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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 8
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Berger, Ernst: Neue Malerfarben, [4]: II. Bössenroths Tempera
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Probedrucke von Radierungen
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0036

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32

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 8.

sich zu nähern, es hegt ihr sehr gut das Fiotte
und Fiüssige, weniger das Trockene und Pastose."
Fiahe a. S., 20. Juni 1906.
S. von Sahwürk, Maier.
2. Herr Ernst Kiesling in Leipzig schreibt:
„Bössenroths Temperafarben habe ich
bisher nur auf Papier und Leinewand — auf
letzterer nur ais Untermalung — verwendet. Ich
habe diese Farben seit ihrem ersten Erscheinen
für meine Maizwecke benutzt und ihre guten
Eigenschaften schätzen geiernt. Meistens habe
ich sie bei meinen Maiereien nur mit Wasser
verdünnt und das Maimitte] spärlich in vereinzelten
Fähen hinzugezogen. Aber selbst da, wo ich sie
nur mit Wasser verarbeitete, habe ich gefunden,
dass sie im Hinblick auf die Leuchtkraft, also
Tiefe und Glanz des Tones, die vordem in den
Handel gekommenen Temperafarben übertreffen,
und selbst im aufgetrockneten Zustande einen
hohen Grad jener Durchsichtigkeit bewahren,
welcher im nassen Zustande der Farbe so über-
aus reizvoll wirkt. Sie bewahren im Gegensatz
zu manchen anderen Temperafarben die grösst-
mögliche Sattheit des ursprünglichen Tones und
nehmen nicht nach dem Auftrocknen ein mattes,
mehliges und kraftloses Aussehen an, welches
für den Maler nur in ganz vereinzelten Fällen
eine erwünschte Zugabe sein kann. Diese guten
Eigenschaften bewahren sich Bössenroths Tempera-
farben, gleichviel ob der Farbenauftrag dünn oder
pastös behandelt wird. Ferner möchte ich auch
ihre durch ein sorgfältiges Zerreiben der Farb-
teile bedingte Ergiebigkeit hervorheben. Um
Missverständnissen vorzubeugen, erwähne ich, dass
ich bis jetzt weder mit Gundermanns und
Boyers, noch mit der Tempera von Dr. Buss
& Co. Versuche angestellt habe."
Leipzig, 3. Juli 1906. Ernst Kiesling.
(Fortsetzung folgt.)
Probedrucke von Radierungen.
Maler-Radierer wird es interessieren, zu er-
fahren, dass der bekannte Wiener Maler Aug.
Roth ein Verfahren erfunden hat, wonach es
möglich ist, von einer radierten und entsprechend
für den Druck eingeschwärzten Platte ganz scharfe
Abzüge zu machen, und zwar ohne Benutzung
der Presse. Es geschieht dies, wie die „N. Fr. Pr."
berichtet, indem auf der Platte, ähnlich wie auf
der früher üblichen „nassen" photographischen
Platte, eine Kollodiumlösung aufgegossen und die
halb getrocknete Schicht mit einem entsprechend
präparierten Papier belegt wird. Nach dem voll-
ständigen Trocknen springt das Papier samt der
Kollodiumschicht von selbst ab (man kann es
aber auch durch ein von Roth angegebenes Ver-
fahren schon nach 5—6 Minuten ablösen), und
zeigt auf der allerdings glänzenden Fläche einen

haarscharfen Abdruck. Nicht nur für Radierer,
die keine Presse besitzen, ist dieses Verfahren
höchst wertvoll; überhaupt wird dadurch die
Platte während aller Versuchszustände vollständig
geschont, während jeder Pressendruck, wenn auch
anfangs unmerkliche Spuren auf der Platte zurück-
lässt. Man wird somit von der fertigen Platte
eine grössere Anzahl Abzüge hersteilen können
als bisher, wenn man für die ersten Zustände
das Rothsche Verfahren anwendet. Zu bemerken
ist noch, dass die Idee, hier Kollodium zu be-
nutzen, dem Erfinder vom Hofrat Dr. Gersuny
angegeben worden ist. Eine detaillierte Beschrei-
bung des ganzen, sehr einfachen Verfahrens ist
in der Monatsschrift „Deutsche Arbeit" zu finden.

Anfragen und Beantwortungen.
Herrn S. B. in München. — Wenn wir Ihre An-
frage recht verstehen, wünschen Sie die Angabe von
Hilfsbüchern, die Ihnen bei Ihren technischen
Experimenten nützlich sein und „von der Grun-
dierung bis zum Schluss eines Bildes guten Rat geben
könnten". Da Sie nicht angeben, in welcher Technik
Sie zu arbeiten gedenken, bleibt uns nichts anderes
übrig, als einzelne allgemeiner gehaltene Werke zu
nennen, die das Gewünschte enthalten, z. B. K. Raupp,
Handbuch d. Malerei, Leipz. 1904; W. Ostwald, Maler-
briefe, Leipz. 1904. Oelmalerei behandeln: H. Ludwig,
Techn. d. Oelma!., Leipz. 1893; L. H. Fischer, Wien
1898; Jännicke, Handbuch d. Oelma!., Stuttgart 1903
u. 1906; Bouvier, Braunschweig 1893; A. Hauser,
Anleit. z. Techn. d. Oelmal., München i89r. Ueber
Tempera bietet am meisten: P. Schuitze-Naum-
burg, Technik d. Mal., Leipz. t9oo (nur das Kapitel
„Farben" ist ungenau); dann E. Friedlein, Tempera
u. Temperatechnik, München 1906. Farbenchemie be-
handeln: F. Linke, Die Malerfarben usw-, Stuttg. 1904;
dann in ganz trefflicher Art A. H. Church, Chemistry
of Paints and Paintings, London 1901. Lassen Sie sich
den Kunstkatalog 1907 von Th. Ackermann, k. Hofbuch-
handlung, München, Promenadeplatz 10, zusenden und
event. einiges zur Auswahl vorlegen.
Herrn K. R. in Budapest. — Ihrem Wunsche, „deut-
sche Bücher zu bezeichnen, welche dasThema: Histo-
rische Entwicklung der Technik der Stein-,
Bronze - undTerracotta-Skulptur, ferner Malerei
und Architektur auf Grund der neuesten Forschungen
behandeln, da Ihnen die bekannten kunsthistorischen
Handbücher und Monographien nicht genügen", ist
schwierig nachzukommen. Vielleicht enthält das drei-
bändige Werk von B. Bücher, Geschichte d. techn.
Künste (Stuttgart t88o—1893), was Sie suchen. Falls
dieses Werk über technische Einzelheiten nicht er-
schöpfend Auskunft geben sollte, wären Spezialwerke
aus A. Hartlebens chemisch-technischer Bibliothek
(Verlag in Wien und Leipzig) oder Webers Illustrierte
Katechismen (Verlag in Leipzig) zu empfehlen. Kata-
loge besorgt Ihnen jeder Buchhändler. Für Maltechnik
kämen in Betracht: Berger, Beiträge zur Entwicklungs-
gesetz d. Maltechnik (München 1897—1904). Eastlake-
Hesse, Beitr. z. Gesch. d. Oelmal. (Wien 1907), event.
auch die in obiger Anfrage genannten Werke. Bezügl.
Architektur müssten wir genauere Angaben erbitten,
welches Gebiet der Baukunst Sie meinen; die Literatur
ist nach dieser Richtung ungemein ausgebreitet.

Verlag der Werkstatt der Kunst iE. A. Seemann, Leipzig).
 
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