B. Stearinsäure,
Kolophonium usw., ferner Produkte, welche solche
in belangreicher Menge enthalten, wie z. B. Bienen-
wachs, Japantalg, ausgeschlossen. Wenn ein Binde-
mittel keine Säurezahl aufweist, so handelt es sich
um Neutralfette, also in diesem Falle z. B. Mohnöl
oder Leinöl. Wird eine Säurezahl erhalten, so
wird es sich-, wenn dieselbe sehr niedrig ist,
meist um die geringen Mengen freier Fettsäuren
handeln, welche alle Oele enthalten. Ist sie nieder,
so wird es sich voraussichtlich um geringe Mengen
beigemischter Wachsarten handeln, ist sie hoch,
so darf wohl auf das Vorhandensein grösserer
Mengen Stearinsäure oder Harze vorerst geschlossen
werden.
Nächst der Verseifungszahl kommt bei der
Bindemitteluntersuchung die Bestimmung der Jod-
zahl in Betracht; es ist das diejenige Menge Jod
in Prozenten ausgedrückt, welche von den unge-
sättigten Fettsäuren der Oele usw. gebunden wird.
Einige Beispiele sollen die Ueberlegungsart
der Chemiker in diesen Fällen veranschaulichen:
Leinöl — 190 — 195 [90—195 179—182
Bienenwachs 19-2! 72—76 92—96 t2
Paraffin,
Ceresin — — —
Findet man z. B. bei der Untersuchung eines
Bindemittels keine Säurezahl, eine Aether- bezw. Ver-
seifungszahl von 190, eine Jodzahl von 180 und
erhält man die Farbreaktionen des Leinöls, löst
sich der Verseifungsrückstaud vollständig klar in
Wasser und erhält man beim Ausziehen der ge-
trockneten Seife mit Petroläther nur minimale
Spuren unverseifbarer Substanz, so kann mit

Chemiker in München. (Fortsetzung.)
Sicherheit der Schluss gezogen werden, dass reines
Leinöl vorliegt und dass Harze, Wachse, Paraffin
u. dgl. nicht vorhanden sind. Erhält man in einem
anderen Falle keine Säurezaht, eine Aether- bezw.
Verseifungszahl von 170 eine Jodzahl von 162,
weiters die Reaktionen des Leinöls, so kann ge-
schlossen werden, dass kein reines Leinöl vor-
handen ist, da die Zahlen im Vergleiche zu reinem
Leinöl gedrückt sind. Eine einfache Berechnung
auf Grund obiger Zahlen ergibt, dass in diesem
Falle nur 90°/„ Leinöl vorhanden sind, überdies
io"/,, eines Körpers, welcher selbst keine Aether-
oder Jodzahl besitzt, da die Zahlen gleichmässig
herabgedrückt sind. In diesem Falle wäre der
Schluss berechtigt, dass es sich um Zusatz von
ca. ioO/g Neutralstoffen handelt, also um Zusatz
von entweder flüssigen oder festen Kohlenwasser-
stoffen (Neutralstoffen), wozu wir Mineralöle,
Paraffin und Ceresin rechnen. Durch weitere
Verarbeitung des Verseifungsrückstandes würden
dann die betreffenden Stoffe isoliert und iden-
tifiziert werden können. Die eingetrocknete Lein-
ölseife ist nämlich in Petroläther unlöslich, während
die genannten Körper von diesem Lösungsmittel
aufgenommen werden. Hierbei ist betreffend die
Mengenbestimmung des Zusatzes noch folgendes
zu erwähnen. Haben wir eine Mischung von
Leinöl und Paraffin vor uns und sind, was aller-
dings selten der Fall ist, die genauen Zahlen des
zur Herstellung dieser Mischung benützten Oeles
bekannt, so kann die Zusatzmenge vollständig
genau aus den Zahlen berechnet werden. Sind
die Zahlen des verwendeten Leinöls jedoch nicht
bekannt, so wird die Berechnung, da ja die Ver-
seifungszahl des Leinöls zwischen 190 und 19$
schwankt, nur annähernde Werte ergeben, welche
 
Annotationen