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Münchner kunsttechnische Biätter.
Nr. !7-
IOO Tei!e trocken Kadmium mit 2^^ Wachs
erfordern 50 Teile Oel.
IOO Teiie trocken Kadmium mit 4% Wachs
erfordern 80 Teile Oel.
IOO Teile trocken Kadmium mit 6°^ Wachs
erfordern $0 Teile Oel.
IOO Teile trocken Kadmium mit lO°/„ Wachs
erfordern 110 Teile Oel.
Auch auf den Trockenprozess hat der Wachs-
zusatz selbstverständlich Einfluss; da mit dem
Wachszusatz eine Zunahme der Bindemittel be-
dingt ist, so wird durch den vermehrten Wachs-
zusatz auch eine Verlangsamung des Trocken-
prozesses hervorgerufen, c
Horadam fordert den Wachszusatz bei Her-
stellung der Bindemittel für Oelfarben auf ein
bestimmtes Minimalmass festzusetzen. Ich glaube,
es dürfte von Wert sein, aufs neue auf die An-
gaben von Horadam hinzuweisen. Ich meinerseits
hege aus zwei Gründen Bedenken, den trocknen-
den Oelen, welche als Bindemittel für Oelfarben
verwendet werden, Bienenwachs zuzusetzen.
1. Das Bienenwachs besitzt einen sehr hohen
Ausdehnungskoeffizienten, d. h. es dehnt sich in
der Wärme ganz ausserordentlich aus, vergrössert
sein Volumen im Gegensatz zu anderen Körpern
sehr bedeutend, um beim Erkalten sein Volumen
ebensosehr zu verringern. In der Praxis wird das
das »Arbeitern eines Körpers genannt, d. h. das
Wachs arbeitet in der Mischung. Nach Dr. O. Kleiu-
stück (»Chem. Ztg.c 1890, S. 1303) ist der Aus-
dehnungskoeffizient des Bienenwachses (ebenso des
Japantalges, der gewöhnlich fälschlich Japanwachs
genannt wird) sehr bedeutend und grösser als der
des Wassers. Ein Stab aus Bienenwachs von
t/g m Länge abwechselnd der Winterkälte und
der Zimmertemperatur ausgesetzt, ändert sein
Volumen um mehrere Millimeter. Ein Stab aus
Bienenwachs 623 mm lang dehnte sich bei einem
Versuch beim Erwärmen von —6° auf -(-22° C
um reichlich 3 mm aus.
2. Halte ich die freien Säuren des Bienen-
wachses (dasselbe enthält ca. 14"/,, freie Cerotin-
säure) nicht vollständig unbedenklich, indem die-
selbe mit manchen oxydischen Farben, z. B. Zinkoxyd,
Verbindungen eingeht unter Bildung harter Körper,
welche für das Reissen und Springen dieser Oel-
farben nicht bedeutungslos sind. Ich würde
Vorschlägen, an Stelle des Bienenwachses die
höheren Paraffine, und zwar die im Handel unter
dem Namen Ceresin befindlichen gereinigten Ozo-
keritparaffine anzuwenden. Das Ceresin ist eine
vollständig neutrale Substanz, keinerlei Verän-
derungen ausgesetzt, ohne jede Einwirkung auf
die Farben und so zum Ersatz des Bienenwachses
ein vorzügliches Material. Auch für Münzkabinette
u. dgl., Metallfärbungsanstalten ist es von Vorteil,
zum Einwachsen der Medaillen, insbesondere der-
jenigen, welchen durch oberflächliche Bildung
einer Kupferoxydulschicht eine braunrote Färbung
gegeben wurde, an Stelle des Bienenwachses das
Ceresin zu verwenden. Durch die freie Cerotinsäure
des Bienenwachses entstehen auf diesen Medaillen,
welche eine hautdünne Schicht Kupferoxydul auf
der Oberfläche besitzen, fast immer Flecken und
Farbenveränderungen, während, wie die Erfahrung
gelehrt hat, dieses durch einen Ueberzug mit
Ceresin nicht der Fall ist.
Meines Erachtens ist es für die Oelmalerei
von grundlegender Wichtigkeit, dass nur Binde-
mittelgemische verwendet werden, deren Bestand-
teile nahezu den gleichen Ausdehnungskoeffizienten
haben. Wenn Körper vorhanden sind, wie z. B.
Bienenwachs, welche sich in der Wärme viel
stärker ausdehnen, in der Kälte umgekehrt viel
stärker zusammenziehen als die feste Linoxynhaut,
so muss ein Reissen eintreten. Ebenso wichtig ist
es ja, nur Schichten von annähernd dem gleichen
Ausdehnungskoeffizienten aufeinander zu malen und
nicht Schichten von verschiedenem Ausdehnungs-
vermögen übereinander zu setzen, da sonst ein
Springen und Reissen unbedingt eintreten muss.
Lichtempfindliches Zinkweiss.
