Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

DOI issue:
Nr. 7
DOI article:
Täuber, Ernst: Bericht über die Tätigkeit im chemischen Laboratorium der Königl. akademischen Hochschule für die bildenden Künste
DOI article:
Lechner, Ferdinand: In Angelegenheit der Behrendt-Farben
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0030

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
26

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. y.

zeigte sich, dass die Harze, deren Lösung in flüch-
tigen Lösungsmitteln die üblichen Gemäldelacke
darstellen, nämlich Damar und Mastix, ebenso auch
Kopal, selbst in dünnen Schichten das Bleiweiss voll-
ständig gegen Schwefelwasserstoff schützen, während
Oele, oder ölreiche Mischungen, auch die gekoch-
ten Oele, also die echten Firnisse nur in geringem
Masse eine schützende Wirkung ausüben, was ja
übrigens hinlänglich bekannt ist, da sonst Bleiweiss
in Oel eben nicht durch Schwefelwasserstoff ge-
schwärzt werden würde. Nebenbei wurde auch noch
festgestellt, dass Wachs, selbst in ganz dünnen Schich-
ten, sehr vollständig schützt, während der ebenfalls
untersuchte Zaponlack den Schwefelwasserstoff fast
ungehindert hindurchlässt. Mischungen von Harzen
und Oelen stehen bezüglich ihrer schützenden Wir-
kung in der Mitte zwischen ihren Bestandteilen; je
mehr Oel die Mischung enthält, desto unvollstän-
diger ist ihre Wirkung.
Schon von anderer Seite ist festgestellt worden,
dass die durch Schwefelwasserstoff hervorgerufene
Schwärzung des Bleiweiss durch das Licht wieder
zurückgeht. Diese Beobachtung wurde einer Nach-
prüfung unterworfen, wobei sich zeigte, dass die
bleichende Wirkung des Lichtes sogar durch die
Lackschicht hindurch in ausgesprochendster Weise
stattfindet, ja selbst ganz fest aufgepresste Deck-
gläschen setzten der Wirkung des Lichtes keinen
bemerkenswerten Widerstand entgegen. Aus diesen
Versuchen, die an anderer Stelle*) näher beschrieben
sind, geht also hervor, dass Schwefelwasserstoff für
Bleiweiss in der Oelmalerei in praxi keine Gefahr
darstellt; denn erstens wird er überhaupt durch den
Lack in der Regel von der Farbe ferngehalten, und
sollte er wirklich einmal bis zu der Farbschicht Vor-
dringen, weil der Lack eine fehlerhafte Zusammen-
setzung besitzt oder weil er den Zusammenhang ver-
loren hat, so wird das Licht seinen ungünstigen Ein-
fluss bald wieder wett machen.
Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit noch, dass
auch freier Schwefel auf Bleiweiss unter den Bedin-
gungen, die bei der Oelmalerei in Betracht kommen,
keinen Einfluss ausübt. Diese Tatsache ist deswegen
von praktischem Interesse, weil es wohl Vorkommen
kann, dass Kadmium oder Zinnober kleine Mengen
freien Schwefels enthalten, die somit ihrer Anwendung
in Mischung mit Bleiweiss keine Schranken setzen.
Die schon in dem vorigen Bericht kurz berührte
Frage, unter welchen Bedingungen die gefürchteten
Risse in Oelbildern entstehen, wurde einer syste-
matischen Prüfung unterworfen. Es wurden 41 Far-
ben in den Kreis der Untersuchung gezogen, deren
jede in ziemlich dicker Schicht in Form eines breiten
Streifens mit dem Pinsel auf Malleinwand aufge-
tragen wurde. Auf jeden dieser Streifen wurden
dann wieder alle 4 t Farben nebeneinander mit dem

*) Siehe auch „Münchner kunsttechn. Blätter" Nr. 1 des
laufenden Jahrgangs.

Finger aufgerieben, und zwar je zwei bis dreimal,
nämlich das erstemal unmittelbar, nachdem die be-
treffende Grundfarbe so weit getrocknet war, dass
sie an den ziemlich leicht aufgelegten Finger nichts
mehr abgab, das zweitemal ein bis drei Monate
später, je nachdem die Grundfarbe leicht oder schwer
trocknend war, und ein drittes Mal nach Verlauf von
weiteren acht Monaten, also zu einer Zeit, zu der
auf ein vollständiges Durchtrocknen der Grundfarbe
gerechnet werden konnte. Der dritte Auftrag wurde
nur in den Fällen ausgeführt, in denen die beiden
ersten Aufträge inzwischen Risse erhalten hatten.
Als Malgrund war eine präparierte Leinwand ge-
wählt worden, die erfahrungsgemäss die Entstehung
von Rissen in den Farben begünstigt, nämlich eine
ziemlich glatte und nicht saugende.
(Fortsetzung folgt.)
In Angelegenheit der Behrendt-
Farben.
An die Schriftleitung der „Werkstatt der Kunst"
ist folgende Zuschrift gelangt:
Sehr geehrter Herr!
Sie haben in den der „Werkstatt der Kunst"
beigegebenen „Münchner kunsttechnischen Blätter"
Nr. 4 vom r 2. November er. die Bitte ausgesprochen,
Erfahrungen u. s. w. der Kollegen mit neuen Maler-
farben Ihnen zur Verfügung zu stellen; infolgedessen
erlaube ich mir, Ihnen folgendes zu unterbreiten
bezüglich der von dem Herrn Kunstmaler Behrendt
seit einigen Jahren in den Handel gebrachten
„reinen Oelfarben".
Da ich selbst vor Jahren eine Tempera („Lech-
ner'sche Oeltempera") durch die Firma Dr. Schön-
feld Düsseldorf in die Oeffentlichkeit gebracht habe,
welches Material mehr oder weniger Beifall gefun-
den hat, so interessiert mich jedes neue Malmaterial,
was mich veranlasste, auch mit den Behrendt'schen
Oelfarben zu arbeiten.
Was mich zunächst frappierte, war eine gewisse
Leichtigkeit des Gewichts der einzelnen Tuben, wie
z. B. Kremserweiss, Zinnober im Gegensatz solcher
der Firmen Moewes oder Schoenfeld, die ich sonst
benutzte; ferner der sehr langsame Trockenprozess
der aufgetragenen Farben und das relativ grosse
Quantum Farbe, welches man beim Malen ver-
brauchen musste, um Deckfähigkeit zu erzielen.
Gelegentlich einer Unterhaltung hierüber mit
einem hiesigen Kunstmaterialienhändler zeigte mir
dieser erstens eine in Dresden von dem Gerichts-
chemiker Dr. Hefelmann vorgenommene Analyse
einiger „Behrendt-Farben", nach der das Kadmium-
gelb 66^/3 °/o, Chromoxydgrün 40^/0, Kobaltbau
45 "/o Kokosfett (Palmin) enthalten sollten; zweitens
legte er mir eine von Herrn Behrendt selbst ver-
öffentlichte Analyse der Versuchsanstalt der Kgl.
Technischen Hochschule in München vor, nach der
 
Annotationen