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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 19
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Ueber die Düsseldorfer Gemäldegalerie
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Veränderung von Zinnober
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0080

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76

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 19.

Handel gebracht zu haben, soviel mir bekannt
ist. Er hat den Zweck, den Oelfirnis des
Gemäldes von der Luft und vor allem auch
vom Schmutz und Staub abzuschliessen und zu
erhalten. Wird dieser wasserlösliche Firnis zu
sehr von Staub usw. bedeckt, so wird er ein-
fach mit dem Schwamm abgewaschen und neu
aufgetragen, so dass der Oelfirnis stets rein
und geschützt bleibt. Diese Mitteilung gebe
ich aber mit Vorbehalt, d. h. so, wie ich den
Zweck des Firnis verstanden habe. Herr Direktor
Hempel hat übrigens zwei Bilder aus dem
Jahre 1599, die ich besitze, vor vielleicht fünf
Jahren mit diesem Firnis versehen, und diese
haben sich seitdem vorzüglich erhalten."
Die Galerieverwaltung hat umgehend in einem
längeren Aufsatz gegen die Vorwürfe in der
„Düsseldorfer Ztg." vom 16. Febr. 190/ Stellung
genommen. Darin heisst es:
„Die Galerieverwaltung betrachtet es als eine
ihrer wichtigsten Aufgaben, der Erhaltung und Pflege
der ihr anvertrauten Kunstwerke unausgesetzte und
tätige Fürsorge zu widmen. In Gemeinschaft mit einer
aus Künstlern bestehenden Kommission, unter Zuziehung
von sachverständigen Gemälde-Restauratoren entschei-
det sie über die Anordnungen und Massnahmen im
Interesse der dauernden Erhaltung der Bilder. Dieser
Kommission ist es zu danken, dass im Laufe der Jahre
eine Reihe von Kunstwerken, die durch das Reissen
der Bildfläche mehr oder weniger beschädigt waren,
ihre ursprüngliche Frische wieder erhalten haben. Wir
greifen aus dieser Reihe heraus die Gemälde C. F. Lessings
(Landschaft mit Kriegsszene), Ludwig Knaus' (Die Karten-
spieler), H. Salentins (Dorfkirche) und weiterhin Land-
schaften von O. Achenbach und S. Jacobsen. Und so
darf man sich der Gewissheit hingeben, dass es der
Erfahrung und der Kunst Paul Preyers wie bisher ge-
lingen wird, auch die noch übrigen der Renovation
harrenden Bilder wieder in stand zu setzen. Wer die
durchaus trockenen, stetig in gleicher Temperatur ge-
haltenen Galerieräume kennt, wird sich der Erkenntnis
nicht verschliessen können, dass seitens der Galerie-
verwaltung, bezüglich dieses Teiles der Fürsorge für
die Kunstwerke das Nötige geschieht. Es dürfte also
als ausgeschlossen gelten, dass eine Veränderung der
Kunstwerke, wie sie hier vorliegt, durch die inneren
Verhältnisse der Galerieräumlichkeiten stattgefunden
hat. Das Reissen der Bilder, wie es auch in anderen
Galerien zu beobachten ist, kann die Folge der Technik
sein, sowie auch der nicht sachgemässen Verwendung
von Material.
Die Restaurationsarbeiten haben erfahrungsgemäss
erst dann zu beginnen, wenn das Reissen auf den Punkt
des Stillstandes angelangt ist, wie jeder Sachverständige
dies bestätigen wird. Somit wäre die Galerieverwaltung
wohl kaum in der Lage gewesen, dem ihr in dem er-
wähnten Artikel zuteil gewordenen guten Rate Folge
zu geben und sofort bei Sichtbarwerden der ersten
Risse auf dem Gebhardtschen Bilde die Restaurierung
anzusetzen. Tatsächlich ist das Bild der sorgsamsten
und genauesten Kontrolle unterworfen gewesen und der
Rat hervorragender Sachverständiger, darunter als erste
Autorität Professor Hauser-Berlin, zeitig eingeholt
worden.
Bei dem andern Gebhardtschen Bilde .Christus
und der reiche Jüngling' ist nunmehr der eben prä-
zisierte Stillstand des Reissens eingetreten und seit
einiger Zeit bereits dessen Restaurierung von der
Verwaltung beschlossen worden."

