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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 21
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Schönberg, ...: Allerlei
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Mitteilung der Redaktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0088

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 21.

gehen lassen. Man schlägt alles zusammen, ent-
weder mit einer Federpose oder mit einem silbernen
Löffel, bis fast alles zu Schaum geworden ist.
Ehe man das Eiweiss schlägt, nimmt man
einen nassen Schwamm, presst ihn aus, trocknet
ihn in Leinwand, so dass er die erforderliche
Nässe und die gehörige Weichheit hat.
Den so zubereiteten Schwamm tunkt man
in den Schaum und fährt damit geschwind und
nach einer Richtung über die ganze Oberfläche
des Gemäldes, ohne öfter als zweimal eine und
ebendieselbe Stelle zu übergehen. Hierauf lässt
man ihn trocknen, welches nach Verlauf von
g — IO Minuten geschieht."
Weiter erwähnt Bouvier, dass der Schaum
Blasen zurücklässt, die aber beim Trocknen
schwinden und rät an, die Leinwand mit dem
Schwamme nur leicht zu übergehen, eine Stelle
nicht mehr als zweimal zu berühren und den
Firnis nicht zu dick aufzutragen, da er sonst die
Poren verstopfe und das Austrocknen des Ge-
mäldes verhindere.
Wenn man im Sommer firnisst, rät er von
dem Zuckerkandzusatz ab, da derselbe ein Magnet
für die Fliegen sei, welche mit ihren Relikten
bekanntlich die besten Sachen verderben.
Das Gemälde muss öfter mit dem Schwamme
gereinigt, und das Verfahren wiederholt werden.
Dieser Eiweissfirnis eignet sich aber nur für
frische Bilder und ersetzt auf die Dauer den Mastix-
firnis keineswegs.
Hierbei möchte ich bemerken, dass der Damar-
hrnis auch durchaus verwendbar ist. Jedoch ist
es nötig, bei dessen Gebrauch einige Vorsicht
walten zu lassen. Wenn mau ihn zu dick auf-
trägt, wird er sehr bald milchig und das wieder-
holt sich, auch wenn man mit Petroleum den
Uebelstand beseitigt haben sollte. Der Auftrag
muss nur mit stark durch Terpentinöl verdünntem
Firnis geschehen, was voraussetzt, dass das Ge-
mälde gut ausgetrocknet ist. Wenn man hingegen
Damarlack als Zusatz zum Malmittel verwendet,
tritt dieser Uebelstand nicht ein.
Es ist ein viel verbreiteter Irrtum, dass die
grundierte Leinwand sich beim Feuchtwerden zu-
sammenziche und beim Trockenwerden wieder
ausdehne. Gerade das Umgekehrte ist der Fall,
wie ich im vorigen Sommer auf meiner Veranda
wahrzunehmen oft die Gelegenheit hatte.
Anders ist es, wenn man die rohe, d. h. un-
präparierte Leinwand mit heissem Leimwasser
tränkt. Da allerdings läuft sie stark eih und
dehnt sich beim Trockenwerden wieder etwas
aus, weshalb man die Leinwand auf den Keil-
rahmen nie zu fest spannen darf. Auch ist es
rätlich, die Nägel nicht ganz einzutreiben, damit
man sie leicht herausnehmen und die Leinwand
nachspannen kann.

Der Herr Maler G. Bakenhus beschäftigt sich
jetzt mit der Veränderung des Zinnobers und ich
wünsche ihm dazu den besten Erfolg im Interesse
der Künstler. Wie sich reiner Zinnober in Oel
an der Luft chemisch oder in der mechanischen
Lagerung der Moleküle verändern könne, ist nach
dem jetzigen Stande der Wissenschaft nicht recht
zu begreifen. Fest steht, dass der Naturzinnober
im ungeriebenen Zustande schwarz aussieht, und
dass sich der Zinnober im Reagensglas beim Zu-
sammenbringen von Schwefel und Ouecksilber
als schwarzes Pulver ansetzt, das durch Zerreiben
die rote Farbe annimmt. Eine Rückbildung ist
mir nicht bekannt.
Eine Zersetzung des Zinnobers tritt ein,
wenn man ihn mit Eisenfeilspänen im Reagens-
glas erhitzt, da der Schwefel eine grosse Affinität
zum Eisen besitzt, und mit diesem zusammen das
schwarze Schwefeleisen bildet, indem das Queck-
silber metallisch wird.
Wir haben nun sehr viele Farben, welche
Eisen enthalten. Alsda sind die Ocker, englisch
Rot, Caput mortuum, Berlinerblau u. a.
Mit diesen verlohnte es sich, Versuche an-
zustellen, da es auf die Dauer und bei warmer
Temperatur nicht ganz ausgeschlossen wäre, dass
in einem gewissen Umfange obiger chemische
Vorgang sich abspielte.
Zinnober mit hellem Caput mortuum gibt
z. B. ein sehr schönes, leuchtendes Rot, besonders
wenn Krapp hinzugesetzt wird, welcher natürlich
keinerlei bhemischen Einfluss hat. Es wäre im
höchsten Grade interessant und nützlich, wenn
darüber Klarheit geschaffen würde.
Eine Farbe, z. B. die Mennige oder Saturn-
rot, ist weit besser als ihr Ruf, wenn man sie
nicht mit Schwefel zusammenbringt.
Uebrigens müsste ich denken, dass die Ein-
bettung in Oel resp. Harz chemische Vorgänge
fast verhinderte, indessen sollte es mir sehr inter-
essant sein, wenn der Herr Maler G. Bakenhus
etwa Gegenteiliges fände.
Verfälschungen des Zinnobers kommen mit
Chromrot und Mennige vor, da allerdings kann
man sich nicht wundern, wenn er schwarz wird.
Mitteilung der Redaktion.
Alle für die „Münch, kunstt. Bl." bestimmten Zu-
sendungen bitte ich während der Sommermonate
nicht an meine Münchener Adresse, sondern an den
Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Querstr. :ß, ge-
langen zu lassen. Briefliche Anfragen werde ich, wie
dies in der letzten Zeit geschehen ist, im Interesse
des Fragestellers direkt beantworten, weil bis zur
Ausgabe der folgenden Nummer 2—3 Wochen ver-
gehen würden. E. Berger.
 
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