Der »Frankf.Ztg.« wirdausOldenburgberichtet: Mit
einer eigentümlichen Entdeckung, die der Hoftheater-
maler Mohrmann durch einen Zufall gemacht hat, be-
schäftigte sich der hiesige Naturwissenschaftliche Verein
in seiner letzten Sitzung. Herr Mohrmann hatte in seinem
Atelier verschiedene Gegenstände mit amerikanischem
Zinkweiss streichen lassen. Er liess diese Sachen dann
im hellen Sonnenlichte stehen. Als er einige Stunden
später wieder in sein Atelier kam, hatten sie eine
graubraune Färbung angenommen. Er glaubte zunächst,
einer seiner Gehilfen hätte mit dunklerer Farbe einen
zweiten Anstrich gemacht. Zu seinem Erstaunen verlor
sich im Verlauf einiger weiterer Stunden die dunklere
Färbung aber vollständig; die Farbe wurde wieder
völlig klar und weiss und veränderte sich nun auch
nicht wieder. Herr Mohrmann strich darauf Pappstücke
mit derselben Farbe an und machte wieder die gleiche
Erfahrung damit. Dadurch neugierig gemacht, experi-
mentierte er jetzt mit der Farbe weiter. Er bestrich
eine Pappfiäche damit und legte auf den frischen An-
strich eine Schablone. Kurze Zeit darauf, bevor sich
die Farbe auch nur im geringsten verändert hatte,
nahm er die Schablone wieder herunter und setzte die
Tafel dem hellen Sonnenlicht aus. Jetzt trat merk-
würdigerweise die Zeichnung der Schablone immer
deutlicher darauf hervor, bis sie allmählich wieder
verschwand. Auf eine andere bestrichene Tafel legte
Herr Mohrmann eine photographische Platte, deren
Bild wie auf dem besten lichtempfindlichen Papier auf
der Farbe hervortrat. Er teilte diese Beobachtungen
nunmehr dem Vorsitzenden des Naturwissenschaftlichen
Vereins, Dr. v. Buttel, mit, der sich durch eigene Ex-
perimente mit dem Zinkweiss von der Richtigkeit der
Angaben überzeugte, aber ebensowenig wie die anderen
Teilnehmer der Vereinssitzung eine annehmbare Er-
klärung dafür finden konnte. Dr. v. Buttel hat einer
Anzahl Fachgelehrten Proben von der Farbe zugehen
lassen, ihr Urteil über die eigentümlichen Lichtwirkungen
steht aber noch aus.
Münchner kunsttechnische Biätter.
Nr. !7-
IOO Tei!e trocken Kadmium mit 2^^ Wachs
erfordern 50 Teile Oel.
IOO Teiie trocken Kadmium mit 4% Wachs
erfordern 80 Teile Oel.
IOO Teile trocken Kadmium mit 6°^ Wachs
erfordern $0 Teile Oel.
IOO Teile trocken Kadmium mit lO°/„ Wachs
erfordern 110 Teile Oel.
Auch auf den Trockenprozess hat der Wachs-
zusatz selbstverständlich Einfluss; da mit dem
Wachszusatz eine Zunahme der Bindemittel be-
dingt ist, so wird durch den vermehrten Wachs-
zusatz auch eine Verlangsamung des Trocken-
prozesses hervorgerufen, c
Horadam fordert den Wachszusatz bei Her-
stellung der Bindemittel für Oelfarben auf ein
bestimmtes Minimalmass festzusetzen. Ich glaube,
es dürfte von Wert sein, aufs neue auf die An-
gaben von Horadam hinzuweisen. Ich meinerseits
hege aus zwei Gründen Bedenken, den trocknen-
den Oelen, welche als Bindemittel für Oelfarben
verwendet werden, Bienenwachs zuzusetzen.
1. Das Bienenwachs besitzt einen sehr hohen
Ausdehnungskoeffizienten, d. h. es dehnt sich in
der Wärme ganz ausserordentlich aus, vergrössert
sein Volumen im Gegensatz zu anderen Körpern
sehr bedeutend, um beim Erkalten sein Volumen
ebensosehr zu verringern. In der Praxis wird das
das »Arbeitern eines Körpers genannt, d. h. das
Wachs arbeitet in der Mischung. Nach Dr. O. Kleiu-
stück (»Chem. Ztg.c 1890, S. 1303) ist der Aus-
dehnungskoeffizient des Bienenwachses (ebenso des
Japantalges, der gewöhnlich fälschlich Japanwachs
genannt wird) sehr bedeutend und grösser als der
des Wassers. Ein Stab aus Bienenwachs von
t/g m Länge abwechselnd der Winterkälte und
der Zimmertemperatur ausgesetzt, ändert sein
Volumen um mehrere Millimeter. Ein Stab aus
Bienenwachs 623 mm lang dehnte sich bei einem
Versuch beim Erwärmen von —6° auf -(-22° C
um reichlich 3 mm aus.