Was die Annahme betrifft, dass Restaurierungs-
arbeiten „erfahrungsgemäss" erst zu beginnen haben,
wenn das Reissen auf dem Punkt des Stiiistandes
angeiangt ist, so iässt sich darüber streiten.
JedenfaHs kommt es dabei auf die Veränderungen
der Bildoberfläche an, die sehr verschiedene Ur-
sache haben können. Es lässt sich deshalb von
der Ferne überhaupt nicht darüber urteilen, was
im gegebenen Falle zu machen oder zu unter-
lassen wäre.
Inzwischen hat sich auch die „Kunstchronik"
in Nr. 22 vom 19. April über die Sache informiert
und ist, wie wir gleich vermuteten, zu dem Schluss
gelangt, dass die Vorwürfe gegen die Galerieleitung
mindestens stark übertrieben waren. Die „Kunst-
chronik" schreibt:
„Düsseldorfer Kunsthalle. Bei einem kürz-
lichen Besuch in Düsseldorf haben wir uns davon
überzeugt, dass die Beschuldigungen, die in einem
rheinischen Blatt gegen die Leitung der Kunsthalle
erhoben werden und die einen baldigen Verfall vieler
wichtiger Bilder der Kunsthalle Voraussagen, zum min-
desten stark übertrieben sind. Richtig ist, dass Geb-
hardts Bild .Christus bei Nikodemus' Risse bekommen
hat und vom Künstler durch eine Wiederholung ersetzt
worden ist. (Uebrigens ist inzwischen das ursprüngliche
Exemplar sorgfältig repariert worden, so dass man bei
einfacher Betrachtung gegenwärtig gar keinen Schaden
mehr daran sieht. Es hängt jetzt bei Schulte in Düssel-
dorf zum Verkauf.) Dass aber die Beschädigung dieses
Bildes zu Lasten der Kunsthalle geht, ist in keiner
Weise anzunehmen. Ein anderes Bild der Düsseldorfer
Kunsthalle z. B. ist auch stark gesprungen gewesen und
jetzt wieder repariert, nämlich ,Die Kartenspieler' von
Knaus. Nun befindet sich aber im Leipziger Museum
eine Vorstudie zu diesem Bild und diese ist ebenfalls
stark gerissen. Daraus geht hervor, dass es nicht an
der Oertlichkeit oder Behandlung liegen kann, wenn
gerade dieses Bild Sprünge bekommen hat. Es ist
richtig, dass manche Bilder in der Galerie Sprung-
bildungen zeigen; man hat aber keineswegs den Ein-
druck, als wenn das in dieser Galerie stärker hervor-
träte als in allen anderen Galerien, und somit dürfte
also der Alarmruf, wie gesagt, ganz wesentlich über-
trieben sein."
Veränderung von Zinnober.
Herr Maler G. Bakenhus hat, wie er uns mit-
teilt (siehe auch die vorige Nummer S. 71), seit
einiger Zeit Versuche im Gange, um den Ursachen
auf den Grund zu kommen, woran es liegt, dass
Zinnober auf modernen Bildern leicht schwarz wird.
Um in den Besitz verschiedener Proben von Zinnober
zu gelangen, hat Herr Bakenhus uns ersucht, diese
Notiz in den „M. kunsttechn. Bl." zu veröffentlichen,
durch die die Herren Farbenfabrikanten und Farben-
händler höflichst gebeten werden, ihm Proben
von Zinnober (10 Gramm jeder Sorte genügen)
zukommen lassen zu wollen.
Die Sendungen werden erbeten an die Adresse
des Herrn G. Bakenhus, Kreyenbrück bei Olden-
burg i. Gr. Red. der „M. kunsttechn. Bl."
 
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