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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 11
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Berger, Ernst: Die Abteilung "Maltechnik" des Deutschen Museums in München
DOI Artikel:
Seeger, H.: Ein Beitrag zur Perspektive - aber ein praktischer!
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0047

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Nr.:!.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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Infolge wiederholter Besprechung mit dem
Museumsleiter, kgl. Baurat Dr. Osk. von Miller,
haben wir uns für ein kombiniertes Verfahren
entschieden: ebenso wie in der Abteiiung Spinnerei
neben den Spinnmaschinen die Gespinste oder
in der Abteiiung Druckverfahren neben Setz- und
Druckmaschinen die Abzüge und Drucke aufge-
stelit würden, sowohl Instrumente als auch Proben
von Malereien aller Zeiten und Länder in ge-
eigneter Weise aneinander zu reihen.
Dabei habe ich nicht verhehlt, dass wir über
einzelne Malarten verflossener Zeiten nur unge-
nügend unterrichtet sind, und da wir nur ver-
mutungsweise annehmen könnten, sie wären in
dieser oder jener Weise ausgeführt worden,
müsste auf Rekonstruktionsversuche zurückgegriffen
werden. Dieser Ausweg fand auch die vollste
Zustimmung von seiten des Herrn von Miller;
denn selbst in den Rekonstruktionen zeigten sich
die Fortschritte in der Erkenntnis und gerade
darin bestehe eine Hauptaufgabe des Museums, die
geistige Arbeit früherer Zeit zu sammeln, selbst
wenn sie durch spätere Forschungen und Ent-
deckungen überholt würden.
Ganz von selbst hat sich dann die Dreiteilung
als passend ergeben, und weil es die Uebersicht
wesentlich erleichtert, habe ich den zur Verfügung
stehenden, leider sehr knapp bemessenen Raum
in die Teile geteilt: I. Maltechnik des Altertums,
2. Mittelalterliche Maltechnik und 3. Techniken
der Neuzeit. Ueberdies hat es sich als zweck-
entsprechend erwiesen, zurDeutlichmachung der ge-
schichtlichen Entwicklung die Kollektion meiner vor
längerer Zeit angefertigten Malproben in der zeit-
lichen Reihenfolge aufzustellen. Dabei war beabsich-
tigt, neben der Technik verschiedener Zeiten auch
gleichzeitig die stilistische Darstellungsweise
von den alten Aegyptern angefangen bis herauf
zur Zeit des Rembrandt und der Niederländer zur
Anschauung zu bringen. Das rein Technische
lässt sich eben nicht gut anders darstellen, als
durch ausgeführte Proben, weil Mittel und Zweck
in steter Wechselwirkung miteinander gedacht
werden müssen. Diese „Versuchs-Kollektion"*)
nimmt fast den ganzen oberen Teil der drei Ab-
teilungen ein, während die unteren Teile zur Auf-
stellung der verschiedenen Objekte, Originalmale-
reien, Instrumente, Photographien usw. dienen.
Um dem Leser ein anschauliches Bild zu
geben, will ich hier in aller Kürze beschreiben,
was in der jetzigen provisorischen Aufstellung der
Abteilung „Maltechnik" geboten wird.

*) Diese Kollektion von etwa 100 die Stadien der
Arbeit zeigenden Kopien hatte ursprünglich den Zweck,
als Unterlage für die Ausarbeitung meiner „Beiträge"
zu dienen, dann ist sie vielfach bei meinen Vorträgen
über Maltechnik als instruktives Anschauungsmaterial
benützt worden.

t. Maltechnik des Altertums.
An der Fensterwand von links nach rechts
beginnend Anden wir Aegyptische Malereien.
Eine Reihe von Originalen (im unteren Pult) zeigen
die Art der Verwendung auf Holz, Leinwand und
als Kaschierung, wie sie zu Mumiensärgen, als
Mumienumhüllung oder in Form ganzer Toten-
masken vom ß. Jahrtausend v. Chr. bis zum Ende
der ptolomäischen Zeit üblich war. Die Nach-
bildungen (im oberen Teil des Kastens) sind nach
Vorbildern ägyptischer Museen in der gleichen
Technik angefertigt, wie es bei den Originalen
wahrscheinlich der Fall war, d. h. auf der Holz-
unterlage ist der Gips- oder Kreidegrund, mit
Leim angemacht, aufgetragen und glatt geschliffen;
darauf sowohl die Zeichnung als auch die Malerei
mit einer Ei- oder Gummitempera aufgemalt. Die
Technik der Leinwand-Kaschierung, des plastischen
Zierrats und der Firnisüberzug sind bereits in sehr
grosser Uebereinstimmung mit der ähnlichen
Technik des XIV. Jahrhunderts unserer Zeit.
Um die Maltechnik der Griechen und
Römer des Altertums zu illustrieren, folgen
(im oberen Teil des Kastens) einige Nachbildungen
alter Vasengemälde des archaischen, klassischen
und des reichen Stils, eine Monochrommalerei
nach einem in Ruvo gefundenen Wandgemälde —
diese vier nicht in der Technik der Originale —
zu dem Zwecke, um die Stilperioden zu kenn-
zeichnen, dann Tempera- und enkaustische Mal-
proben, zu welchen die im Fayüm gefundenen
Mumienbildnisse als Vorbilder dienten (im ganzen
neun Stück), endlich eine gemalte Mumienhülle
auf Leinwand späterer Zeit (Halbßgur mit Gold-
schmuck in plastisch erhöhter Technik) und zwei
Proben von Wachstempera (Mumienporträts) auf
Kreidegrund.
Im unteren Teil des Kastens sind farbige
Abbildungen und Photographien aufgelegt von
assyrischen Darstellungen in gebrannten, glasierten
Ziegeln, Zeichnungen, auf welchen altägyptische
Maler bei ihrer Arbeit zu sehen sind, römische
Malerwerkstätten (nach einem pompej. Wandge-
mälde, nach einem Grabrelief, nach einer Minia-
tur des Dioskorides), dann einige Photographien
nach antiken Gemälden (Muse von Cortona, auf
Schiefer gemalt; Kampfszene auf einem Steinsarko-
phag) , sowie nach einigen charakteristischen
Mumienbildnissen der Grafschen Galerie antiker
Porträts. (Schluss folgt.)
Ein Beitrag zur Perspektive — aber
ein praktischer!
Die wohl allen Künstlern bekannte Verwen-
dung des Gummibandes zur Vergrösserung von
Zeichnungen mittels des sogen. Pantographen
brachte mich auf den Gedanken, die Eigenschaft
des Gummibandes, sich in seiner ganzen Masse
 
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