2. Halte ich die freien Säuren des Bienen-
wachses (dasselbe enthält ca. 14"/,, freie Cerotin-
säure) nicht vollständig unbedenklich, indem die-
selbe mit manchen oxydischen Farben, z. B. Zinkoxyd,
Verbindungen eingeht unter Bildung harter Körper,
welche für das Reissen und Springen dieser Oel-
farben nicht bedeutungslos sind. Ich würde
Vorschlägen, an Stelle des Bienenwachses die
höheren Paraffine, und zwar die im Handel unter
dem Namen Ceresin befindlichen gereinigten Ozo-
keritparaffine anzuwenden. Das Ceresin ist eine
vollständig neutrale Substanz, keinerlei Verän-
derungen ausgesetzt, ohne jede Einwirkung auf
die Farben und so zum Ersatz des Bienenwachses
ein vorzügliches Material. Auch für Münzkabinette
u. dgl., Metallfärbungsanstalten ist es von Vorteil,
zum Einwachsen der Medaillen, insbesondere der-
jenigen, welchen durch oberflächliche Bildung
einer Kupferoxydulschicht eine braunrote Färbung
gegeben wurde, an Stelle des Bienenwachses das
Ceresin zu verwenden. Durch die freie Cerotinsäure
des Bienenwachses entstehen auf diesen Medaillen,
welche eine hautdünne Schicht Kupferoxydul auf
der Oberfläche besitzen, fast immer Flecken und
Farbenveränderungen, während, wie die Erfahrung
gelehrt hat, dieses durch einen Ueberzug mit
Ceresin nicht der Fall ist.
Meines Erachtens ist es für die Oelmalerei
von grundlegender Wichtigkeit, dass nur Binde-
mittelgemische verwendet werden, deren Bestand-
teile nahezu den gleichen Ausdehnungskoeffizienten
haben. Wenn Körper vorhanden sind, wie z. B.
Bienenwachs, welche sich in der Wärme viel
stärker ausdehnen, in der Kälte umgekehrt viel
stärker zusammenziehen als die feste Linoxynhaut,
so muss ein Reissen eintreten. Ebenso wichtig ist
es ja, nur Schichten von annähernd dem gleichen
Ausdehnungskoeffizienten aufeinander zu malen und
nicht Schichten von verschiedenem Ausdehnungs-
vermögen übereinander zu setzen, da sonst ein
Springen und Reissen unbedingt eintreten muss.
Lichtempfindliches Zinkweiss.
Der »Frankf.Ztg.« wirdausOldenburgberichtet: Mit
einer eigentümlichen Entdeckung, die der Hoftheater-
maler Mohrmann durch einen Zufall gemacht hat, be-
schäftigte sich der hiesige Naturwissenschaftliche Verein
in seiner letzten Sitzung. Herr Mohrmann hatte in seinem
Atelier verschiedene Gegenstände mit amerikanischem
Zinkweiss streichen lassen. Er liess diese Sachen dann
im hellen Sonnenlichte stehen. Als er einige Stunden
später wieder in sein Atelier kam, hatten sie eine
graubraune Färbung angenommen. Er glaubte zunächst,
einer seiner Gehilfen hätte mit dunklerer Farbe einen
zweiten Anstrich gemacht. Zu seinem Erstaunen verlor
sich im Verlauf einiger weiterer Stunden die dunklere
Färbung aber vollständig; die Farbe wurde wieder
völlig klar und weiss und veränderte sich nun auch
nicht wieder. Herr Mohrmann strich darauf Pappstücke
mit derselben Farbe an und machte wieder die gleiche
Erfahrung damit. Dadurch neugierig gemacht, experi-
mentierte er jetzt mit der Farbe weiter. Er bestrich
eine Pappfiäche damit und legte auf den frischen An-
strich eine Schablone. Kurze Zeit darauf, bevor sich
die Farbe auch nur im geringsten verändert hatte,
nahm er die Schablone wieder herunter und setzte die
Tafel dem hellen Sonnenlicht aus. Jetzt trat merk-
würdigerweise die Zeichnung der Schablone immer
deutlicher darauf hervor, bis sie allmählich wieder
verschwand. Auf eine andere bestrichene Tafel legte
Herr Mohrmann eine photographische Platte, deren
Bild wie auf dem besten lichtempfindlichen Papier auf
der Farbe hervortrat. Er teilte diese Beobachtungen
nunmehr dem Vorsitzenden des Naturwissenschaftlichen
Vereins, Dr. v. Buttel, mit, der sich durch eigene Ex-
perimente mit dem Zinkweiss von der Richtigkeit der
Angaben überzeugte, aber ebensowenig wie die anderen
Teilnehmer der Vereinssitzung eine annehmbare Er-
klärung dafür finden konnte. Dr. v. Buttel hat einer
Anzahl Fachgelehrten Proben von der Farbe zugehen
lassen, ihr Urteil über die eigentümlichen Lichtwirkungen
steht aber noch aus.