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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 20
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Buchner, Georg: Ueber die Untersuchung der Oelfarben auf die Art und Menge der Bindemittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0081

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KOMSTIKRHISCK
MTFR

Manchen, 24.JÜ&1 1907.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst " (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint t4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IH.Jahrg. Nr. 20.

Inhait: Ueber die Untersuchung der Oeifarben auf die Art und Menge der Bindemitte]. Von Georg Büchner-
München. — Hubert v. Herkomer über Radierkunst. Von Helen Zimmern. (Schluss.) — Das Ver-
meiden des Abfallens der Farben bei der Pastellmalerei. Von Arthur Ratzka-Berlin.

Ueber die Untersuchung der Oeifarben auf die Art und Menge der Bindemittel.
Von Georg Büchner, Chemiker in München.

In letzter Zeit ist durch die Behrendtsche
Angelegenheit (s. Münch, kunsttechn. Blätter 190/,
Nr. 7, S. 26 f.) die Aufmerksamkeit der Leser
dieses Blattes auf die Untersuchung der Oelfarben-
Bindemittel gelenkt worden, insbesondere, da
die Analysen angeblich derselben Farben in dieser
Richtung von verschiedenen namhaften Chemikern
ausgeführt, grosse Differenzen der Ergebnisse
aufweisen. Es wird daher die Leser dieser Blätter
interessieren, etwas über die Art und Weise zu
erfahren, nach welcher der Chemiker die Oeifarben
hinsichtlich ihrer Bindemittel untersucht und inwie-
weit nach dem Standpunkte unserer gegenwärtigen
Kenntnisse, Hilfsmittel und Arbeitsmethoden sich
bei diesen Untersuchungen zuverlässige Resultate
erreichen lassen. Zugleich wird man die Schwierig-
keit dieser Untersuchungen, welche zumeist von
den Laien sehr unterschätzt wird, ermessen können.
Bei den Bindemitteln für Oelmalerei handelt cs
sich hauptsächlich um trocknende Oele, ins-
besondere Leinöl, Mohnöl oder Nussöl, welchen
geringe Mengen anderer Körper beigemischt sind.
Hierzu gehören animalische Wachsarten, wie z. B.
Bienenwachs, Paraffine (Paraffin, Ceresin), Harze,
wie z. B. Kolofonium, Mastix, Sandarac, Elemi usw.,
ätherischeOele,wiez.B.T erpentinöl, Lavendelöl,
Copaivaöl u. dgi., sowie Balsame, das sind
natürliche Lösungen von Harzen in ätherischen
Oelen, wie z. B. Terpentin, Copaivabalsam usw.
Bei der Untersuchung der Oeifarben hin-
sichtlich der vorhandenen Bindemittel kommt also
in Betracht:
I- Isolierung und Bestimmung der
flüchtigen Anteile des Bindemittels, also
ätherische Oele, z. B. Terpentinöl oder
Lavendelöl u. dg!.;

2. Trennung der Bindemittel vom Farb-
körper und Mengenbestimmung der nicht-
flüchtigen Bestandteile.
ß. Untersuchung und Trennung der Be-
standteile des nichtflüchtigen Bindemittels
bezw. Bindemittelgemisches, z. B. Mohnöl,
Wachs, Harz usw.
I. Isolierung und Bestimmung der
flüchtigen Bestandteile: Hierzu wird vor allem
eine bestimmte Menge der Oelfarbe in einem
gewogenen Porzellanschälchen auf dem Wasserbad
einige Stunden unter öfterem Rühren erwärmt.
Es wird konstatiert, ob hierbei ein charakteristischer
Geruch nach flüchtigen ätherischen Oelen auftritt
oder nicht, und weiters, ob das Gewicht der
Farbe gleichbleibt oder abnimmt. In ersterem
Falle sind flüchtige Bestandteile ausgeschlossen,
in letzterem Falle sind solche zugegen. Es wird
dann auf dem Wasserbad erwärmt bis das Gewicht
nicht mehr abnimmt, also Gewichtskonstanz erreicht
ist. Aus der Gewichtsdifferenz der Farbe vor
und nach dem Erhitzen kann die Menge der
flüchtigen Bestandteile, z. B. Terpentinöl sehr
annähernd genau fcstgestellt werden. Um die
Natur des flüchtigen Oclcs festzustellen, dasselbe
zu identifizieren und zugleich eine Kontrolle der
ersten Bestimmung auszuführen, wird eine bestimmte
Menge der Oelfarbe in einem Destillationsapparat
im Wasserdampfstrom erhitzt und so das flüchtige
Produkt von den nichtflüchtigen Bestandteilen
getrennt, indem dasselbe in einem graduierten
Messzylinder aufgefangen wird. Dasselbe wird
dann von dem mit überdestilliertem Wasser
getrennt und durch Bestimmung des spezifischen
Gewichtes, der Farbe, Geruch und chemischen
Reaktionen näher identifiziert.
 
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