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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 9
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Täuber, Ernst: Bericht über die Tätigkeit im chemischen Laboratorium der königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste, [3]
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Berger, Ernst: Neue Malerfarben, [5]: II. Bössenroths Tempera
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0039

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Nr 9.

Münchner kunsttechnische Blätter.

35

Nebenbei wurde die Beobachtung gemacht,
dass auf Zinkbiech und auf Gias Anstriche mit
Zinkweiss den Einflüssen der Witterung im Freien
weit besser Widerstand ieisten ais Anstriche mit
Bieiweiss, während sich auf Weissbiech und auf
Schwarzblech solche Unterschiede nicht erkennen
Hessen.
Ueber weitere Versuche, die andere Fragen
betreffen, die aber noch nicht zum Abschluss
gelangt sind, soll später im Zusammenhang be-
richtet werden.
Neue Malerfarben:
II. Bössenroths Tempera.
(Fortsetzung.)
Eine ganze Reihe von gutachtlichen Aeusse-
rungen über Bössenroths Tempera liegen uns
vor, die teils durch Herrn Bössenroth veranlasst
wurden, teils aus Zuschriften an ihn selbst ent-
nommen sind; sie stammen aus verschiedenen
Zeitperioden von 1904 bis 1906. Darunter be-
finden sich Zuschriften unserer ersten Künstler
wie Prof. Hans Thoma und H. von Volkmann
(in Karlsruhe), Prof. L. von Zumbusch (Mün-
chen) u. a.
Prof. Ludwig von Hofmann (Weimar,
datiert 15. Januar 1906) schreibt:
„Mit grosser Freude beantworte ich Ihre
Frage, ob ich mit Ihrem Material zufrieden bin,
in bejahendem Sinne. Die Farben sind in
ihrem Schmelz, in der Leuchtkraft, in der Ge-
schmeidigkeit mir ausserordentlich sympathisch
und ich werde gewiss nicht unterlassen, wo ich
Gelegenheit habe, das Material zu empfehlen.
Ich habe bis jetzt mit der reinen Tempera
und Wasser gearbeitet und bin gut damit
vorwärts gekommen, besonders, wenn es ge-
lingt, den Ton ziemlich voll gleich so aufzu-
setzen, wie er bleiben soll. Denn bei Ueber-
malungen, namentlich im Fleisch, ist der Um-
stand noch recht hinderlich, dass der neue Ton
zunächst dunkel steht, so lange er nass ist;
ob er aber genau in der gewünschten Valeur
auftrocknet, ergibt sich erst nach einiger Zeit.
Ich erwähnte diese Schwierigkeit schon in
einem früheren Brief, glaube aber, dass man
dazu kommen kann, durch Gewöhnung an diese
Eigenschaft der Tempera, schliesslich auch bei
Uebermalungen mit Sicherheit den richtigen
Ton zu mischen.
Ob ich zu einer Uebermalung mit Oel-
farben genötigt sein werde, kann ich jetzt noch
nicht bestimmen. Aber ein Versuch mit einem
von Ihnen hergestellten matten Malmittel für
Oelfarben wird mich jedenfalls interessieren."
In einer weiteren Zuschrift spricht Ludwig
v. Hofmann seine Zufriedenheit mit der von

A. Schutzmann gelieferten Bössenroth-Lein-
wand aus.
Max Kuschel (München) erklärt die Tem-
perafarbe für ganz vorzüglich: sowohl in bezug
auf Anwendung als auf Haltbarkeit und Leucht-
kraft. Für sehr praktisch und empfehlenswert
hält er auch den „Emulsionsgrund". In einem
weiteren Schreiben (aus Hamburg, Juni 1906)
heisst es:
„So manche Grundierung von Malleinen
ich schon versucht habe, auch teilweise zu
meiner Zufriedenheit, so stellt doch Ihr Tem-
pera-Emulsionsgrund alles auf diesem Ge-
biete von mir versuchte in den Schatten. —
Der Kreidegrund ist ja gewiss gut, und war
wohl das Beste, was wir bis jetzt hatten; aber
zu diesem gehört unbedingt eine sogenannte
Untermalung oder ein vorheriges Grundieren
mit Oelfarbe. — Eine Primamalerei ist so gut
wie ausgeschlossen.
Hingegen bei Ihrem Emulsionsgrund ist
ein Untermalen durchaus nicht nötig.
Ich male ja seit bald ein paar Jahren auf
Ihrem Malgrund und wenn es nur irgend mög-
lich ist, prima, obgleich auch das Oel teil-
weise aufgesogen wird, so bleibt die Farbe als
solche doch farbig stehen. Ich finde, dass
darin der grösste Vorzug liegt, den wir haben
können. —
Ausserdem ist das Malen auf Ihrem Grund
nicht stumpf und schwerfällig, wie beim Kreide-
grund, sondern weich und geschmeidig lässt
sich die Farbe aufsetzen.
Auch selbst das Präparieren der Leinwand
ist das einfachste, was wir bis jetzt hatten.
Man spannt das Leinen auf, feuchtet es gut
mit Wasser an und streicht den fertigen Grund
so darüber, dass er gut deckt. Man stellt sich
auf diese Weise eine verhältnismässig preis-
würdige und ausserdem eine vorzügliche Lein-
wand her.
Ich freue mich, dass wir Ihren Malgrund
haben und habe ich ihn empfohlen, wo ich
konnte und stets zur vollen Zufriedenheit der
Kollegen."
Maler Karl Kayser-Eichberg (Steglitz)
schreibt:
„Nachdem ich bereits ein Jahr lang Ver-
suche mit Bössenroth-Tempera gemacht habe,
kann ich mir es nicht versagen, derselben
meine vollste Anerkennung auszusprechen. Die
klare Schönheit des Tones, sowie die weite
Tragfähigkeit der Farben sind schätzenswerte
Vorzüge, die besonders bei der gefirnissten
Tempera zur Geltung kommen.
Die Schwierigkeiten, die sich anfänglich
einstellten, zumeist, wenn es sich darum han-
delt, ein bereits gefirnisstes Bild in Tempera
 
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