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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 15
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Hasse, F.: Zum Artikel "Ein neues Farbenmaterial"
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Einige Versuche mit Temperafarben und Beobachtungen über solche, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0061

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München, 15. ipril 1907.
Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.
IHJahrg. Nr. 15.

Inhalt: Zum Artikel „Ein neues Farbenmateriai". Von F. Hasse. — Einige Versuche mit Temperafarben und
Beobachtungen über soiche. Von Maier G. Bakenhus-Kreyenbrück. (Fortsetzung.) — Neue Maier-
farben. III. Gundermanns Tempera- und Rubensfarben. Von E. B. — Anfragen und Beantwortungen.

Zum Artikel
„Ein neues Farbenmaterial"
ist uns das folgende Schreiben zugegangen:
Sehr geehrter Herr!
Durch Veröffentlichung des Artikels „Ein
neues Farbenmaterial" von Herrn W. Schölermann
in Nr. 13 vom 18. März Ihrer geschätzten Zeit-
schrift laufen die Bestellungen auf Farben so
massenhaft ein, dass ich in Verlegenheit komme
die Kollegen immer abweisen zu müssen, auch
habe ich wirklich nicht die Zeit, die Briefe alle
zu beantworten. — Ich wäre Ihnen sehr verbunden,
wenn Sie in den redaktionellen Teil der „M. kunstt. Bl."
untenstehende Erklärung aufnehmen wollten:
„Die grosse Zahl der einlaufenden Anfragen
und Bestellungen auf das neue Farbenmaterial
veranlassen mich zu der Erklärung, dass durch
den Tod des Oberhofmarschalls v. Palizieux
die Formalitäten zur Uebergabe des Rechtes
auf Herstellung meiner Farben unter meiner
Leitung an die Grossherzogi. Kunstschule eine
Unterbrechung erfahren haben. Die Grossherzogi.
Regierung hat die nötigen Betriebsgelder noch
nicht zur Verfügung gestellt, weil die gegen-
seitigen Bedingungen demzufolge noch nicht
unterschrieben sind. Die Farben können also
vorläufig nicht im Handel erscheinen."
Mit vorzüglichster Hochachtung
F. Hasse, Kunstmaler.
Weimar, 24. März O/.
Einige Versuche mit Temperafarben
und Beobachtungen über solche.
(Fortsetzung.)
Dieser alte Malermeister bereitete sich
seine Tempera folgendermassen: „Man nehme

ein ganzes Ei, eine halbe Eierschale voll ge-
kochtes Leinöl, eine halbe Eierschale voll Essig,
quirle gut durcheinander und seihe die Masse
durch. Die Farben werden zuerst mit Wasser
angerieben und nachher die Tempera zugesetzt.
Um auf Oelfarbe zu malen, muss der Grund zu-
erst mit einer Zwiebel oder gereinigter Ochsen-
galle abgerieben werden." Mit solcher Tempera
gemalte Blumen auf Schränken haben sich 50 Jahre
sehr gut gehalten. Ich habe selber Versuche mit
solcher Tempera gemacht, die sich gut bewährten,
jedoch bin ich davon abgekommen, nur der Vor-
sicht halber. Da ich glaubte, das Eiweiss würde
den Farben schaden, nahm ich nur das Eigelb,
auch nahm ich weniger Essig, jedoch habe ich
später keinen merklichen Unterschied in der Er-
haltung wahrgenommen.
C. F. Prange schreibt 1838 in seinem An-
hang zu Bouviers Handbuch der Oelmalerei Seite
40$: „Es ist wunderbar, dass italienische und
deutsche Schriftsteller zwar der ä Tempera häufig
erwähnen, aber uns nicht nur in Ansehung der
Verfahrungsart und sonstiger Eigenschaften im
Dunkel und Unwissenheit lassen, sondern sogar
ein Rezept mitteilen, dessen Ingredienzien ver-
dächtig und nicht wohl anwendbar sind. Joachim
von Sandrart, der in der neueren Oelmalerei
und Zeichenkunst, sowie auch als Schriftsteller
grosse Verdienste hat, ist derjenige, der uns in
seiner Bau-, Bild- und Malerakademie die ä Tem-
pera auf folgende Art beschreibt. Er sagt, man
habe Tafeln und Mauern vermittelst des Leimes
mit Leinwand bezogen und darauf gemalt. Dieses
Bindemittel habe aus Eigelb bestanden und sei
mit zarten Feigenbaum-Aestlein geschlagen wor-
den. Es ist aber gar nicht wahrscheinlich, dass
das Gelbe des Eies, sondern vielmehr das Weisse
desselben, als ein im Altertum wohlbekannter
 
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